Riesa. Das Riesaer Seifenwerk stellt noch in diesem Jahr seinen Betrieb ein. Das erfuhr die SZ aus Mitarbeiterkreisen. Die Gewerkschaft IG BCE und Geschäftsführer Axel Buchholz bestätigten entsprechende Informationen gegenüber der SZ. Demnach war die Entscheidung der knapp 70-köpfigen Belegschaft bereits Anfang der Woche von der Geschäftsleitung mitgeteilt worden. Buchholz leitet die Kappus-Gruppe, die ihren Sitz im baden-württembergischen Heitersheim hat.
Erst vor einer guten Woche hatte die Gewerkschaft IG BCE einen von ihr als wegweisend bezeichneten Tarifabschluss für das Kappus-Seifenwerk in Riesa verkündet: Zehn Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten bei zweieinhalb Wochenarbeitsstunden weniger als bisher (37,5 Stunden statt 40) hatten demnach als Verhandlungsergebnis zu Buche gestanden. Der Abschluss gelte rückwirkend ab Jahresbeginn und für zwölf Monate, hieß es.
Für Aufsehen hatte diese Nachricht insbesondere auch deshalb gesorgt, weil sich die Kappus-Gruppe zum zweiten Mal binnen weniger Jahre in einem Insolvenzverfahren befindet. Die Gewerkschaft hatte den jüngsten Tarifabschluss für Riesa auch als Signal gewertet, dass es für den Standort und seine Beschäftigten eine Perspektive gibt.
Das Riesaer Seifenwerk kann auf eine mehr als 100-jährige Geschichte in der Seifenproduktion zurückblicken. Nach der Wende war das Werk von der Kappus-Gruppe übernommen worden, die 2018 Insolvenz anmeldete. 2020 übernahm die Münchner Beteiligungsgesellschaft Ad Astra die Kappus-Gruppe aus dieser ersten Insolvenz heraus. 2022 meldete Kappus erneut Insolvenz an.
Nach SZ-Informationen gibt es inzwischen einen neuen Investor für das Unternehmen, der aber kein Interesse an dem als sanierungsbedürftig geltenden Riesaer Werk hat. (SZ/ewe)