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Ringen um neue Einkaufsmärkte in Hoyerswerda: Sind Befürworter fast am Ziel?

In Hoyerswerda sorgt das Neubau-Projekt „Neue Kühnichter Heide“ für viel Diskussionen und Streit. Jetzt soll das Vorhaben einen wichtigen Schritt nehmen: Es soll im Einzelhandelskonzept der Stadt Hoyerswerda verankert werden. Das hat Auswirkungen auf die gesamten Planungen.

Lesedauer: 3 Minuten

Sascha Klein

Hoyerswerda. Ein noch unbebautes Stück Fläche am Rande der Hoyerswerdaer Neustadt sorgt seit Monaten für Streit. Erst waren dort Bäume gefällt worden, obwohl eine Neubebauung noch in weiter Ferne ist. Dann ist die alte Kita, zuletzt genutzt als Obdachlosenheim, weggerissen worden. Seitdem wächst Gras auf dem Gelände, auf dem einmal die „Neue Kühnichter Heide“ stehen könnte. Das ist der Arbeitstitel für ein Gebiet mit neuen Einkaufsmärkten und neuen Wohnungen.

Seit Monaten wird um das Projekt gerungen. Zunächst muss Hoyerswerda jedoch ein neues Einzelhandels- und Zentrenkonzept beschließen. Erst dann würde eine „Neue Kühnichter Heide“ überhaupt Teil der gesamtstädtischen Planung werden.

Befürworter erhöhen den Druck

Für Befürworter könnte das Planungsdokument längst verabschiedet sein. Gegner kritisieren es, weil es zum einen die „Neue Kühnichter Heide“ möglich macht und zum anderen die Gefahr besteht, dass andere Einzelhandelsstandorte dadurch massiven Schaden nehmen – allen voran das Treff-8-Center, aber auch das Lausitz-Center. Beide Häuser lehnen einen Neubau an der Claus-von-Stauffenberg-Straße im WK IX ab.

Jetzt haben sich die Befürworter im Zeißiger Westphalenhof getroffen. Eingeladen hatten die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen von CDU, SPD, Freien Wählern und Die Linke in Hoyerswerda. Sie alle sehen im vorliegenden Einzelhandels- und Zentrenkonzept „die Grundlage für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung“.

Wir reden über ein Konzept für ganz Hoyerswerda. – David Osthof, Projektentwickler bei „Halsdorfer + Ingenieure Projekt GmbH“

Was für die Befürworter der „Neuen Kühnichter Heide“ mitentscheidend ist: Bei einem Ja zum Projekt würde Investor „Halsdorfer + Ingenieure Projekt GmbH“ die Erschließungskosten für neu entstehenden Wohnraum gleich mit übernehmen. Bauherren, im Gespräch ist vor allem der Hoyerswerdaer Großvermieter „Lebensräume eG“, würden mehrere hunderttausend Euro Erschließungskosten sparen.

Erschließung kostet zwei Millionen Euro

Die Erschließung, so betont der Geschäftsführende Gesellschafter Mario Halsdorfer, koste rund zwei Millionen Euro. Er erklärt: „Diese werden zum Großteil durch den dort entstehenden Handel finanziert. Das macht den anschließenden privaten Wohnungsbau, in enger Kooperation mit der Lebensräume Hoyerswerda eG, wirtschaftlich überhaupt erst möglich.“

Die Befürworter argumentieren: Wenn das Einzelhandels- und Zentrenkonzept in wenigen Tagen vom Stadtrat beschlossen würde, „könnte bereits im November 2025 der private Wohnungsbau in der ‚Neuen Kühnichter Heide‘ starten“, heißt es in einer Halsdorfer-Mitteilung.

Inzwischen legen die Projektbefürworter deutlich mehr Gewicht auf den entstehenden Wohnraum. „Auf diese Weise kann der dringend benötigte Wohnungsbau erfolgen und es profitieren Quartiere und Stadtgesellschaft gleichermaßen“, sagt Halsdorfer weiter.

100 neue Wohnungen könnten entstehen

Auch die Großvermieter Lebensräume und Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda betonen regelmäßig, dass Mieter immer dann interessiert seien, wenn moderner und/oder barrierearmer Wohnraum zu haben ist – mit modernen Zuschnitten. Viele nicht nachgefragte Wohnungen stünden leer. Demnach hätte Hoyerswerda nicht zu wenig Wohnungen, aber oftmals nicht die passenden für Interessenten. Bis zu 100 neue Wohnungen im WK IX – sowie Platz für Eigenheime – sollen etwas Abhilfe schaffen.

Wegen des Streits wackelt das Konzept

Wegen des Projekts „Neue Kühnichter Heide“ steht die gesamte Planung für das neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept in Hoyerswerda in der Kritik. Umstritten sind jedoch nur zwei Einzelteile: eine Einordnung der noch nicht gebauten „Neuen Kühnichter Heide“ in die Gesamtplanung und die Einordnung des „Treff-8-Center“, dem nur noch der Status eines Nahversorgers zugestanden werden soll.

„Wir reden über ein Konzept für ganz Hoyerswerda. Die ‚Neue Kühnichter Heide‘ ist wichtig, aber sie steht lediglich stellvertretend für den Anspruch, Nahversorgung, Wohnen und Infrastruktur in der Kernstadt künftig besser zu verzahnen“, so David Osthof, Projektentwickler bei „Halsdorfer + Ingenieure Projekt GmbH“.

Damit ein neuer Einkaufskomplex am Rande der Neustadt überhaupt eine Chance hat, haben die Initiatoren von Halsdorfer bereits Einschnitte in Kauf genommen. Die geplante Handelsfläche ist deutlich reduziert worden: von geplanten 6276 Quadratmetern (2021) auf aktuell 3350 Quadratmetern. So erwarten Kunden statt eines großen E-Centers eine große Edeka-Filiale. Zudem will sich dort Aldi ansiedeln. Ein Markt für Tierbedarf ist neben weiteren aus den Planungen gestrichen worden. Die Befürworter wehren sich nun gegen kritische Stimmen. Das neue Konzept sei nach den Anpassungen kein Sonderweg für dieses eine Projekt im WK IX. Kritiker dürften trotzdem nicht verstummen.

Was jetzt passieren soll: Die Befürworter der „Neuen Kühnichter Heide“ gehen davon aus, dass das neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept am 28. Oktober eine Mehrheit im Hoyerswerdaer Stadtrat findet und den Weg für weitere Planungen freimacht. „Ziel ist es, das Baurecht für das Nahversorgungszentrum bis Mitte 2026 zu erwirken“, heißt es in der Mitteilung von Halsdorfer. Das heißt: Hoyerswerdas Einzelhandel bekommt mehr Konkurrenz.

SZ

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