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Roboter ziehen ins Klassenzimmer ein

Lesedauer: 3 Minuten

Sachsen setzt auf Roboter, doch nur wenige können mit ihnen umgehen. Eine Dresdner Schule will das ändern.

Wer das altbackene Schulgebäude des Beruflichen Schulzentrums für Elektrotechnik (BSZ) in Dresden nur von außen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass gerade zwei hochmoderne Roboter in die Ausbildungsräume eingezogen sind. Mit einem leisen Surren senkt einer von ihnen am Dienstagnachmittag seinen Greifarm und schnappt sich einen schwarzen Würfel. Etwas steif, aber sehr präzise legt er den Plastikgegenstand an einer weißen Linie auf dem Anlagentisch wieder ab.

Seine Aufgabe ist es, die Würfel nach ihrem Material zu sortieren. Durch einen Magnetsensor unterscheidet der Roboter die Metallwürfel von den Plastikwürfeln. Sein „Chef“, Schüler Marc Bullmann, ist zufrieden. Er hat das Gerät über mehrere Wochen mit einer Software des Dresdner Start-Ups Wandelbots programmiert. Eine Etage weiter unten sortiert ein zweiter Roboter Reagenzgläser ein.

Marc Bullmann ist in wenigen Tagen fertig mit seiner Ausbildung und wird als Mechatroniker beim Fraunhofer Institut viel mit Robotern zu tun haben. Das Handwerkszeug dafür hat er nun bereits an der Berufsschule gelernt. Denn das BSZ für Elektrotechnik möchte das Interesse junger Menschen für die Robotik bereits in den Klassenzimmern fördern. Vor zwei Jahren reifte der Plan von Schulleiter Bernd Petschke, Robotertechnik an der Schule zu entwickeln. In Zukunft sollen vor allem Mechatroniker und Mechatronikerinnen, aber auch andere Interessierte vom BSZ und dem benachbarten beruflichen Gymnasium mit der Technik lernen.

Ein zweiter Roboter sortiert Reagenzgläser ein.
Ein zweiter Roboter sortiert Reagenzgläser ein.© ronaldbonss.com

Roboter sollen bei Personalmangel helfen

„Die Schüler können die Roboter nun frei programmieren“, sagt Jürgen Wagler, der als Ingenieur bei Wandelbots arbeitet. Das Robotikunternehmen hat die Software für die Schulroboter entwickelt. Am BSZ lernen die Azubis nun am praktischen Beispiel, wie Robotertechnik funktioniert. Mit der No-Code-Benutzeroberfläche von Wandelbots können auch Nutzer ohne Programmierkenntnisse Roboter anlernen.

In Zukunft sollen also auch Marc Bullmanns Mitschüler dem Gerät beibringen können, Würfel zu sortieren oder Reagenzgläser einzuordnen. Nach der Ausbildung, so der Plan, bringen die Nachwuchskräfte dann ihr Wissen in den Betrieben ein und sind schneller in der Lage, Roboter zum Schweißen, Schleifen oder Lackieren anzulernen. Auch in anderen Bereichen, wie der Medizin könnten die Roboter helfen – etwa beim Sortieren oder Bestücken von Medikamenten.

Die neuen Fachkräfte werden in vielen Unternehmen dringend gebraucht. Viele Betriebe können Aufträge bereits heute nicht mehr erfüllen, weil ihnen Personal fehlt. Mit Robotertechnik und dem entsprechenden Know-How könnten Lücken geschlossen werden. Jürgen Wagler von Wandelbots sieht vor allem im Mittelstand großes Potenzial, etwa in der Metallindustrie. Das Dresdner Start-Up arbeitet deswegen daran, eine einheitliche Software unter den Roboterherstellern zu etablieren. Diese kann dann an jedem Roboter mit einem Stift oder per Tablet programmiert werden.

Piwarz: „Digitalisierung ist mehr als WLAN an Schulen“

Die Robotikausbildung am BSZ ist rund um den Wirtschaftsstandort Dresden bisher einmalig. Für Schulleiter Bernd Petschke wird es allerhöchste Zeit, dass die Roboter in die Schule kommen, da der Unterricht zeitgemäß bleiben müsse. „Ansonsten reicht das alles nicht mehr für das, was Infineon und andere Unternehmen vorhaben“, sagt Petschke.

Die Roboter wurden extra für Lehrzwecke gebaut und kosten insgesamt knapp 150.000 Euro. Sie kommen vom dänischen Hersteller Universal Robots, die Steuerungstechnik unter dem Greifarm ist von Siemens. Das sächsische Kultusministerium fördert die Kooperation mit 95.000 Euro. „Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler auf die neuen Anforderungen im Berufsleben vorbereiten. Dazu gehört auch die Robotik“, sagte Kultusminister Christian Piwarz bei der Vorführung.

Das Projekt findet im Rahmen der Initiative „Digitale Schule“ statt und wird zudem von der Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden unterstützt. „Digitalisierung ist mehr als WLAN und die Ausstattung von Schulgebäuden“, sagte Piwarz. Neueste Techniken und benutzerfreundliche Software in der Ausbildung gehörten genauso dazu.

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