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Saatgutveredeler streiken in Lommatzsch: „Versuch, das Streikrecht zu untergraben“

Der Streik bei der Deutschen Saatgutveredelung in Lommatzsch geht weiter. Am Montag und Dienstag soll die Arbeit erneut ruhen, für mehr Geld, mehr Urlaub und einen Haustarifvertrag.

Lesedauer: 2 Minuten

Ines Mallek-Klein

Lommatzsch. Es ist Erntezeit. Geerntet wird nicht nur das reife Korn, um daraus Mehl zu mahlen. Geerntet werden auch die Ähren, die das Saatgut für das nächste Jahr liefern. Die Deutsche Saatgutveredelung mit Sitz in Leutewitz bei Meißen bewirtschaftet dazu eine Reihe von Feldern in der fruchtbaren Lommatzscher Pflege. Doch in diesem Jahr verzögert sich die Ernte, denn die Beschäftigten sind am Montag und Dienstag erneut zu Warnstreiks aufgerufen, wie die Industriegewerkschaft BAU mitteilt.

Die Beschäftigten fordern einen Haustarifvertrag sowie 350 Euro mehr pro Monat. Doch das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Lippstadt verweigere nach wie vor jegliche Gespräche, heißt es vonseiten der Gewerkschaft.

Der geht es darum, gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Haustarifvertrag auszuhandeln. „Wir wollen nicht länger einzeln vor dem Chef stehen und um bessere Bedingungen bitten müssen. Wir wollen als Belegschaft gemeinsam mit am Tisch sitzen und mitentscheiden, wie unsere Arbeit bewertet wird. Das ist unser Recht – und genau das wird uns verweigert“, sagt Mitarbeiterin Anne Thiele. Dabei gehe es um Respekt und Mitbestimmung, so Anne Thiele weiter.

Das ist ein klarer Versuch, das verfassungsrechtlich garantierte Streikrecht zu untergraben; – Christian Beck, Mitglied im IG BAU-Bundesvorstand

Für die Beschäftigten in Leutewitz ist es nicht der erste Warnstreik in diesem Jahr. Am Montag und Dienstag werden sie gemeinsam mit ihren Kollegen an der Firmenzentrale in Lippstadt, in Bückwitz in Brandenburg, im niedersächsischen Asendorf sowie im westfälischen Thüle ihre Arbeit niederlegen. Konkret fordern die Beschäftigten ein Lohnplus von 350 Euro pro Monat, drei zusätzliche Urlaubstage für Gewerkschaftsmitglieder und die Festschreibung der bisherigen betrieblichen Leistungen.

Die Hoffnung, dass die Unternehmensspitze einlenkt, hätte sich bislang nicht erfüllt. Es habe bislang keine Gespräche gegeben, im Gegenteil. Nach einem zurückliegenden Warnstreik seien Schreiben an die Beschäftigten verschickt worden, in denen man suggeriert habe, dass man sich bei einem Streik vorab beim Arbeitgeber abmelden müsse.

„Das ist ein klarer Versuch, das verfassungsrechtlich garantierte Streikrecht zu untergraben“, sagt Christian Beck, im IG BAU-Bundesvorstand unter anderem zuständig für die Landwirtschaftsbranche. Die Tarifautonomie sei ein Grundpfeiler der Demokratie und im Grundgesetz verankert. Sie erlaube Arbeitnehmern, gemeinsam über ihre Arbeitsbedingungen zu verhandeln – nicht zu betteln, sondern zu verhandeln. Doch die Deutsche Saatgutveredelung, die bundesweit 450 Beschäftigte zählt, verweigere genau diesen demokratischen Dialog, kritisiert Beck.

Arbeitskampf seit März

Bereits seit Ende März dieses Jahres haben die DSV-Beschäftigten an den fünf Standorten in Deutschland immer wieder ihre Arbeit niedergelegt, wenngleich sich nicht alle Mitarbeiter an den Standorten am Arbeitskampf beteiligen.

Die Deutsche Saatgutveredelung züchtet nicht nur das Saatgut für die kommenden Jahre, man betreibt auch intensive Forschung insbesondere auf der Suche nach Getreidesorten, die mit den neuen klimatischen Verhältnissen und der Trockenheit besser zurechtkommen, gleichzeitig weniger anfällig sind für Schädlinge und Krankheiten. Das Saatgut wird von den Mitarbeitern der DSV aufbereitet, veredelt und verpackt. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete die DSV-Gruppe im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Gewinn von rund elf Millionen Euro vor Steuern. Ein Erfolg, an dem die Beschäftigten beteiligt werden wollen.

SZ

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