Von Nora Miethke
Dresden. Wer nach Dresden zieht, kann sich immerhin online einen Termin zur Anmeldung seines Wohnsitzes holen, muss dann jedoch persönlich zum Termin im Bürgerbüro erscheinen. Der Antrag für den Führerschein oder die Abholung des Sperrmülls stehen ebenfalls online. Auf der Homepage der Stadt Dresden befindet sich eine ganze Liste, welche Behördengänge inzwischen elektronisch möglich sind. Auch wenn man denkt, das sind jetzt vielleicht nicht unbedingt die Behördenleistungen die ich brauche, ist das Angebot erheblich größer in anderen Bundesländern.
Sachsen hat schon 36 Prozent der Verwaltungsleistungen aus dem Onlinezugangsgesetz digitalisiert. Und überhaupt ist der Freistaat das digitalste Flächenland in Ostdeutschland, wenn man Berlin nicht berücksichtigt. Das zeigt eine neue Studie des Branchenverbands Bitkom e.V. Sachsen landet im ersten Bundesländerranking mit einem Indexwert von 59,5 Punkten auf Platz 8 im Mittelfeld. Die Top-3 in puncto Digitalisierung sind Hamburg, Berlin und Bayern. Die drei Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Der Bitkom Länderindex schaue darauf, was die Landesregierungen tun, um das Thema Digitalisierung voranzutreiben, erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Studie. Im Unterschied zu anderen Politikfeldern „haben die Länder bei der Digitalpolitik viel Spielraum. Sie hängen nicht vom Bund oder von der EU ab, sondern haben die Digitalisierung selbst in der Hand“, so Wintergerst. Das regelmäßig tagende Digitalkabinett und der „Digitalcheck“, der neue Gesetze auf Digitaltauglichkeit prüfe, zeigten den politischen Willen in Sachsen, die Digitalisierung voranzutreiben, lobt der Bitkom-Präsident. Daran scheine es in Thüringen zu fehlen. Dort müssten sich die Verantwortlichen fragen , „ob der politische Wille zur Digitalisierung so weit ausgeprägt ist, dass man zumindest im Mittelfeld mitspielen will“, sagt Wintergerst.
Der Bitkom hat für den Länderindex, der jetzt regelmäßig erscheinen soll, eine Fülle von Statistiken ausgewertet und eine repräsentative Umfrage unter insgesamt 5.600 Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt. Die Daten und Angaben flossen in vier Kategorien: Digitale Wirtschaft, Digitale Infrastruktur, Governance & digitale Verwaltung sowie Digitale Gesellschaft. Sachsen kann vor allem in den beiden letzten Kategorien punkten und landet dort jeweils auf Platz 3. Bei der Digitalkompetenz steht Sachsen deshalb so gut da, weil Informatik Pflichtfach ist in allen Schulformen mit 3 bis 4 Stunden in der Woche.
Nicht so gut schneidet Sachsen in den ersten beiden Kategorien ab. Bei der „Digitalen Wirtschaft“ landet der Freistaat im bundesweiten Vergleich auf Platz 12. Das liege laut Bitkom insbesondere an dem unterdurchschnittlichen Anteil an IT-Fachkräften. Er beträgt in Sachsen zwei Prozent, der Länderdurchschnitt ist 2,6 Prozent. Auch der Anteil der Informatikauszubildenden mit 2,8 Prozent und der Anteil der ITK-Unternehmen unter 2,5 Prozent von insgesamt rund 132.000 Firmen liegen unter dem Länderdurchschnitt. Bei Startup-Gründungen ist ebenfalls Luft nach oben. Im vergangenen Jahr wurden 2.489 Start-ups in Deutschland gegründet, 91 davon in Sachsen – halb so viele wie in Berlin.
Und bei der „Digitalen Infrastruktur“ landet Sachsen sogar nur auf dem 14. Rang. Zwar bestehe eine nahezu flächendeckende Verfügbarkeit von 5G. Doch bei allen anderen Faktoren schneide das Land „unterdurchschnittlich“ ab, vor allem die Gigabitversorgung von Unternehmen (55 Prozent) und Schulen (67 Prozent) sei gering, heißt es in der Studie. Hier ist Berlin Spitzenreiter mit einer fast hundertprozentigen Glasfaserversorgung.