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Sachsen entwickelt sich zum stärksten Start-up-Standort in Ostdeutschland

Der neue „Sachsen Start-up Monitor 2025″ zeigt, dass der Freistaat immer attraktiver für junge Wachstumsfirmen wird. Vor allem in Dresden und Leipzig. Aber es gibt noch Nachholbedarf.

Lesedauer: 2 Minuten

Nora Miethke

Dresden/Leipzig. Sachsen entwickelt sich zu einem spannenden und relevanten Start-up-Standort. Der Freistaat ist mit 698 aktiven Start-ups, über einer Milliarde Euro Investitionen seit 2020 und zwei Unicorns – Staffbase in Chemnitz und Sunfire in Dresden – im Aufwind. Das zeigt der erstmals erhobene „Sachsen Start-up Monitor 2025″, der am Freitag vorgestellt wurde. Start-ups, mit über eine Milliarde US-Dollar bewertet sind, werden als Unicorns bezeichnet.

Ergebnisse im Überblick

Hier die wichtigsten Ergebnisse des Start-up-Monitors: Rund zwei Drittel der 698 Start-ups sitzen in Dresden und Leipzig. Wenn man Berlin außen vor lässt, kann Sachsen die größte Anzahl aktiver Start-ups in Ostdeutschland vorweisen. Der Abstand zu Top-Standorten wie München und Berlin ist aber noch groß.

68 Prozent der Start-ups sind im B2B-Bereich aktiv, entwickeln also Produkte, Technologien und Dienste für andere Unternehmen. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im Bundesdurchschnitt, dort liegt der Anteil bei 56 Prozent.

96 Prozent der Gründerinnen und Gründer schätzen die Nähe zu Universitäten, 65 Prozent wurden aktiv durch Hochschulen unterstützt. Auch diese Werte liegen über Bundesdurchschnitt.

Fast jedes zweite Start-up in Sachsen hat schon Wagniskapital aufgenommen – mehr als etwa in Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg. Da spiegelt sich der starke Fokus auf Deep Tech wider, die Entwicklung von Technologien, die auf Forschungsergebnissen beruhen. Damit können bahnbrechende Innovationen gelingen, der Weg dorthin ist jedoch sehr teuer und braucht viel Kapital.

Anziehungskraft für ausländische Mitarbeitende gering

Es gibt aber natürlich auch noch Schwächen. Massiver Nachholbedarf besteht bei der Anziehungskraft für Talente aus dem Ausland. Da schneidet Sachsen aus Sicht der Gründer und Gründerinnen bei kulturellen Faktoren wie sprachliche Anforderungen (22 Prozent) und gesellschaftliche Offenheit (20 Prozent) schlecht ab.

Nachholbedarf besteht aber auch bei der Ermutigung von Gründerinnen. Allgemein sind Frauen in Start-ups in Deutschland und weltweit unterrepräsentiert, aber in Sachsen noch einmal stärker. In Sachsen liegt der Anteil an Gründerinnen mit 17 Prozent leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 19 Prozent.

Nadine Schmieder-Galfe, Mitgründerin des Biotechnologie-Start-ups DyNAbind GmbH und Zellmechanik Dresden, sieht es gerade als eine große Stärke Sachsens, dass Frauen hier Familie und Unternehmertum besser vereinbaren können. „Hier sollte man Stärken stärken durch den Aufbau von Vorbildern und Mentoring-Programmen“, sagte Schmieder-Galfe bei der Vorstellung.

Gründer wünschen sich mehr öffentliche Aufträge

Die Gründer und Gründerinnen haben noch weitere Wünsche an die Politik, wie mehr Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung und vereinfachte Zugänge zu öffentlichen Aufträgen. Davon würden beide Seiten profitieren, junge Unternehmen gewinnen verlässliche Kunden und der öffentliche Dienst wird digitaler und innovativer.

Nach Ansicht von Eric Weber, Chef des Leipziger SpinLab, das zu den führenden Gründungszentren Europas gehört, zeigt der Sachsen Start-up Monitor nochmals das Potenzial der sächsischen Start-up-Szene, insbesondere in Leipzig und Dresden.

„Stärken wie die Nähe zu Hochschulen oder eine starke Orientierung an Zukunftstechnologien waren die Grundlage für die Unicorns Staffbase und Sunfire“, so Weber.

Allerdings sind die Attraktivität für überregionale Fachkräfte sowie die Verfügbarkeit von privatem Wachstumskapital noch zu gering, um die Lücke zu Top-Standorten zu schließen. „Dazu wären fast doppelt so viele Start-ups pro Einwohner nötig“, so Weber.

Landesregierung will Gründungsförderung kürzen

Wolfram Günther, früherer Umwelt- und Energieminister von Sachsen und jetzt wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Landtag legt den Finger in die Wunde: „Während das Wirtschaftsministerium die Erfolge des sächsischen Start-up-Ökosystems lobt, wird im Hintergrund genau dort der Rotstift angesetzt“, betont Günther.

Die derzeitige Haushaltsplanung bedeute tiefe Einschnitte für die Gründungsszene: 70 Prozent weniger für die Gründungsförderung, 40 Prozent weniger bei der Beratungsförderung, kritisiert Günther.

SZ

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