Künftig dürfen Windräder in Sachsens Wäldern stehen. Unternehmen und Waldbesitzer prüfen nun erste Flächen. Auch dort, wo der Borkenkäfer wütet.
Lange galten Windräder in Sachsens Wäldern als No Go. Doch seit diesem Jahr können Energieunternehmen und Waldbesitzer Windräder im Forst errichten. Grundlage dafür bildet die im Landtag beschlossenen Flexibilisierungsklausel für Windkraft zum Jahresende. Seitdem prüfen Windkraftunternehmen und Waldbesitzer, inwiefern auf bestimmten Forstflächen Windkraftanlagen gebaut werden können.
„Wir sind sowohl mit Privatpersonen, als auch mit Ansprechpartnern der öffentlichen Hand im Gespräch zu Windenergieprojekten im sächsischen Wald“, sagt Sprecherin Sandy Richter von der in Dresden ansässigen VSB-Gruppe, die auf Wind- und Photovoltaikparks spezialisiert ist. Auch der in Meißen ansässige Energieparkentwickler UKA erklärt, dass er derzeit mit dem Sächsischen Waldbesitzerverband im Austausch stehe, um Windkraftanlagen im Forst zu errichten.
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Welche konkreten Flächen ins Auge gefasst werden, dazu wollen sich die angefragten Energieunternehmen unter anderem der Konkurrenz wegen nicht äußern. Sie fokussieren sich insbesondere auf intensiv genutzte Forstflächen, heißt es auf Anfrage von Saechsische.de. Darunter fallen Kiefern- und Fichtenmonokulturen sowie Flächen, die durch Sturm, Austrocknung und Borkenkäfer geschädigt wurden. Ökologisch wertvolle Mischwälder sind hingegen für die Unternehmen tabu.
Wald ist nicht gleich Wald
Nach Angaben des sächsischen Energieministeriums dürfen auf knapp zwei Dritteln aller Waldflächen keine Windkraftanlagen errichtet werden, weil sie unter Naturschutz stehen. Weitere 25 Prozent müsse man im Einzelfall prüfen. Somit kommt das Ministerium zum Schluss, dass auf zehn Prozent der gesamten sächsischen Waldfläche Windräder in Hinblick auf naturschutz- und wasserrechtliche Belange ohne weiteres errichtet werden dürfen. Hier könnten jedoch andere Faktoren zum Ausschluss führen.
Für jedes Windrad im Wald müssen die Unternehmen dann einen Ausgleich schaffen: „Pro Windenergieanlage werden im Wald etwa 0,5 Hektar dauerhaft in Anspruch genommen“, sagt VSB-Sprecherin Richter. Diese müssen an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden.
Windräder im Wald: Sachsen bildet Schlusslicht
In anderen Bundesländern wie Bayern oder Brandenburg wird die Windenergie im Wald bereits seit Jahren genutzt. So standen 2021 in Deutschland 2.086 Windenergieanlagen im Forst. Das macht 0,008 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche aus, heißt es von der VSB-Gruppe. Die Windkraftunternehmen sehen darin die Chance, das von der Bundesregierung gefasste Ziel zu erfüllen, zwei Prozent der Landflächen bis 2032 verpflichtend für Windenergie auszuweisen. Gerade, weil die Offenlandflächen für Windenergie wegen der Abstands- und Naturschutzregeln in Sachsen knapp gesät sind.
Zudem könnten damit die Forstbetriebe weitere Pachteinnahmen erhalten, was gerade den Förstern zugutekäme, die mit dem Waldumbau und der Wiederbepflanzung auf den geschädigten Flächen genug Kosten zu tragen haben. „Die erwartbaren Einkünfte aus dem Energieverkauf kämen den katastrophal gebeutelten Forstbetrieben zu Hilfe, um auch ohne Holzerlöse die notwendigen Waldpflegen durchführen zu können“, erklärt Geschäftsführer Hans Kraske vom Sächsischen Waldbesitzerverband. „Auch die vielen waldbesitzenden Gemeinden stehen vor enormen Problemen, nachdem die Erlöse aus dem Wald dank Borkenkäfer und Co. ausfallen. Da könnten Einnahmen aus der Windkraft die kommunalen Haushalte stützen“, führt er fort.
Bis der Wind jedoch genutzt wird, können nach Angaben der Unternehmen von der Idee bis zur Inbetriebnahme bis zu fünf Jahre vergehen.
Ziel des sächsischen Energieministeriums ist es jedoch, Windräder vorrangig nicht im Wald, sondern auf offenen Flächen nahe von Gewerbegebieten zu errichten. So könnten diese vom Grünstrom direkt profitieren.