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Sachsens Bäcker-Genossenschaft: Strom-Infrastruktur nicht ausreichend

Die im Klipphausener Ortsteil Groitzsch ansässige Bäcker- und Konditorengenossenschaft steht an einem Scheideweg: in Deutschland investieren oder ins Ausland gehen?

Lesedauer: 2 Minuten

Uta Büttner

Klipphausen. Zum Kerngeschäft der Bäcker- und Konditorengenossenschaft Ost (Bäko) gehört die Beschaffung und Belieferung von Bäckereien und Konditoreien mit Rohstoffen und Zubehör in Sachsen und Brandenburg. Mit ihren Kühlhäusern gehört sie zu einer energieintensiven Branche. Schon jetzt habe sie mit Stromausfällen zu kämpfen, erklärt der geschäftsführende Vorstand, Daniel Linke.

Welche weiteren Probleme zukünftig anstehen, wenn vollständig auf E-Mobilität umgestellt werde, rechnete Linke nun in einer Brandrede den Klipphausener Gemeinderäten vor. Er mahnte, dass Unternehmen langfristige Planungssicherheit bezüglich der Energiequellenart benötigten. „Wir müssen wissen, womit wir planen sollen, dann kriegen wir die Lösung auch hin“, sagte er.

Bäko-Chef: Strommenge reicht nicht für reine E-Flotte

Die Versorgung müsse stabil sein und der Energiepreis stimmen. „Wir müssen jetzt beispielsweise eine Entscheidung über eine Investition in Kühltechnik treffen.“ Dabei gebe es auch Überlegungen, ins Ausland zu gehen. „Eine schwierige Entscheidung. Sie ist noch nicht getroffen. Wir können uns diese Energiepreise, dieses ewige Hin und Her, nicht mehr leisten.“ Aktuell hat die Bäko Ost bereits eine Tochtergesellschaft im polnischen Wroclaw.

„Wir stehen momentan an einem Scheideweg, wo wir Investitionsentscheidungen treffen müssen: Wie werden wir in Zukunft zum Beispiel die Ware zum Bäcker fahren?“, fragte Daniel Linke. Um die Problematik zu verdeutlichen, nannte er Zahlen: So habe die Genossenschaft in den Jahren 2021 und 2022 jeweils knapp sechs Gigawattstunden (GWh) an Energie benötigt. In dieser Summe eingeschlossen sei der Verbrauch an Diesel für die Fahrzeuge.

Da müsste ich mich im Prinzip mit den Einwohnern in Groitzsch einigen, wer dann Fernsehen guckt. – Daniel Linke, geschäftsführender Vorstand Bäko Ost

Wenn die Bäko nun ihre gesamte Flotte, einschließlich Lkw, auf Elektro umstellen würde – was aus verschiedenen Gründen nicht funktionieren würde, wie er sagte –, brauche er in Summe 2,2 Gigawatt Strom mehr als jetzt. „Das ist eine Strommenge, die ich derzeit nicht über das Netz zur Verfügung gestellt bekomme. Bei 1,6 Gigawatt Jahresleistung ist Feierabend. Mehr kann der Netzbetreiber uns leider nicht zur Verfügung stellen.“

Auch Mini-Stromausfälle sind ein Problem

In Deutschland wurden laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr rund 430.000 GWh Strom erzeugt. 59,4 Prozent davon kamen aus erneuerbaren Energien. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 2,3 Prozent auf rund 256.000 GWh.

Der Primärenergieverbrauch, also die gesamte verbrauchte Energie einschließlich Wärme und Treibstoff, wurde laut dem Verein Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen im Jahr 2023 in Deutschland lediglich zu 19,6 Prozent aus erneuerbaren Energien bezogen. Sollen hier fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt werden, steige der Strombedarf enorm, was Unternehmen vor enorme Herausforderungen stelle.

So habe die Bäko einmal durchrechnen lassen, was deren Strombedarf wäre, würde sie auf Elektro-Lkw umstellen. Unter Berücksichtigung von Reichweite und benötigter Ladezeiten könnten acht Lkw rein theoretisch auf Strom umgestellt werden, erläuterte Linke.

Bei einer benötigten Ladeleistung von 120 kW pro Lkw sind das in Summe 960 kW, die benötigt werden. „Da müsste ich mich im Prinzip mit den Einwohnern in Groitzsch einigen, wer dann Fernsehen guckt, weil nachts die Lkws laden und es fürs Fernsehen nicht mehr reichen wird.“ Wie das also bezüglich Ladeinfrastruktur und dem derzeit begrenzten Gesamtanschluss von 1.600 kW funktionieren solle, diese Frage könne er derzeit auch nicht beantworten.

Ein weiteres Problem sei der Stromausfall. Und zwar nicht der längere, für ein bis zwei Stunden. Da helfen Notstromaggregate. Die plötzlichen, kurzfristigen Unterbrechungen der Stromversorgung seien problematisch. „Hier genügen Millisekunden, um größere Schäden zu verursachen“, sagte Linke.

Als Lösung sehe die Bäko die Errichtung des seitens der Gemeinde Klipphausen geplanten Bürgerkraftwerkes. Die Genossenschaft könne sich deshalb vorstellen, sich an dem Projekt zu beteiligen, informierte Daniel Linke. „Wenn wir hier verlässlich Strom kriegen, dann können wir sicherlich auch in die Zukunft planen. Heute kann ich das schwer.“

SZ

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