Leipzig. Mit großer Spannung blicken Sachsens Einzelhändler auf das kommende Weihnachtsgeschäft. Nach den Rückgängen in den vergangenen Jahren hoffen sie jetzt darauf, dass endlich mehr ausgegeben wird. Laut Wirtschaftswissenschaftlern sollten die Unternehmer aber nicht zu viel erwarten. Denn die Unsicherheit in der Bevölkerung sei weiter groß, ebenso die Sparneigung.
„Wir sind Optimisten und Realisten zugleich“, sagt Gunter Engelmann-Merkel vom Handelsverband Sachsen. „Geschenkt wird immer. Weihnachten ist für uns das wichtigste Fest im Jahr. Und wir hoffen sehr, dass viele die Innenstädte mit den Weihnachtsmärkten und den festlichen dekorierten Geschäften aufsuchen.“
Einzelhandel ist drittgrößter Wirtschaftszweig des Landes
Zugleich macht der Interessenvertreter des Handels darauf aufmerksam, dass seit der Corona-Pandemie die Konsumfreude nicht wiedergekehrt sei. „Geld ist da, zugleich leider auch die Sparneigung. Vielleicht wird es in diesem Jahr ja besser.“ Der Einzelhandel ist nach Industrie und Handwerk der national drittgrößte Wirtschaftszweig.
Von verhaltener Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft spricht Thomas Oehme, Centermanager der Promenaden im Leipziger Hauptbahnhof und Vorsitzender des Vereins City Leipzig Marketing. Die Branche mache sich Sorgen. Dass viele Konsumenten Geld lieber beiseitelegen, sei ein Problem für den Handel.
Leipzig lockt viele Besucher von außerhalb an
Er sei dennoch zuversichtlich, erklärt Oheme. „Wir haben immer noch eine wunderschöne Innenstadt. Viele Leute kommen gern in die City, auch wenn sie bewusster kaufen.“ Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt würden zusätzlich Menschen in die Stadt locken.
Robin Spanke, der Leipziger Citymanager, verweist zudem auf die Entwicklung der Passantenströme. „Trotz kleiner Schwankungen, die saisonalen Einflüssen oder Veranstaltungen geschuldet sind, zeigt der allgemeine Trend nach oben. Besonders erfreulich ist, dass wir vermehrt auch Besucher von außerhalb Leipzigs verzeichnen, was die Attraktivität unserer Innenstadt unterstreicht.“
Wohl kein allzu starkes Weihnachtsgeschäft
Insgesamt sei von keinem allzu starken Weihnachtsgeschäft auszugehen, heißt es vorsichtig beim Wirtschaftsinstitut Ifo in Dresden. „Zwar scheint sich die Konsumlaune der Deutschen und Sachsen aktuell zu verbessern, jedoch ist die Entwicklung als verhalten zu bezeichnen“, sagt Ifo-Wissenschaftler Robert Lehmann. Die Umsätze im sächsischen Einzelhandel seien zuletzt „verhalten aufwärts gerichtet“ gewesen.
Zwar scheint sich die Konsumlaune der Deutschen und Sachsen aktuell zu verbessern, jedoch ist die Entwicklung als verhalten zu bezeichnen
Robert Lehmann, Wirtschaftswissenschaftler
„Die Unsicherheit in der Bevölkerung ist immer noch allgegenwärtig“, ergänzt Ifo-Vizechef Joachim Ragnitz. Viele würden sich etwa immer noch fragen, ob die Wärmepumpenpflicht doch noch kommt. Sie halten vorsorglich Geld für die Installation zurück. Generell sei zu beobachten, dass die Sparquote der Sachsen hoch ist. „Das ist in ganz Ostdeutschland und auch im Westen so.“
Bessere Einkommensaussichten bei den Deutschen
Im September hatte sich die Verbraucherstimmung in Deutschland wieder etwas erholt. Das Konsumklima profitiere aktuell vor allem von verbesserten Einkommensaussichten und einer etwas weniger pessimistischen Anschaffungsneigung, sagt Rolf Bürkl vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen, das das GfK-Konsumklima herausgibt.
Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung verbessern sich, erklärt der Konsumexperte. Dämpfend auf die Erholung des Konsumklimas wirke allerdings die Sparneigung, die erneut angestiegen sei.
Wechselhafte Stimmung bei den Verbrauchern
Die gegenwärtige Stimmungslage unter den Verbrauchern sei labil, meint Bürkl weiter. „Neben den bekannten negativen Einflussfaktoren, wie Kriege, Krisen und Inflation kommt seit wenigen Monaten wieder der Arbeitsmarkt als Faktor dazu.“
Laut GfK-Angaben steigt die Kaufkraft bundesweit pro Kopf in diesem Jahr um 767 Euro auf 27.848 Euro – und damit stärker als die Verbraucherpreise. Sachsen liegt mit einer Kaufkraft von 25.292 Euro auf Platz 12 aller Bundesländer, gefolgt von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Schlusslicht ist Bremen (24.702 Euro), Spitzenreiter Bayern mit 30.130 Euro.