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Sachsens Mittelständler verschlafen die Digitalisierung

Weil nur eines von fünf Unternehmen im Freistaat bislang in seine digitale Zukunft investiert hat, drohen der Region massive Wettbewerbsnachteile.

Lesedauer: 2 Minuten

Sachsens Unternehmer investieren lieber in neue Fabrikhallen und Maschinen als in kluge Köpfe und digitale Geschäftsideen. Das ist das Fazit einer Analyse der Hypovereinsbank, die René Babinsky, Leiter des Firmenkundengeschäftes Sachsen, am Donnerstag in Dresden vorstellte.Demnach haben die 70  000 Mittelständler in den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Dresden seit 2016 rund 255 Millionen Euro in die Digitalisierung investiert. Das entspricht nicht nur einem Zwölftel dessen, was im gleichen Zeitraum in Bauten und Anlagen geflossen ist. Um mit den anderen Wirtschaftsregionen Deutschlands mitzuhalten, müssten die Firmen gut das Doppelte ausgeben, sagt René Babinsky.
Besonders groß sei laut der Studie, die auf dem KfW Mittelstandspanel basiert, der Investitionsbedarf im verarbeitenden Gewerbe, im Fahrzeugbau und im Gesundheitswesen. Es sind jene drei Wirtschaftszweige, die für rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung in der Region stehen. „Es ist ein Fehler zu verharren, die Firmen nehmen sich und der Region viele Chancen“, warnt René Babinsky, der zugleich mahnte, die Digitalisierung breiter anzugehen. Im Durchschnitt investierte jedes Unternehmen 18 000 Euro. Die flossen aber in den seltensten Fällen in die Digitalisierung von Produkten oder Dienstleistungen. Stattdessen wurde mehr als jeder zweite Euro für neue Rechner oder Server ausgegeben, so der Firmenkundenchef.
Am fehlenden Geld, so Babinsky, könne die Zurückhaltung nicht liegen. Die Eigenkapitalquote der sächsischen Mittelständler ist nach zehn Wachstumsjahren auf 30, vereinzelt sogar 50 Prozent gestiegen. Entsprechend haben vier von fünf Unternehmen ihre Investitionen in die Digitalisierung bisher ausschließlich aus laufenden Einnahmen oder Rücklagen bezahlt.
Doch genau hier lauert nach Einschätzung des Bankers eine wesentliche Gefahr für die kleinen und mittelständischen Firmen. Der digitale Transformationsprozess ist nicht nur schwer zu kalkulieren. Er bindet auch viel Arbeitskraft, oft über Wochen und Monate hinweg. „Die Kosten schlucken mittelfristig Liquidität, die die Unternehmen als Puffer für schwankende Auftragslagen brauchten“, so René Babinsky. Firmen seien daher gut beraten, ähnlich wie bei Sachinvestitionen, eine Mischfinanzierung aus Eigenmitteln, Bankkrediten und Fördergeldern zu nutzen. „Die KfW und, speziell in Sachsen, auch die Sächsische Aufbaubank haben maßgeschneiderte Förderprogramme aufgelegt. Auch wir stehen bereit, bislang fehlen oftmals die geeigneten Projekte von Firmen“, so der Banker. Er räumt ein, dass die Kreditierung des Digitalisierungsprozesses die Banken vor Herausforderungen stellt. Man wettet auf ein neues Geschäftsmodell und muss dazu die Branche und ihr Innovationspotenzial gut kennen“, so René Babinsky. Immerhin, es gibt positive Beispiele. Ein Unternehmen der Luftfahrtbranche hat die viele Jahre von Hand durchgeführte Dokumentation der Montageschritte digitalisiert. Das spart Zeit und liefert wertvolle Informationen für die Wartung. Und es gibt Händler, die von Sachsen aus ihre Waren weltweit versenden. „Das Potenzial ist da, die Mehrzahl der Firmen muss es nur endlich auch nutzen“, plädiert Babinsky.

 

Von Ines Mallek-Klein

Foto: Jürgen Lösel

 

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