Von Andrea Schawe
Dresden. Weihnachtszeit ist in Sachsen auch Reisezeit: In der Adventszeit besuchen wieder viele Touristen den Freistaat. Rückmeldungen zum Weihnachtsgeschäft stimmten vorsichtig optimistisch, sagte Jörg Markert, der Präsident des Landestourismusverbandes. Das jüngste Winterwetter habe zudem zu mehr Buchungen kurzfristig entschlossener Wintersportler geführt. „In den Wintersportzentren gibt es eine gute Buchungslage bis in den Januar.“ Auch das Erzgebirge sei als Reiseziel über den Jahreswechsel sehr gut gebucht.
Für die Städte bedeute der Dezember ein Umsatzplus im Einzelhandel. „Hier werden vor allem Tagestouristen aus dem ostdeutschen Einzugsgebiet erwartet sowie aus Tschechien und Polen. Und die Weihnachtsmärkte vermitteln eine Normalität, die in den letzten zwei Jahren so nicht gegeben war“, so Markert.
Doch auch die Weihnachtszeit kann die Verluste nicht ausgleichen. Trotz des langsamen Aufschwungs in diesem Jahr werden die Ergebnisse aus dem Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie noch nicht erreicht.
7,1 Millionen Gäste besuchten Sachsen im Jahr 2022
Bis Jahresende rechnet der Landestourismusverband für Sachsen mit 7,1 Millionen Gästen und 18 Millionen Übernachtungen. Das wären fast doppelt so viele wie im Vorjahr, als Hotels und Betriebe monatelang geschlossen waren. Die Zahlen liegen aber immer noch 13 und 16 Prozent unter denen aus dem Rekordjahr 2019.
2022 hatte die Branche mit der ausgefallenen Wintersaison, Inflation, Konsumzurückhaltung, der Energiekrise und den Waldbränden in der Sächsischen Schweiz zu kämpfen. Die Tendenz sei aber positiv, so Markert. Nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen im Juni lief das Geschäft vor allem im Sommer gut. Die Stadt Leipzig und das Umland sowie das Vogtland konnten etwa so viele Besucher wie 2019 verbuchen.
Freizeitwirtschaft und Gastronomie leiden unter den Krisen
Für eine ganzjährige Auslastung sind in Sachsen auch Tagesgäste und Ausflügler wichtig. Hier wieder aufzuholen bleibe eine Herausforderung, so Direktor Manfred Böhme. Zwar konnte im Tagesreiseverkehr bis Pfingsten wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden, seit September liegen die Zahlen aber bis zu 20 Prozent darunter. „Die Freizeitwirtschaft war und ist mit am stärksten von den Auswirkungen der Krisen betroffen.“ Freizeiteinrichtungen und Gastronomie leiden derzeit stark unter Inflation, Preissteigerungen und dem Sparverhalten.
Ausländische Gäste fehlen in den Großstädten
Dresden, Leipzig und Chemnitz waren in den vergangenen Jahren bei ausländischen Gästen für Städte- und Kulturreisen beliebt. Doch bisher kommt ein Drittel weniger Touristen aus dem Ausland nach Sachsen. Leipzig könne das teilweise kompensieren, hier ziehe die Kombination aus Stadt und Umgebung mit Burgen- und Heideland auch immer mehr deutsche Urlauber an.
In Dresden fehlen vor allem die Touristen aus Asien und Russland. Der asiatische Markt sei durch die Pandemie komplett zusammengebrochen, viele Flugverbindungen derzeit noch nicht wieder verfügbar. Die Verbindungen nach Russland wurden durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine gestrichen.
Gäste wollen individuell reisen und Urlaub in der Natur
Besonders beliebt ist Camping und Urlaub mit dem Reisemobil. Der Trend zum autarken Reise wurde durch die Pandemie noch verstärkt. Sachsen habe bei Camping- und Caravaning-Plätzen einen enormen Nachholbedarf. Nur etwa drei Prozent der bundesweiten Stellplätze befinden sich in Sachsen.
In diesem Segment brauche es eine Weiterentwicklung. Dabei soll der Fokus zuerst auf die Kur- und Badeorte sowie die Gemeinden mit Schlössern und Burgen gerichtet werden. Der Landestourismusverband will Kommunen dafür sensibilisieren, die Infrastruktur auszubauen – dafür gebe es auch Förderprogramme vom Freistaat. „Damit sprechen wir eine Klientel an, die eine gewisse Kaufkraft mitbringt“, sagte Jörg Markert. Der Caravan-Tourist gebe im Durchschnitt 50 Euro pro Tag aus, für Kultur, Museen und Gastronomie.
Sachsen will auch den Aktivtourismus weiter voranbringen. Wandern und pilgern seien ein Trend, hier sollen besonders die ehrenamtlichen Strukturen weiter gestärkt werden.
Pandemie verstärkt Fachkräftemangel
Die Corona-Pandemie hat Probleme der Branche wie den Fachkräftemangel verschärft und Zukunftsthemen wie Digitalisierung in den Fokus rücken lassen – beide Handlungsfelder bleiben auch 2023 zentral. Der Verband will Klein- und Kleinstunternehmen unterstützen, damit sie die Potenziale der Digitalisierung nutzen können. Außerdem müsse weiterhin in Nachwuchsförderung investiert und Werbung für Berufe in der Tourismusbranche gemacht werden. (mit dpa)