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Sachsens Unternehmer in Sorge um Energiesicherheit

Die große Wirtschaftskrise ist ausgeblieben. Doch sächsische Firmenchefs sind verunsichert, wie eine neue Umfrage der Handelskammern zeigt. Einige Branchen schaffen trotzdem Jobs.

Lesedauer: 2 Minuten

Fabrikarbeiter in blauem Overall steht auf einer Führerbrücke einer großen Industrieanlage.
Hier fließt Energie - aber viele Unternehmen sind unsicher, ob sie künftig sicher und bezahlbar ist. Für Sachsens Firmenchefs ist das laut Umfrage das Hauptrisiko.

Dresden. Der befürchtete große Einbruch der sächsischen Wirtschaft in der Energiekrise ist ausgeblieben. Für dieses Jahr rechnen die Unternehmer nur noch mit einem leichten Rückgang oder einer Seitwärtsbewegung. Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK), berichtete am Dienstag in Dresden dennoch von einer „starken Verunsicherung“ der Firmenchefs.

Laut Kirpal haben die Unternehmen keine Klarheit darüber, wie ihre Energieversorgung in den kommenden Jahren „sicher und bezahlbar“ gestaltet werden könne. Kirpal führt selbst einen Betrieb in Wermsdorf, der Energieanlagen herstellt. Er sagte, der staatliche Preisdeckel sei zunächst die „richtige Weichenstellung“, gelte aber nur bis 2024. Was dann? Hohe Energiepreise bedrohten weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Planung und Bau neuer Stromleitungen kämen kaum voran, sagte Kirpal. Für Wasserstoff als häufig genannten Stromspeicher der Zukunft gebe es noch keine grundlegende Infrastruktur. Vorige Woche hatte der Braunkohlekonzern Leag angekündigt, seine Kraftwerksstandorte wasserstofffähig zu machen.

Die Prognosen der sächsischen Unternehmer sind nicht mehr so pessimistisch wie im Herbst, aber die roten Balken sind weiterhin größer als die grünen. Das steht für trübe Aussichten.

Industrie fordert Offenheit für alle Energie-Technologien

Die sächsischen Handelskammern fordern, die Abgaben auf Energie zu senken. Eine Diskussion über einen früheren Ausstieg aus der Kohleverbrennung als geplant nennen sie „deplatziert“. Vielmehr müssten alle verfügbaren Energieerzeugungsanlagen zur Sicherheit der Versorgung beitragen. Die Politik müsse gegenüber allen Technologien offen sein.

Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen hat sich laut jüngster Umfrage der sächsischen Handelskammern mit 1.665 Teilnehmern seit Herbst leicht verbessert – damals herrschte Angst vor Energieausfällen. Für dieses Jahr rechnen aber 32 Prozent der befragten Firmen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage, 15 Prozent mit einer Verbesserung.

Vier von zehn Chefs zweifeln an Wettbewerbsfähigkeit

Mit Investitionen halten sich die Unternehmen zurück, zumal die Zinsen für Kredite gestiegen sind. Laut Kammerpräsident Kirpal hat knapp ein Drittel der Betriebe in Energieeffizienz investiert. Doch ähnlich viele stellten Investitionen zurück, weil sie mit dem Geld ihre Rechnungen bezahlen müssten.

40 Prozent der Unternehmer können laut Umfrage noch nicht abschätzen, ob ihr Geschäftsmodell künftig noch wettbewerbsfähig ist. Derzeit machen 15 Prozent der Firmen Verluste – zur Hochzeit von Corona waren es allerdings doppelt so viele. Industrie und Dienstleister planen trotzdem, insgesamt zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Maschinenbau und Halbleiterindustrie erwarten wieder steigende Exporte. Bei Bau, Verkehr und Handel dagegen überwiegen Abbaupläne.

Viele Firmen nennen als großes Risiko auch den Arbeitskräftemangel. Der Arbeitsmarkt in Sachsen sei „leergefegt“, außer eigener Ausbildung sei Zuwanderung nötig. Der Chemnitzer Kammergeschäftsführer Martin Witschaß schlug vor, Zuwanderern die Jobsuche zu erleichtern. Statt ihnen zunächst Sprachkurse vorzuschreiben, sollten sie die auch berufsbegleitend absolvieren können, notfalls abends und online. Sprachkurse im Internet seien nicht unbedingt schlechter als in Gruppen, manchmal sogar individueller.

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