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Sächsische Schweiz bekommt neuen Ort für Genießer

Torsten Voß betreibt in Cunnersdorf bei Gohrisch ein kulinarisches Kleinod: mit Kochschule und Gewürzmanufaktur. Nun plant er an einem eigenen Restaurant.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht Torsten Voß in seiner Küche
Unternehmer und passionierter Koch: Torsten Voß betreibt in Cunnersdorf bei Gohrisch eine Kochschule. Ab Herbst soll ein eigenes Restaurant folgen. © Karl-Ludwig Oberthür

Von Katarina Gust

Es ist die Wiege des Tourismus in der Sächsischen Schweiz: Schon 1868 wurden in Gohrisch die ersten Urlauber begrüßt. Der kleine Ort ist damit die älteste Sommerfrische in der Sächsischen Schweiz. Nicht nur Gohrisch selbst, auch die Ortsteile sind heute beliebte Adressen. Zum Beispiel Cunnersdorf, das trotz seiner nicht einmal 500 Einwohner insgesamt drei Gasthäuser vorzuweisen hat: die Katzsteinbaude, das Jagdstübel und das Hotel Deutsches Haus.

In diesem Jahr soll eine vierte kulinarische Adresse dazu kommen. Ein Restaurant, das Torsten Voß eröffnen will. Der Unternehmer stammt ursprünglich aus dem Norden. In Cunnersdorf lebt er seit 2020. Damals kaufte er zusammen mit seiner Frau Stephanie einen Dreiseithof, ruhig gelegen am Ortsausgang in Richtung Kleingießhübel. Idylle pur, die Torsten Voß und seine Frau ganz bewusst gesucht haben. Zuvor waren sie in Dresden verankert. Voß war unter anderem als Unternehmensberater für namhafte Firmen tätig, half anderen Betrieben Krisensituationen und Insolvenzen zu meistern. „Irgendwann wollte ich mich aus der Beraterei herausziehen“, sagt Torsten Voß.

Flucht aus der Stadt aufs Land nach Cunnersdorf

Auch die Hektik und das Stadtleben in Dresden schmeckte ihm nicht mehr. Zusammen mit seiner Frau entschied er deshalb – wir wollen raus aufs Land. Auch, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen – den zu kochen. „Kochen hat mich mein ganzes Leben begleitet“, erzählt er. Schon als Kind habe er sich dafür interessiert. Zu verdanken hat er das auch seiner Großmutter, die als Köchin auf einem Gut in Ostpreußen gearbeitet hat.

Voß wollte ursprünglich selbst Koch werden, entschied sich dann aber für eine andere Karriere. Doch das Kochen ließ ihn nicht los. „Als wir nach einem Grundstück auf dem Land gesucht haben, hatte ich das immer im Hinterkopf“, sagt er. Und auch seine Frau wollte den Neuanfang. Einen, der mit Gastlichkeit zu tun hat. „Eine Mischung aus Gastronomie und Herberge, das war unser Traum“, sagt Voß.

2020 kauften Torsten Voß und seine Frau Stephanie diesen Dreiseithof in Cunnersdorf. Zu DDR-Zeiten war hier die Forstbehörde ansässig.
© Karl-Ludwig Oberthür

In Cunnersdorf konnten beide diesen verwirklichen. Auf dem Hof, in dem zu DDR-Zeiten die Forstbehörde saß, gibt es heute zwei Ferienwohnungen. Die Urlauber auf „Steffis Hof“, wie das Feriendomizil heißt, betreut Stephanie Voß. Die gelernte Intensivkrankenschwester hatte schon länger mit einer eigenen Pension geliebäugelt.

Zwei Ferienwohnungen gibt es auf dem Grundstück, außerdem eine Kochschule und Gewürzmanufaktur.
© Karl-Ludwig Oberthür

Bei der Pension ist es nicht geblieben. Torsten Voß betreibt auf dem Gelände eine eigene Kochschule. „Eine, die ein anderes Konzept hat als andere Kochschulen“, wie er sagt. Ihm geht es darum, nicht nur Rezepte nachzukochen, sondern das Kochhandwerk richtig zu verstehen. Warum ist der Mürbeteig zu weich, das Rührei strohig geworden? Ihm geht es neben dem guten Geschmack auch um die chemische und physikalische Begründung des Kochens. In unregelmäßigen Abständen finden Kurse statt und dauern mindestens sechs Stunden. Zum Wursten oder zum Thema Hamburger-Werkstatt fanden bereits Kochkurse statt. In der Weihnachtszeit ging es zudem um „Gans ohne Stress“.

Mehr als 2.000 Rezepte in 40 Jahren gesammelt

Voß ist in puncto Kochen Autodidakt, hat sich alles selbst beigebracht. Seit 40 Jahren sammelt er Rezepte. Mehr als 2.000 sind zusammengekommen. Die wenigsten hat er zweimal gekocht. „Die Herausforderung beim Kochen, die mich reizt, ist, klappt es oder klappt es nicht?“, sagt er. Die Rezepte sind auf dem von ihm initiierten „Hotspot Kulinarik – Einfach besser kochen“ zu finden. Eine Plattform, die sich rund ums Essen und Kochen dreht.

Seine Leidenschaft fürs Kochen hat sich in der Szene schnell herumgesprochen. Voß war vor einigen Jahren Mitglied der Nationalmannschaft der Köche – als Ungelernter. Die deutsche Köche-Nationalmannschaft vertritt den Kochberuf in der Öffentlichkeit. „Das war eine absolute Ehre“, sagt er. Inzwischen kann auch Torsten Voß einen „richtigen“ Koch-Abschluss vorlegen. Im vergangenen Jahr trat er zur Prüfung bei der IHK an – und überzeugte.

Das will der 61-Jährige auch mit seinen selbst kreierten Gewürzen. Unter dem Label „Dr. Voss“ betreibt Torsten Voß eine eigene Gewürzmanufaktur in Cunnersdorf. Die Produkte sind bei Edeka gelistet und in einem Onlineshop. Darunter der Senf „Heimat“. Drin steckt Gelber Senf, vermahlen in einer Mischung mit braunen Senfkörnern, die nicht gemahlen wurden, sondern für einen gewissen Biss im Senf sorgen, wie es heißt.

Gewürze aus eigener Herstellung: Dazu gehört der Senf „Heimat“, der unter anderem bei Edeka gelistet ist.
© Karl-Ludwig Oberthür

Neben Kochschule und Gewürzmanufaktur soll in diesem Jahr das nächste kulinarische Standbein dazu kommen – ein eigenes Restaurant auf dem Dreiseithof. Maximal 16 Plätze soll es haben. Entsprechend intim und persönlich soll die Atmosphäre sein. „Der direkte Draht zu meinen Gästen ist mir wichtig“, sagt Torsten Voß, der sich vom Stil der klassischen französischen Küche zugeneigt fühlt – „mit modernem Touch“, wie er sagt. Aktuell koche er nur auf Wunsch für Feriengäste. Künftig soll sein Restaurant allen offen stehen. „Allen, die das Besondere suchen“, sagt er. Sein Restaurant werde aufgrund der Lage nicht von Laufkundschaft leben. Man müsse gezielt zu ihm kommen. Voraussichtlich im Herbst soll der Betrieb starten. Im Frühjahr 2025 soll zudem ein kleiner Hofladen folgen.

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