Matthias Klaus
Es ist heiß und vor allem laut. Ohrstöpsel sind die vorgeschriebene und durchaus sinnvolle Sicherheitsausstattung an diesem Ort – der Holzpelletproduktion. Sechs Pressen im HS-Timber-Werk in Kodersdorf machen hier aus Sägespänen Pellets. „Vorsicht, heiß“, warnt Thomas Kienz mit einem Lächeln. Er zieht eine Probe der Pellets aus einer der Pressen, kleine braungelbe Teilchen, voller Energie.
Kraftwerk benötigt vor allem Wärme – und Strom.
Thomas Kienz ist hier der Chef, Geschäftsführer des HS Timber-Sägewerkes in Kodersdorf. In der Halle liegen auch die Ergebnisse der Pressen: Säcke voller Pellets. Sie werden unter anderem in regionalen Märkten verkauft. Wärme und Strom – beides ist existenziell notwendig für das Sägewerk in Kodersdorf – ob für die Pelletproduktion, für das Trocknen des Schnittholzes, allgemein für den Betrieb des Werkes. Seit April dieses Jahres ist nun ein zweites Kraftwerk, eine sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, kurz KWK, auf dem Gelände in Betrieb gegangen. Es wird vor allem für die Wärmeerzeugung benötigt.

Quelle: Paul Glaser/glaserfotografie.de
Kraftwerk läuft fast automatisch
„Strom gewinnen wir mit unseren beiden Kraftwerken doppelt so viel, wie wir verbrauchen“, sagt Thomas Kienz. Mit dem neuen Kraftwerk könnten ganz Niesky und Kodersdorf versorgt werden. Der Strom, der nicht im Sägewerk benötigt wird, wird als grüne Energie in das öffentliche Netz eingespeist. 30 Millionen Euro kostete das neue Kraftwerk, etwa fünfzehn Prozent mehr als das erste. Die Bauzeit wurde eingehalten. „Wir sind jetzt auch Produzent nachhaltiger Energie geworden“, sagt Thomas Kienz. Sogenannte Waldhackschnitzel und Rinde sind die Energielieferanten für die beiden Kraftwerke auf dem Betriebsgelände. Sie werden bei hohen Temperaturen verbrannt. Einmal in Gang gesetzt, läuft der Verbrennungsprozess nahezu automatisch – ebenso wie die Zufuhr neuen Brennmaterials.
Holz geht in die ganze Welt
Das ist ein Baustein, wie das Sägewerk den Rohstoff Holz nachhaltig und hundertprozentig nutzt. Abfall gibt es keinen. Von den oberen Etagen des neuen Kraftwerkes hat man einen guten Überblick über die Holzmengen, die hier im Sägewerk verarbeitet werden. Ordentlich in Stapeln sortiert liegen die Stämme auf dem Gelände. Fast im Minutentakt kommen Laster mit Stämmen an, werden entladen. Ein Stück weiter liegen dann die Produkte, die aus dem Holz gewonnen werden. Schnittholz, Balken, Schalungen aller Art. Die Stapel sind mit Folie geschützt verpackt und für den heimischen Markt sowie den Export bestimmt. Per Zug geht es direkt von Kodersdorf aus zu den großen Häfen. Thomas Kienz deutet auf einen Stapel besonders dicker Bretter beziehungsweise Balken. „Die sind für tragende Konstruktionen – im Holzbau – produziert“, schildert er. Denn Holz, so der Experte, warnt, bevor es bricht – ganz anders als eine Stahlbetonkonstruktion, die mir nichts, dir nichts plötzlich einknickt, zeigt Holz eben schon im Vorfeld Anzeichen und es können Vorkehrungen getroffen werden.

Quelle: Paul Glaser/glaserfotografie.de
Nachfrage schwächelt derzeit
Das Kodersdorfer Werk liefert nicht nur Bretter und Balken für Deutschland und Europa, sondern in die ganze Welt, zum Beispiel in die USA, nach Japan, China. Allerdings: Die Nachfrage schwächelt momentan. Nicht nur in Deutschland ist das Baugewerbe derzeit lädiert. „In den USA haben wir hohe Bauzinsen. Das merken wir“, sagt Thomas Kienz. Ähnlich sieht es in Japan und China aus. Dennoch, Zukunftsängste hat der Geschäftsführer des Kodersdorfer Unternehmens trotz derzeit sinkender Nachfrage nicht. „Für das nächste Jahr sehe ich wieder Licht am Ende des Tunnels“, sagt Thomas Kienz.
Keine Entlassungen in Sicht
Derzeit sind rund 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sägewerk beschäftigt. Gerade auch, weil der Betrieb als Energieproduzent auftritt, sehe er keine Probleme für die Zukunft des Werkes. Es gibt sogar Erweiterungspläne. „Sobald der Markt Erholung zeigt, können wir starten“, wie Thomas Kienz betont. Er sieht die Zukunft der Bauholzproduktion darin, dass maßgeschneiderte Bauteile auf die jeweiligen Baustellen geliefert und dort zusammengesetzt werden. Dass es künftig zu wenig Material, sprich Holz, geben wird, das sieht Thomas Kienz nicht. „Statisches Denken hilft natürlich nicht. Der Wald wächst nach“, sagt er. Im Umkreis rund um Kodersdorf – und damit ist auch Polen und Tschechien gemeint – gebe es ausreichend Rohstoff. „Wald ist zum einen Erholungsraum für die Bevölkerung und Lebensraum für Tiere.
Holz aus der gesamten Region

Quelle: Paul Glaser/glaserfotografie.de
Zum anderen ist er eine wirtschaftliche Ressource“, so der Geschäftsführer. Natürlich dürfe heute, gerade in Zeiten des Klimawandels, nicht nur eine Monokultur den Waldbestand bestimmen, sagt er. Nadelholz sieht er weiterhin als den zentralen Rohstoff für das Sägewerk an. „Es gibt ausreichend Bäume, die für den Klimawandel gewappnet sind, die Kiefer zum Beispiel“, so Thomas Kienz. Sie sei widerstandsfähig.
Umspannwerk für die beiden Kraftwerke gebaut
Wie, das sehe man beispielsweise auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz, wo es im Sommer schon hierzulande zu sehr hohen Temperaturen kommen kann. Problematisch sehe er allerdings die Fichte. Die sei eine Verliererin des Klimawandels. Thomas Kienz setzt weiterhin auf die Holzverarbeitung vor Ort. „Wir haben hier großes Potenzial, müssen jedoch bereits jetzt die Weichen in Richtung einer nachhaltigen Holzproduktion stellen“, sagt er. Und so ganz „nebenbei“ läuft die nachhaltige Energieproduktion/Produktion grüner Energie auf Hochtouren. Für die beiden Kraftwerke hat das Sägewerk extra ein Umspannwerk bauen lassen. Mehr Einspeisung ins öffentliche Netz geht nicht. Deshalb wird es wohl auch keine dritte KWK-Anlage im Sägewerk Kodersdorf geben, zumindest nicht in absehbarer Zukunft.