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Schweizer schaffen 100 neue Jobs

Das Unternehmen Belimo investiert in Großröhrsdorf mehrere Millionen Euro in ein Logistikzentrum.

Lesedauer: 3 Minuten

In der Großröhrsdorf wird jetzt einmal mehr Schwyzerdütsch gesprochen. Mit der Firma Belimo kommt bereits das zweite Schweizer Unternehmen an den früheren Solarstandort der Sunfilm AG und später des Bielefelder Schüco-Konzerns. Die Tinte war noch nicht ganz trocken unter dem Notarvertrag, als die Belimo-Gruppe vergangene Woche den Kauf von 55.000 Quadratmetern des Areals bekanntgab.

Damit übernimmt das Unternehmen knapp die Hälfte des Komplexes mit einer Produktionshalle. Zum Kaufpreis äußere sich Belimo nicht, so Manager Andreas Peter Wethli. Aber er kündigt an, das Unternehmen wolle in den kommenden Jahren zwischen zweieinhalb und drei Millionen Euro in den Aufbau des neuen Tochterunternehmens investieren. Und damit rund 100 neue Arbeitsplätze am Standort Dresden mit Sitz in Großröhrsdorf schaffen.

Weltweit 1 700 Beschäftigte

Das Schweizer Unternehmen mit Stammsitz in Hinwil im Kanton Zürich ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von Antrieben, Ventilen und Sensoren. Die werden zur Regelung und Steuerung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen gebraucht. 

Firmenchef Lars van der Haegen spricht von den charakteristischen orangefarbenen Kästchen mit Steuerungstechnik. Die helfen zum Beispiel, Energie zu sparen oder das Raumklima zu verbessern. Die Produkte und Systeme verhindern die Ausbreitung von Bränden oder schützen Anlagen vor Schäden bei Einbrüchen. Sie sind in Krankenhäusern, Stadien, Kulturtempeln, Flughäfen, Geschäftsgebäuden und Kreuzfahrtschiffen zu finden. Zum Beispiel auch im Leipziger Stadion der Rasenballer. Zu den Großprojekten gehörte das Marriott-Hotel „Al Jaddaf“ in Dubai. In Shanghai haben die Schweizer das „Hongqiao Vanone Sunny-World-Centre“ ausgestattet. 

Die Gruppe erzielte 2018 einen Umsatz von 560 Millionen Euro, bei einem Umsatzwachstum von zehn Prozent. Und die Geschäftsaussichten seien gut, sind sich die Belimo-Chefs sicher.

Weltweit beschäftigt Belimo rund 1.700 Mitarbeiter. In Großröhrsdorf kommen nun noch einige dazu. So erweitere das Unternehmen sein Netzwerk an Servicestandorten und will seine Präsenz in Deutschland mit einem neuen Service- und Logistik-Center in Großröhrsdorf stärken, näher an die Kunden in Nord- und Osteuropa rücken, vor allem in Deutschland. Denn Deutschland sei nach den USA der wichtigste Markt. 

Auf die Region Dresden fiel die Wahl nicht nur, weil es eine wichtige Region sei, sondern auch aus historischen Gründen, ließ Lukas Eigenmann durchblicken, der Leiter des Konzernbereiches Europa. Es hing wohl mit einer Reihe Angestellter im Deutschlandgeschäft aus der Region zusammen. Die wollten zurück. Nun entsteht im Rödertal der größte deutsche Standort. 

Dabei spielt auch die strategisch günstige Lage zu Osteuropa eine Rolle. Außerdem habe die Region ein gutes Potenzial an Fachkräfte. 15 Objekte waren in der großen Auswahl. Dabei loben die Manager die Unterstützung der Wirtschaftsförderung Sachsen bei der Standortsuche. Deren Geschäftsführer Thomas Horn sieht seinerseits die Schweiz als wichtigen Partner des Freistaates. 

Großröhrsdorf machte am Ende das Rennen. Vielleicht spielte auch das eine Rolle: Etwa ein Jahr zuvor waren Belimo-Manager schon einmal zufällig als Gast bei der Connova AG auf dem Areal. Die ist jetzt Mieter bei Belimo.

Einzug im Herbst

Mit der Hightech-Halle bietet der Standort beste Voraussetzungen. Denn hier sind nicht nur Service und Logistik geplant, sondern auch Werkstatt- und Montagebereiche. In Großröhrsdorf sollen Anlagen für die Kunden maßgeschneidert werden. Es werde auch ein Labor geben. Ein Bereich für Test und die Qualitätskontrolle sei geplant. Entwickler sollen künftig ebenfalls in Großröhrsdorf tätig sein. 

Betrieben wird die neue Niederlassung von der neu gegründeten Belimo Automation Deutschland GmbH. Die werde das rund 17.000 Quadratmeter große Gebäude an der Schücostraße im Herbst 2019 beziehen und den Standort anschließend schrittweise ausbauen. Schon jetzt fliegen in der Halle die Funken der Schweißgeräte. Dort sollen in den nächsten Wochen noch Anlagen aus Zeiten der Solarproduktion abgebaut werden, damit Belimo loslegen kann. 

Die Firmen Connova und Skeleton bleiben in dem Fabrikkomplex. Das estnische Unternehmen ist auf Energiespeicher spezialisiert. Die Schweizer Connova AG produziert für die Luftfahrtbranche. Beiden bietet Beliomo Erweiterungsmöglichkeiten an.

Drei erfolgversprechende Firmen

Über diese Entwicklung freut sich nicht zuletzt Bürgermeisterin Kerstin Ternes. Gerade, „weil es sich um ein gestandenes und sehr innovatives Unternehmen handele“. Das sei gut für die Zukunft des Standorts. Denn der hatte eine wechselvolle Geschichte – nach dem Aus 2010 für den Solarhersteller Sunfilm schon drei Jahre nach dem Start. Daran erinnerte die Rathauschefin. Auch der Bielefelder Schüco-Konzern konnte danach die Produktion von Solarmodulen nicht retten. 

Dann übernahm die Firma MB Portatec aus Schmorkau den Standort. Sie ist auf Anlagen zur großflächigen Zerspanung von leichten Werkstoffen spezialisiert. Knapp die Hälfte des Standortes hat nun Belimo von MB Portatec übernommen und gekauft. Künftig will sich Portatec mit der eigenen Produktion wieder auf den Standort in Schmorkau konzentrieren. Mit der Halle II habe er nun sein Ziel erreicht und drei erfolgversprechende Hightechunternehmen angesiedelt, so Portatec-Geschäftsführer Dr. Dietmar Metzner. Er wolle sich nun auf die Halle I konzentrieren, damit auch von dort solche Nachrichten wie die Investition der Schweizer folgen können.

 

Von Reiner Hanke

Foto: © Matthias Schumann

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