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Schwerer Schlag für Flughafen Leipzig: Lufthansa streicht Flüge

Die Deutsche Lufthansa stampft ihr Angebot am Flughafen Leipzig/Halle ein. Was das für Fluggäste bedeutet – und wie die Lufthansa den drastischen Schritt begründet.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht ein Flugzeug
Lufthansa-Maschine am Flughafen Leipzig/Halle: Die Kranich-Airline zieht sich weiter vom Flughafen Leipzig/Halle zurück. (Archivbild) Quelle: Michael Strohmeyer

Florian Reinke

Leipzig. Der Flughafen Leipzig/Halle steht vor einem weiteren Einschnitt in seinem Flugangebot: Der Airport der Messestadt verliert mit der Direktverbindung nach München den Zugang an ein bedeutendes Drehkreuz. Nach Informationen der Leipziger Volkszeitung wird die Deutsche Lufthansa die Verbindung, die Leipzig und die bayerische Landeshauptstadt derzeit zweimal am Tag verbindet, zum Sommer 2025 vollständig einstellen.

Auf Anfrage bestätigte das Unternehmen die Streichungspläne. Zuvor wurde die Mitteldeutsche Flughafen AG nach Informationen dieser Zeitung von der Lufthansa Group über den Schritt bereits informiert. Die Verbindung Leipzig-München hatte Europas größter Luftverkehrskonzern erst im Herbst wieder aufgenommen – zuvor pausierten die Flüge den Sommer über.

Künftig bis zu 5 Flüge zwischen Leipzig und Frankfurt

Für Fluggäste schrumpft das Angebot am Leipziger Flughafen in der Folge. Allerdings mildert die Lufthansa die Auswirkungen mit einer Angebotsverbesserung auf einer anderen Strecke ab. Informierten Kreisen zufolge soll das Angebot auf der Strecke Leipzig-Frankfurt verbessert werden. Fortan sind hier fünf tägliche Direktverbindungen vorgesehen, bisher sind es bis zu vier. Unter dem Strich wird es pro Tag also eine Verbindung zu einem deutschen Drehkreuz weniger geben. Die Verbindung an das Drehkreuz Wien, durchgeführt von Austrian Airlines, bleibt nach Auskunft der Lufthansa indes bestehen.

In Deutschland ist das Problem, dass die Kosten für Luftverkehr so stark angestiegen sind, dass wir uns aus vielen Bereichen des Luftverkehrs zurückgezogen haben.

Carsten Spohr, Lufthansa-Chef

Auf Anfrage heißt es von der Lufthansa Group, sie evaluiere ihr gesamtes Streckennetz kontinuierlich, „vor allem unter der besonderen Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit, Saisonalität sowie der massiven Kapazitätsknappheit durch Lieferprobleme der Flugzeughersteller“. Allerdings sei die Wirtschaftlichkeit einzelner Strecken nicht mehr gegeben. Grund seien veränderte Rahmenbedingungen seit der Pandemie und die Verteuerung des Fliegens in und ab Deutschland durch steigende staatliche Kosten.

Lufthansa sieht sich zu Entscheidung „gezwungen“

„Daher sehen wir uns leider gezwungen, die Umsteigeverkehre von Lufthansa aus der Region Leipzig/Halle an unserem Drehkreuz in Frankfurt am Main zu konzentrieren und die Verbindung nach München zum Sommer 2025 einzustellen“, heißt es dazu. Der Sommerflugplan beginnt am Flughafen Leipzig/Halle Ende März.

Nach LVZ-Informationen ist die Airline auch unzufrieden mit der Auslastung der Flüge. Hinter den Kulissen soll die Airline eine deutlich zu schwache Nachfrage auf den beiden innerdeutschen Flugstrecken ab Leipzig/Halle beklagt haben.

Reisende am Flughafen Leipzig/Halle: Das Angebot schrumpft.
Quelle: Michael Strohmeyer

Leipzig verliert Anbindung an zwei europäische Großstädte

Für das Angebot am Flughafen Leipzig/Halle bedeutet das einen weiteren Rückschlag. Innerhalb weniger Monate wird bekannt, dass Ostdeutschlands größte Stadt – abgesehen von Berlin – die direkte Fluganbindung an zwei europäische Metropolen verliert. Denn erst kürzlich hatte Ryanair angekündigt, sich vollständig aus Leipzig/Halle und Dresden zurückzuziehen. In Leipzig wird die Verbindung nach London Stansted im kommenden Frühjahr eingestellt, in Dresden traf es bereits den Ryanair-Direktflug auf die Baleareninsel Mallorca.

Die Verbindung Leipzig-München hat für den Großraum Leipzig eine wichtige Bedeutung. Es geht hier vor allem um das Image der wachsenden Ostmetropole – und um die Vermarktung als attraktive Wirtschaftsregion. Zieht sich Deutschlands wichtigste Airline aus Leipzig zurück, befürchten viele Wirtschaftsvertreter, dass die Attraktivität des Standortes Schaden nimmt. Denn zur Wahrheit gehört: Für viele Unternehmen sind auch innerdeutsche Fluganbindungen nach wie vor wichtig. Und auch aus touristischen Gesichtspunkten ist ein breites Flugangebot von Bedeutung, denn durch die Anbindung an wichtige Drehkreuze erreichen Passagiere per Umstieg Ziele in aller Welt.

Ärger über die Lufthansa ist vorprogrammiert

Erwartet wird, dass die Entscheidung der Lufthansa erhebliche Proteste aus Sachsen nach sich ziehen wird. So hatte es schon hinter den Kulissen gekracht, als Lufthansa die Verbindung über den Sommer schon einmal eingestellt hatte. Kritik übt bereits Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Clemens Schülke (CDU): „Wir hatten uns sehr gefreut über den konstruktiven Austausch zwischen Wirtschaftsverbänden, Stadt und Wissenschaft mit der Lufthansa in den vergangenen Monaten“, sagt er. „Im Ergebnis hat Lufthansa das Ziel München wieder ab Herbst in den Flugplan aufgenommen. Umso mehr enttäuscht die Halbwertzeit der Zusagen.“ Er fordert: „Die Wirtschafts- und Wissenschaftsregion Leipzig/Halle braucht Anschluss an die deutschen und europäischen Hubs mit Verbindungen in die Welt, und zwar zuverlässig.“

Auch der Luftverkehrsstandort Deutschland gerät damit weiter unter Druck. Die Fluggesellschaften beklagen einen zunehmenden staatlichen Kostendruck. Wie es in Branchenkreisen heißt, hätten sich die Standortkosten, darunter Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühr und Flugsicherungsgebühr, seit 2019 nahezu verdoppelt. Aus diesem Grund kämen Airlines zunehmend zur Ansicht, dass es sich nicht mehr lohne, von und nach Deutschland zu fliegen.

Wir hatten uns sehr gefreut über den konstruktiven Austausch zwischen Wirtschaftsverbänden, Stadt und Wissenschaft mit der Lufthansa. Umso mehr enttäuscht die Halbwertzeit der Zusagen.

Clemens Schülke, Leipzigs Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit und Digitales

Erschwerend kommt hinzu, dass etwa die Sicherheitsgebühr im kommenden Jahr weiter steigen wird. Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland bei der Entwicklung des Luftverkehrs somit weiter hinterher und erreicht aktuell nur 88 Prozent des Angebots aus dem Jahr 2019.

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, beklagt zu hohe staatliche Kosten für den Luftverkehr in Deutschland.
Quelle: Lando Hass/dpa

Auch die Zukunft der Verbindung Leipzig-Düsseldorf ist offen

Vor wenigen Monaten hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf einer Veranstaltung in Dresden erklärt: „In Deutschland ist das Problem, dass die Kosten für Luftverkehr so stark angestiegen sind, dass wir uns aus vielen Bereichen des Luftverkehrs zurückgezogen haben.“

Unklar bleibt unterdessen, wie es mit einer anderen Verbindung einer Lufthansa-Tochter weitergeht: So wachsen in der Region die Sorgen, dass es ab dem Frühjahr keine Flüge mehr auf der Verbindung Leipzig-Düsseldorf geben wird. Derzeit bedient Eurowings diese Strecke dreimal wöchentlich. Hintergrund ist, dass sich Flüge ab 31. März nicht mehr buchen lassen. Allerdings ist eine finale Entscheidung offenbar noch nicht gefallen. Wie es in Unternehmenskreisen heißt, sei noch offen, wie es auf der Strecke weitergehe – eine Entscheidung soll dem Vernehmen nach Mitte Dezember fallen.

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