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Solarkraftwerke am Flugplatz Rothenburg verdreifachen ihre Leistung

Das bayerische Unternehmen will nicht nur mehr Strom produzieren, sondern auch langfristig an der Neiße bleiben. Das hat Vorteile für den Luftsportverein.

Lesedauer: 3 Minuten

Steffen Gerhardt

Rothenburg. Die Solarkraftwerke am Flugplatz Rothenburg werden langfristig ihre Leistung an elektrischem Strom verdreifachen. Mit dieser Nachricht wartete am Montagnachmittag Klaus Gehrlicher bei einem Pressegespräch am Flugplatz auf. Er ist Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Connect Gesellschaft mit Sitz in Haar bei München. Damit will der Geschäftsführer sein wirtschaftliches Engagement in Rothenburg fortschreiben – genau genommen für die nächsten 29 Jahre.

Über diesen Zeitraum hat seine Gesellschaft mit dem Zweckverband „Flugplatzverwaltung Rothenburg Oberlausitz-Niederschlesien“ einen Rahmenpachtvertrag abgeschlossen. Das geschah bereits im Juni dieses Jahres. „Dieser Vertrag sichert uns langfristig die Bestandsverlängerung für die vier Solarparkflächen“, erläutert Klaus Gehrlicher. Sie erstrecken sich auf einer Fläche von rund 110 Hektar. Und das nicht ohne Grund, denn es sind Veränderungen in den vier Parks vorgesehen.

Klaus Gehrlicher, Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Connect Gesellschaft, will in den nächsten Jahren durch neue Solarmodule die Leistung der Gesamtanlage in Rothenburg auf 100 MW verdreifachen.
Klaus Gehrlicher, Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Connect Gesellschaft, will in den nächsten Jahren durch neue Solarmodule die Leistung der Gesamtanlage in Rothenburg auf 100 MW verdreifachen.
Quelle: SZ/Steffen Gerhardt

Bisher gibt die Gesamtanlage eine Leistung von 37 MWp ab. Die Abkürzung steht für Megawatt Peak und bezeichnet die maximale elektrische Leistung einer Photovoltaikanlage. Ein MWp entspricht einer Million Watt.

In den nächsten Jahren bis 2032 soll die Solaranlage kontinuierlich auf eine Gesamtkapazität von 100 MWp aufgerüstet werden. „Um das zu erreichen, wollen wir die Anlage nicht räumlich vergrößern, sondern mit modernen und effizienteren Solarmodulen ausrüsten, die uns diese Leistung bringen“, erklärt Klaus Gehrlicher.

Solarmodule sind 20 Jahre in Betrieb

Die Module, die jetzt verbaut sind, stammen von der Installation der Solaranlage Anfang der 2000er-Jahre. Uwe Garack als Geschäftsführer der Flugplatz Rothenburg/Görlitz Gesellschaft nannte das Jahr 2002, als das Großprojekt seinen Anfang nahm und anfangs auf viel Widerstand, auch bei den Rothenburgern, stieß. Im September 2010 erfolgte die Einweihung. Der Betrieb war bereits aufgenommen.

Zunächst flossen rund 20 Megawatt ins Netz, ausreichend für 8400 Haushalte. Auf 70 Hektar stehen die ersten Solarmodule. Rund 60 Millionen Euro sollen investiert worden sein in das Gemeinschaftsprojekt der damaligen Gehrlicher Solar AG, den Stadtwerken München und einem privaten Investor.

Das würde den Preis senken, wenn der Strom direkt vom Erzeuger zum Konsumenten fließt, also in der Leitung über den Zaun. Aber das lassen momentan die Gesetze in Deutschland nicht zu. – Klaus Gehrlicher, Unternehmer

Damit in sieben Jahren die 100 Megawatt ins Netz eingespeist werden können, macht sich noch einiges an der Strom-Infrastruktur notwendig. Klaus Gehrlicher hat von Rothenburg ein eigenes Stromkabel bis ins Umspannwerk nach Niesky legen lassen. Das würde auch die 100 Megawatt durchleiten, sagt er. Aber der Flaschenhals sei nun mal das Umspannwerk und das Stromnetz. Mehr als 40 MW kann er nicht abgeben.

Wohin also mit dem „überschüssigen“ Strom? Klaus Gehrlicher verfolgt eine eigene Geschäftsidee, indem er den Strom in großen Akkus speichert, um ihn in Zeiten, wenn durch Überangebot Anlagen abgeschaltet werden, diesen lokal und regional an Verbraucher abzugeben. „Das würde den Preis senken, wenn der Strom direkt vom Erzeuger zum Konsumenten fließt, also in der Leitung über den Zaun. Aber das lassen momentan die Gesetze in Deutschland nicht zu“, erklärt er.

Zukunftsidee: erzeugten Strom speichern

Hinzu kommt, dass Strompreise in Deutschland durch hohe Beschaffungskosten, Steuern, Abgaben und regionale Netzentgelte stark belastet sind. Dazu gibt es keinen lokalen Strommarkt fernab der Strombörse.

Das Grundübel bleibt, dass Netzbetreiber der rasanten Öko-Strom-Entwicklung in Deutschland hinterherhinken. Zu wenig Einspeisepunkte und ein schwaches Stromnetz, urteilt nicht nur Klaus Gehrlicher. Bürgermeister Philipp Eichler bläst in das gleiche Horn. Entspannung zeichnet sich ab mit dem neuen Netzknotenpunkt von Sachsen-Energie in Horka. Dieser wird frühestens 2027 wirksam.

Wir kommen nicht weiter, solange die Einspeisung nicht geregelt ist. – Philipp Eichler, Bürgermeister

Die Stadt plant mit Partnerunternehmen zwei Solarfelder – eines nahe Steinbach an der Munitionsentsorgungsanlage, mit einer Leistung von 100 bis 120 Megawatt, ein zweites zwischen Uhsmannsdorf und Dunkelhäuser, das 30 Megawatt bringen soll. Ein Bauer verpachtet dafür sein Feld.

„Wir kommen nicht weiter, solange die Einspeisung nicht geregelt ist“, nennt Bürgermeister Philipp Eichler den unbefriedigenden Stand. Den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Steinbach fasste der Stadtrat bereits im Dezember 2021.

Klaus Gehrlicher, Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Connect GmbH (2.v.r.), übergab im Beisein von Bürgermeister Philipp Eichler (r.) einen Scheck über 8500 Euro an den Rothenburger Luftsportverein für zwei neue Schleppseile.
Klaus Gehrlicher, Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Connect GmbH (2.v.r.), übergab im Beisein von Bürgermeister Philipp Eichler (r.) einen Scheck über 8500 Euro an den Rothenburger Luftsportverein für zwei neue Schleppseile.
Quelle: SZ/Steffen Gerhardt

Klaus Gehrlicher hat noch drei vorgeplante Projektflächen in der Schublade, die an drei der vorhandenen Solarfelder angrenzen. Sie deuten ebenso auf weiteres Engagement der Bayern in Rothenburg hin. Das bezieht sich nicht nur auf den Solarstrom, sondern auch auf die Vereinsarbeit.

Klaus Gehrlicher und seine Frau Barbara, die als Prokuristin im Unternehmen tätig ist, überreichten dem Rothenburger Luftsportverein einen Scheck über 8500 Euro. Das Geld ist für zwei neue Seilwinden, um die Segelflieger des Vereins weiterhin bis auf eine Höhe von über 1000 Meter zu ziehen.

SZ

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