Leipzig/Dresden. Autofahrerinnen und Autofahrer können in Sachsen derzeit so günstig tanken wie lange nicht mehr. Die Kraftstoffpreise sind in den vergangenen Wochen weiter gesunken – und verharren im Freistaat und bundesweit derzeit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Wie das Bundeskartellamt für diese Zeitung ausgewertet hat, betrug der Preis für einen Liter Diesel im Mai durchschnittlich 1,58 Euro – 3,3 Cent weniger als im April. Der Liter Super (E5) kostete 1,75 Euro und damit 1,7 Cent weniger als im Vormonat.
Auch bundesweit ist ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Wie der Verbraucherdienst „Clever Tanken“ ermittelt hat, sind die Kraftstoffpreise im Mai bereits den dritten Monat in Folge gesunken. „Die Preise für Super E10 sind im Mai auf ein Fünfmonatstief gerutscht. Niedriger waren sie zuletzt im Dezember 2024. Der Dieselpreis war im September vergangenen Jahres das letzte Mal günstiger“, erklärte Clever-Tanken-Chef Steffen Bock.
Preisniveau bleibt Anfang Juni niedrig
Die gute Nachricht für Tankstellen-Kunden: Auch in den ersten Juni-Tagen bleibt das Preisniveau im Jahresvergleich niedrig, heißt es vom Wirtschaftsverband Fuels und Energie en2x. Am Mittwochnachmittag war etwa der Liter Diesel in Sachsen im Schnitt für 1,51 Euro zu haben, wie aktuelle Preisdaten zeigen.
„Im harten Wettbewerb der Tankstellen werden niedrigere Einkaufspreise an den internationalen Produktmärkten für Benzin und Diesel an die Autofahrerinnen und Autofahrer ohne Zeitverzug weitergegeben“, erklärt ein Sprecher.

Öl-Preise sind gefallen
Die Öl-Preise gelten somit als entscheidender Faktor für die Preisentwicklung an der Zapfsäule. Die Rohstoffpreise verhielten sich im Mai sehr volatil – das bedeutet, sie waren stark schwankungsanfällig. Zunächst stiegen die Preise zum Monatsbeginn an. Ab Mitte des Monats setzte jedoch ein Preisrückgang ein. Als Grund gilt ein erwartetes Überangebot am internationalen Ölmarkt. Kürzlich beschloss zudem das erweiterte Ölkartell Opec+, die Ölproduktion auszuweiten. Sollte der Öl-Preis infolge des größeren Angebots sinken, dürften auch die Kraftstoffpreise fallen. Zunächst legte der Öl-Preis allerdings leicht zu.
Für die kommenden Wochen will das Bundeskartellamt keine Prognose abgeben. Denn der Öl-Preis ist nicht der einzige Faktor bei den Kraftstoffpreisen – eine wichtige Rolle spielen auch die Nachfrage, die lokale Wettbewerbssituation und Beschaffungskosten.
„Die Preise für Super E10 sind im Mai auf ein Fünfmonatstief gerutscht.“ – Steffen Bock, Geschäftsführer „Clever Tanken“
Mit Blick auf andere Städte können sich Autofahrer in Sachsen über die Preisrückgänge allerdings nur bedingt freuen: Laut „Clever Tanken“ sind Leipzig und Dresden besonders teuer. Die Landeshauptstadt hat der Vergleichsdienst jetzt zum fünften Mal in Folge zur teuersten Super-E10-Tankstadt gekürt. Der durchschnittliche Literpreis lag im Mai bei rund 1,70 Euro – immerhin 7 Cent weniger als im Januar. Der Biosprit ist in der Regel 6 Cent günstiger als Super E5. Bei Diesel war Leipzig mit rund 1,62 Euro am teuersten, gefolgt von Dresden (1,59 Euro). Im Vergleich zum Jahresbeginn sind die Dieselpreise jeweils um fast zehn Cent gefallen.
Leipzig und Dresden sind besonders teure Tankstädte
Für diese regionalen Unterschiede gibt es keine eindeutige Erklärung. Ein Sprecher des Kartellamtes nannte verschiedene Einflussfaktoren: etwa die Tankstellen-Dichte, die Anzahl der Marken-Tankstellen, die Zahl der Pendler und die Nähe zu Raffinerien.

Allerdings ist auch dem Bundeskartellamt nicht entgangen, dass das Tanken in ostdeutschen Bundesländern oft teurer ist. Der maßgebliche Grund: Die östlichen Bundesländer seien stärker vom Embargo auf russisches Rohöl und Mineralölprodukte betroffen. Die Raffinerien in Leuna und in Schwedt seien auf russisches Rohöl ausgelegt. „Mit der Ersatzbeschaffung können die Kapazitäten noch nicht wieder zu 100 Prozent ausgelastet werden“, erklären die Marktwächter in einem Bericht.
Nachbarländer: Benzin und Diesel in Polen und Tschechien besonders günstig
Bei Diesel bleibt Deutschland weiterhin auf Importe angewiesen. Da große Mengen aus den Niederlanden und Belgien eingeführt werden, sind die Transportwege nach Sachsen länger, was sich auf den Preis auswirkt.
Doch für sächsische Autofahrer gibt es auch eine gute Nachricht: In den Nachbarländern Polen und Tschechien gibt es das billigste Benzin in der näheren deutschen Umgebung, wie eine aktuelle Analyse der EU-Kommission zeigt. Der Preisunterschied beträgt demnach 35 Cent, bei Diesel bis zu 22 Cent. Wer also über Pfingsten in Richtung Osten aufbricht, kann ordentlich sparen.