Wittichenau. Eine Brauerei ist ein energieintensives Unternehmen. „Jeder Liter wird aufgekocht“, macht der seit 2009 amtierende Geschäftsführer Stefan Glaab auf die konkreten Vorgänge in der Wittichenauer Stadtbrauerei aufmerksam. Da die Energiepreise die Marge drücken, wurde bereits 2022 eine Photovoltaik-Anlage nachgerüstet. „Sie kann 20 Prozent des Eigenbedarfs decken“, erklärt sein Bruder Johannes Glaab, der ebenfalls zur Leitung des Familienunternehmens gehört – seit 2015 treten beide als Gesellschafter auf. Ihr Großvater Eduard Glaab kaufte die Brauerei einst 1940 von Ernst Kircher, seitdem ist sie in Familienbesitz.
„Wir konnten moderate Preisanpassungen vornehmen“, so Stefan Glaab zu dem Umstand, dass auch langfristige Verträge während der Zeit der Energiekrise geholfen haben. Denn schließlich ist nicht nur die Produktion teurer geworden, auch die Rohstoffpreise sind gestiegen. So habe sich mittlerweile alles auf einem höheren Niveau stabilisiert. Ein während der Pandemiezeit entstandener Investitionsstau ist auch aufgeholt.

Quelle: Juliane Mietzsch
Die Zukunftspläne: Modernisierung und Digitalisierung
Für die kommenden Jahre steht dennoch einiges an, um die Anlagen-Modernisierung und die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Beispielsweise ist die Druckluftversorgung auf den neuesten Stand zu bringen, die Schrotmühle soll energieeffizienter werden, und nachgebessert werden soll auch bei der Dampfversorgung, erklären die Brüder Glaab, die auf entsprechende Förderung hoffen. Allerdings haben die Möglichkeiten auch so ihre Grenzen: „Wir müssen bei Gas bleiben“, steht fest.
Für die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders sichtbar war eine Anpassung im vergangenen Jahr, als die Etiketten mit einem neuen Design versehen wurden. Außerdem ist ein neues Bio-Produkt in das Portfolio aufgenommen worden – Helles. Auch die Sorten Weizen und Alkoholfrei gehören zu diesem Segment. Diese und andere Nischen zu besetzen, habe gut gefruchtet, so das Fazit. Glaabs betonen auch, das einzige alkoholfreie Bier in Bio-Qualität in Sachsen zu produzieren, dessen Anteil am Absatz auf rund zehn Prozent gestiegen ist.

Quelle: Stadtbrauerei Wittichenau
Stabilität trotz rückläufiger Märkte
Während andernorts der Biermarkt rückläufig ist, wird 2026 wieder ein leichtes Wachstum erwartet – derzeit wird von etwa plus/minus null ausgegangen. „Den Preiskampf können wir als kleine Brauerei gar nicht bestehen“, gibt Stefan Glaab zu bedenken.
Den Preiskampf können wir als kleine Brauerei gar nicht bestehen. – Stefan Glaab, Co-Gesellschafter der Wittichenauer Stadtbrauerei
Doch vor Ort kann die Stadtbrauerei augenscheinlich auf eine treue Kundschaft setzen. Der eigene Getränkemarkt ganz in der Nähe der Brauerei ist der Hauptabnehmer. Eine ähnlich breite Auswahl gibt es im Hoyerswerdaer Globusmarkt – „sogar die 1-Liter-Flaschen“, das ist Johannes Glaab wichtig. Auch andere lokale Einkaufsmärkte haben zumindest das Pils und das naturtrübe Radler im Regal. Kleine Feste und Veranstaltungen sind außerdem zu einem wichtigeren Standbein geworden als es gastronomische Betriebe heute noch sein können.

Quelle: Stadtbrauerei Wittichenau
Seit 1991 findet jährlich das Brauereifest statt – so auch dieses Jahr wieder: Vom 26. bis zum 28. September wird gefeiert. Damit soll der Kundschaft wieder etwas zurückgegeben werden, wie Glaabs betonen. An den drei Tagen wird vor Ort Unterhaltung für Groß und Klein in Form von Live-Musik, Brauereirundgängen, Schausteller-Attraktionen, Frühschoppen und einer Kaffeetafel geboten. Ebenfalls fest zum Programm gehören die Brauereimehrkämpfe, deren Höhepunkt das Ziehen des dreieinhalb Tonnen schweren Traditionswagens ist.
Für Stefan und Johannes Glaab ist das traditionelle Brauereifest sogar eine Art Familienfest, bei dem so viele Menschen der Stadt und Gegend zusammenkommen. Sie rechnen mit bis zu 800 Gästen.
SZ


