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Tausende neue Jobs: Porsche-Tochter hat die Lausitz im Blick

Gegenüber der BASF-Fertigung sollen in Schwarzheide unweit der sächsisch-brandenburgischen Grenze ein paar Milliarden Euro investiert werden. In der neuen Fabrik sollen tausende Arbeitsplätze entstehen.

Lesedauer: 3 Minuten

Das Bild zeit das Porsche Logo.
Die Porsche-Tochter Cellforce will eine Gigafactory für Hochleistungszellen errichten - möglicherweise in der Lausitz. © Symbolfoto: dpa

Von Alfons Frese

Made in Germany war für Porsche schon einmal ausschlaggebend: Ende der 1990er Jahr fiel die Entscheidung für ein neues Werk in Leipzig. Heute montieren dort 4.600 Mitarbeitende die Modelle Panamera und Macan. Womöglich kommen die Zellen für die Batterie des elektrischen Macan demnächst aus der Nachbarschaft.

Im brandenburgischen Schwarzheide, 100 Kilometer östlich von Leipzig, plant die Porsche-Tochter Cellforce eine Gigafactory für Hochleistungszellen. Der Aufsichtsrat der Porsche AG befasst sich auf seiner Sitzung im Mai mit dem Thema. Außer Schwarzheide prüft der Konzern auch Standorte in Osteuropa.

Favorit des Cellforce-Managements ist die Lausitz, wo jedoch noch ein paar Details zu klären sind. Zum Beispiel die Höhe der staatlichen Förderung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat dem Vernehmen nach 600 Millionen Euro in Aussicht gestellt, Porsche/Cellforce möchte 900 Millionen. Insgesamt kostete die Anlage mehrere Milliarden Euro.

Noch stört ein Segelflugverein

Das für die Zellfabrik vorgesehene Gelände östlich der Autobahn A13 wird von einem Segelflugverein genutzt, der für den Flugplatz Schwarzheide/Schipkau einen Pachtvertrag bis 2030 besitzt. In Dutzenden Verhandlungen mit Vereinsvertretern und Anwälten, darunter zeitweise Gregor Gysi, haben sich Landesregierung, Wirtschaftsförderer und Kommunen in den vergangenen zweieinhalb Jahren um einen Ersatzstandort bemüht. Vergeblich. „Allein die Termine mit dem Verein füllen 18 Seiten“, berichtete der Schipkauer Bürgermeister Klaus Prietzel (CDU) dem Tagesspiegel. Jetzt reicht es der Politik.

Die örtlichen Genehmigungsbehörden ziehen die Daumenschrauben an und verbieten die Nutzung der Landebahn und der Gebäude. Auch das Flugrecht wird Prietzel zufolge aufgehoben. Die harten Maßnahmen sollen den Verein zum Einlenken bewegen und vom Alternativstandort überzeugen, für dessen Ertüchtigung elf Millionen Euro öffentlicher Mittel zur Verfügung stehen.

Die Freizeitflieger müssen nicht nur Platz machen für die Zellenfabrik von Cellforce. Auch ein Rechenzentrum sowie ein Logistik-Hub der BASF sollen auf dem 120 Hektar großen Flugplatzgelände untergebracht werden. Die Transformation der Lausitz von der Braunkohle zu Zukunftstechnologien kommt in Schwung.

BASF ist schon vor Ort

Westlich der Autobahn hat BASF in den vergangenen Jahren eine Kathodenfertigung aufgebaut, sodass Cellforce einen der wichtigsten Lieferanten in der Nachbarschaft hätte. Was noch für Schwarzheide spricht: Es gibt ausreichend grünen Strom von Solar- und Windanlagen.

Die Verfügbarkeit von Windstrom war ein Faktor bei der Standortentscheidung von Northvolt in Schleswig-Holstein. Auf dem platten Land entsteht bei Heide für 4,5 Milliarden Euro eine Anlage mit 3000 Arbeitsplätzen und einer Kapazität von 60 Gigawatt. Vom Staat bekommt Northvolt 700 Millionen Euro Zuschüsse sowie Bürgschaften über 200 Millionen Euro, also ungefähr die Größenordnung, die sich Porsche vorstellt.

Pilotanlage entsteht bei Tübingen

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller, der zum VW-Konzern gehört, hat vor knapp drei Jahren die Batterietochter Cellforce gegründet. Derzeit entsteht bei Tübingen eine Pilotfertigung für Hochleistungszellen. Partner für die Zellchemie ist BASF. Cellforce möchte die Energiedichte, die Leistungsfähigkeit sowie die Schnellladefähigkeit der Batteriezelle „auf ein völlig neues Level heben“. Die Kapazität der Pilotanlage, die in den kommenden Monaten in Betrieb geht, liegt bei einer Gigawattstunde (GW).

Mit 20 GW hat die zweite Produktionsstätte eine andere Dimension. Das würde für eine Jahresproduktion von rund 200.000 E-Autos ausreichen. Das waren jedenfalls bislang die Pläne, doch womöglich wird das Projekt noch größer. In Schwarzheide/Schipkau hofft man sogar auf bis zu 5000 Arbeitsplätze.

Die Lausitz ist nicht die einzige Option

Im Porsche-Aufsichtsrat, der von Wolfgang Porsche geleitet wird, gibt es indes nicht nur Befürworter der Lausitz. Angeblich finden sich auch Standorte in Kanada, Tschechien und Kroatien im Topf. Günstige Energiekosten und hohe Förderung gaben zuletzt für Nordamerika den Ausschlag: Die Porsche-Mutter VW baut eine riesige Zellenfabrik in Kanada, und Daimler Truck eine ähnliche Anlage für E-Lkw-Batterien in den USA, wo die Lockmittel des Inflation Reduction Act wirken.

Für eine Zellenfertigung in Kroatien spricht bestenfalls der Hyper-Sportwagenhersteller Rimac aus Zagreb, an dem Porsche beteiligt ist. Tschechien indes werden kaum Chancen eingeräumt, da die Kosten dort nicht viel niedriger sind als in der Lausitz.

Weiterführende Artikel

Schwarzheide ist der Favorit. Kein anderer Autohersteller legt so viel Wert auf Made in Germany wie Porsche. Und da sich der Aufsichtsrat Mitte Mai in Leipzig trifft, auch um dort die neue Macan-Fabrik zu besichtigen, ist eine Entscheidung für die Lausitz naheliegend.

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