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TSMC: Die jungen Chipmaker sind zurück

Ein halbes Jahr lang lernten Dresdner Studierende beim Chipgiganten TSMC in Taiwan. Wie war es? Werden sie dann für das Dresdner Werk arbeiten?

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht zwei Studierende bei ESMC.
Sie könnten die Ersten sein, die bei ESMC in Dresden arbeiten werden: Die beiden Studierenden Anurima Mallick und Jannis Kaliske. © Foto: SZ/Veit Hengst

Von Luisa Zenker

Seit dieser Woche ist Jannis Kaliske aus Taiwan zurück in Dresden. Für sechs Monate durfte er beim Chipgiganten TSMC lernen. Damit gehört der Student zu den ersten Dresdnern, die den TSMC-Standort Fab15A in Taichung von innen gesehen haben. „Das Mutterschiff für die Dresdner Fabrik.“

Denn das Unternehmen will in der sächsischen Landeshauptstadt bis 2027 ein Werk mit 2.000 Arbeitsplätzen errichten und beginnt bereits jetzt damit, Fachkräfte für die komplexe Produktion zu gewinnen.

500.000 Euro pro Jahr für Taiwan-Aufenthalt

Ein halbes Jahr war der 24-Jährige deshalb mit 29 weiteren Dresdner Studierenden auf der fernen Insel. Währenddessen ist er ein gefragter Mann geworden. Mehr als 20 Interviews hat er dort gegeben – für Tagesschau, Deutsche Welle, Taiwan News. Denn das im Februar angelaufene Programm ist einmalig: 500.000 Euro steckt Sachsens Wissenschaftsministerium pro Jahr in den Studienaufenthalt in Taiwan.

„Der Workload war hoch“, sagt Anurima Mallick. Auch die aus Indien stammende Dresdner Masterstudentin war Teil des „Semiconductor Talent Incubation Programms“. Vier Monate lernte die Nanoelektronikerin an der taiwanischen Universität, wie aus Silizium ein Chip wird. Das dauert im Durchschnitt ein bis zwei Monate. Beinahe täglich mussten sie Hausaufgaben und Präsentationen absolvieren, zum Schluss kamen noch Prüfungen hinzu. Zusätzlich konnten sie noch Chinesisch lernen. „Es ist eine sehr auf Arbeit fokussierte Kultur“, sagt die 24-Jährige. Mehr als in Deutschland. „Ich hatte das Gefühl, die Menschen nehmen nie frei.“ Stets höflich, reserviert, hilfsbereit, hart arbeitend – so beschreiben Jannis und Anurima die Taiwaner .

Trotz des vollen Studiums hatten die beiden Zeit, die Insel zu entdecken: die vielen konfuzianischen Tempel, die 3.000 Meter hohen Berge, die einsamen Strände. Auch vom Essen schwärmen beide. Sie vermissen jetzt schon den Bubble Tea und Xiao Long Bao, gedämpfte Teigtaschen. Doch neben Studium und Spaß gab es auch das stärkste Erdbeben in Taiwan seit den Neunzigerjahren. Ein Dutzend Menschen kamen dabei ums Leben. Zudem erlebten sie die Spannungen des China-Taiwan-Konflikts. „In den Nachrichten wirkt das viel größer, dort leben die Menschen normal. Aber ich habe eine Familie kennengerlernt, die sich sehr um ihre Kinder sorgt“, sagt Jannis.

„Ich hatte das Gefühl, die Menschen nehmen nie frei“

Nach vier Monaten an der National Taiwan University wurde es dann ernst, die Dresdner zogen von Taipeh nach Taichung. Dort steht eine der 17 TSMC-Fabriken. Einen Monat simulierten sie im Trainingscenter die Chipproduktion, ehe sie sich die weißen Schutzanzüge anziehen durften, um die echten Produktionsräume zu sehen. „Ich habe mich willkommen gefühlt, sie haben alle Anstrengungen unternommen, uns viel beizubringen“, so Jannis.

Jeden Tag sollten sie Feedback geben. Manchmal sei das Programm von einem Tag auf den anderen angepasst worden, um auf die Wünsche einzugehen, sagt Anurima, die auch jene geheimen Maschinen sehen durfte, die besonders winzige Chips herstellen. . Von 9 bis 17 Uhr, fünf Tage die Woche arbeiteten sie im Unternehmen mit. Und sie erlebten, wie die Taiwaner länger blieben, oder in Notfällen kamen – ohne dass die Chefs darum bitten mussten.

Jannis Kaliske war überrascht, wie viele Taiwaner sich für die Dresdner Studierenden interessiert haben.© privat

Zur Seite standen ihnen außerdem Mentoren, einige von ihnen lernen bereits Deutsch. Schließlich sollen sie ja Teil des taiwanischen Teams werden, die den Betrieb in Dresden hochfahren. „Die Unternehmenssprache in Dresden soll erstmal Englisch sein“, weiß Jannis. Alles dürfen sie nicht verraten, denn sie haben eine Geheimhaltungspflicht unterzeichnet.

Eines weiß Jannis allerdings sicher: Der Fachkräftemangel könnte in Sachsen zum Problem werden. Bedrückt sei er gewesen, als er am Mittwoch von Asien nach Sachsen zurückkam und die vielen Wahlplakate gesehen. „So viel Hate Speech“ – Hassrede. „Die Halbleiterunternehmen brauchen doch internationale Fachkräfte.“

Studentin Anurima im Reinraum von TSMC: Viel darf sie von der Arbeit nicht verraten.© privat

Werden sie später für TSMC arbeiten?

Ob die beiden mal für TSMC arbeiten, wissen sie nicht. Dafür müssten sie ein bis zwei Jahre zur praktischen Ausbildung nach Taiwan. „Es wäre ein großer Schritt, aber ich kann das mit meiner Familie gerade nicht ausmachen“, so Jannis. Anurimas Studium endet 2026: „Vielleicht werde ich dann nach Taiwan gehen.“

Eine Verpflichtung für die Studierenden gibt es nicht, erklärt Josef Goldberger, Leiter des Koordinierungsbüros des Freistaates Sachsen in Taiwan. Das sollen sie freiwillig entscheiden. „Ob sie später für ESMC, Bosch, Infineon arbeiten, einen Zulieferer gründen oder Professoren werden, die Investition in die Ausbildung ist ein Wirtschaftsfaktor für Deutschland.“

Gerade die Taiwan-Kompetenz brauche es, um mit dem führenden Chiphersteller zu kooperieren. „Man muss verstehen, wie die Führungselite von TSMC tickt.“ Er lobt die Studierenden, die sehr wissbegierig seien. „Sie haben viele Fragen in den Seminaren gestellt, daran müssen sich die Taiwaner gewöhnen.“ Ist doch dort Frontalunterricht mit wenig Unterbrechungen üblich.

Aktuell sucht TSMC die nächsten Studierenden aus, mehr als 120 Bewerbungen gab es. 60 Naturwissenschaftler von neun sächsischen Hochschulen fliegen im nächsten Jahr nach Taiwan. 30 im Winter, 30 im Sommer. Mittelfristiges Ziel ist, bis zu 100 Studierende aus Sachsen pro Jahr nach Taiwan zu senden. Doch ob das klappen wird, hängt auch von den Kapazitäten der Trainingscenter in Taiwan ab. Denn TSMC plant einen massiven Ausbau seiner Produktion auf der Insel. Zahlreiche taiwanische Fachkräfte müssen dafür ausgebildet werden.

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