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Vom Café Prag in den Rosengarten

Ein alter Bekannter kehrt zurück nach Dresden. Was er im Traditionshaus verändern will.

Lesedauer: 2 Minuten

Er ist wieder zurück in Dresden. In einem Alter, kurz nach seinem 60. Geburtstag, in dem manche schon an den Ruhestand denken, wagt er noch mal einen Neuanfang. 

Ein Comeback in Dresden und das als Wirt eines der bekanntesten Restaurants an der Elbe: Giuseppe Balducci übernimmt ab sofort den Rosengarten als Gastgeber, wie er sagt. Die Inhaber des Lokals um Mirco Meinel haben ihn engagiert.

Balducci ist in Dresden ein alter Bekannter. Über 15 Jahre lange betrieb der Italiener das legendäre Café Prag am Altmarkt. 2007 musste er es räumen. Der neue Eigentümer des Altmarkt-Areals, die Patrizia Immobilien, kündigte ihm. Das Lokal war schon zur DDR-Zeit mit Kleinkunst-Programmen eine Institution. 1991 übernahm Balducci, gerade neu aus Frankfurt am Main an die Elbe gezogen, die Gaststätte als erster Italiener nach der Wende in Dresden. Bald kannten ihn alle als „singenden Gastwirt“. „Ich freue mich darauf, aber bin auch aufgeregt, denn das ist eine große Aufgabe“, so der 60-Jährige heute über seinen Neustart. Vorgenommen hat er sich so einiges. Aber aber vor allem will er den Rosengarten am Carusufer von einem reinen Wochenend-Ausflugslokal zu einem Restaurant für jeden Tag weiterentwickeln. Eines seiner Hauptanliegen: Das Mittagsgeschäft ankurbeln. Er serviert ein Menü aus Suppe sowie Pasta oder Fisch ab neun Euro. Hier soll mehr Umsatz als bisher gemacht werden.

Das Problem mit dem Mittagsgeschäft kennen die meisten anderen Dresdner Gastronomen auch. In der Innenstadt seien zu oft die Tische leer. Ware und Personal sind trotzdem da und müssen bezahlt werden. So war auch das Italienische Dörfchen unter Uwe Wiese täglich ab 11 Uhr geöffnet. Er musste schließlich den Laden abgeben. Der neue Betreiber Maik Kosiol will das Mittagsangebot beibehalten und setzt für diese Tageszeit ab April mit dem Milchmädchen-Kaffeehaus auf ein Angebot für ein jüngeres Publikum. In seinem anderen Laden im Kitzo Alpenstüberl laufe es mittags gut. In der Elbterrasse Wachwitz, ohne Geschäftskundschaft in der Nähe, sei es aber eher schwierig. Auch Sternekoch Stefan Hermann öffnet alle seine Läden erst am Abend

Doch nicht nur zur Mittagszeit, sondern auch am Abend will Balducci dem Traditionshaus, das schon über 80 Jahre alt ist, frisches Leben einhauchen. Schließlich soll das Lokal ebenso im Winter laufen, wenn es zu kalt ist, um draußen zwischen den Rosenstöcken zu sitzen. „Es gibt eine neue Karte mit vielen italienischen Klassikern von Pizza bis zu Lasagne Bolognese“, erzählt Balducci, der als gebürtiger Italiener alle Geheimnisse der mediterranen Küche kennt. Preislich liegen die Gerichte zwischen acht und zwölf Euro. Kochen will er „a la Mama“, wie man in seiner Heimat Apulien sagt. Die Zubereitung von Pasta und Co. lernte er natürlich, wie es sich gehört, von seiner Mutter und Großmutter. Erste Erfahrungen in der Gastronomie sammelte er als 15-Jähriger in seiner Heimat als Tellerwäscher in einem schicken Restaurant. Dort schaute er sich viel ab, erinnert er sich. Heute ist er der Chef in der Küche. „Ich stehe täglich selbst am Herd und setze auf frische Produkte und viele Kräuter. Sahne gibt es bei mir so gut wie gar nicht. Das verdirbt nur den Geschmack“, betont Balducci, der in unmittelbarer Nähe zum Rosengarten in der Neustadt eine Wohnung für sich gefunden hat.

Ausbauen will der Gastronom auch die Angebote beim Brunch und auf der Weinkarte. Ab Herbst soll es regelmäßige Kochkurse geben. Dort will er seinen Gästen Tricks beibringen, aber auch unterhalten. Als guter Gastgeber eben. Das ist auch der Grund, warum sich Mirko Meinel für ihn entschied. „Ich wollte einen charmanten Hausherren“, so Meinel. Sein Haus soll Seele haben und sich von den italienischen Ketten wie Vapiano und Aposto abheben.

 

Von Julia Vollmer

Foto: © René Meinig

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