Radeburg. Hier liegen sie schon: die Weihnachtsstollen von Dr. Quendt aus Dresden. Aber nicht lange. Was im Logistikzentrum von Dachser in Radeburg auf der einen Seite ausgeladen wird, kommt auf der anderen in den nächsten Lkw. Lebensmittel wie beispielsweise der Heinrichsthaler Käse aus Radeberg, der Bautzner Senf oder die Spreewaldgurken.
Die Farben aus Ostrau werden wie Fliesen und Keramikprodukte, Elektrotechnik sowie Druckereierzeugnisse oder Maschinenteile in der Industriegutsparte von Dachser-European Logistics abgewickelt.
Neues Warehouse und erweiterte Umschlaghalle
Außer Frostware wird hier so ziemlich alles umgeschlagen, was in den Super- und Baumärkten oder in der Industrie benötigt wird. Derzeit täglich etwa 1800 Tonnen. Dabei nennt General-Manager Bernd Häger das Logistikzentrum Dresden, das im Gewerbegebiet Radeburg angesiedelt ist, liebevoll „Hutschachtel“ im Vergleich zu einigen anderen der weltweit 433 Standorte des Familienunternehmens.
Mehr als acht Milliarden Euro Umsatz hat Dachser 2024 weltweit erzielt, die Niederlassung in Radeburg steuerte 78 Millionen bei. Und das Zentrum wird erweitert. Von der Autobahn A13 ist der Rohbau für das neue Warehouse bereits zu sehen, mit dem die Lagerfläche von 14.000 auf 25.000 Quadratmeter erhöht wird. Außerdem entsteht ein Anbau an der Umschlaghalle: Statt an 122 kann dann an 186 Toren an- und ausgeliefert werden.
So läuft Logistik bei Dachser in Radeburg – eine Bildergalerie
Insgesamt rund 25 Millionen Euro investiert Dachser – obwohl auch die Logistikbranche den Rückgang sowohl in der Industrieproduktion als auch im privaten Konsum spürt. „Wir investieren in der konjunkturellen Schwächephase, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, sagt Bernd Häger. Das habe sich bereits in früheren Krisenzeiten bewährt. „Es geht darum, aus einem Abschwung in eine neue Stärke zu kommen.“
Dazu gehören auch innovative Lösungen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut in Dortmund hat Dachser den digitalen Zwilling entwickelt. Mit @ILO werden alle Packstücke gescannt und in Echtzeit automatisch identifiziert, lokalisiert, vermessen und visualisiert.
Dafür erhielt das Unternehmen 2023 den Deutschen Logistikpreis. Radeburg ist der vierte Standort, an dem es künftig eingesetzt wird. „Dadurch können wir die Prozesszeiten um bis zu 35 Prozent reduzieren“, erklärt General-Manager Häger.
Zum Einsatz kommen ab April 2026 im neuen Warehouse zudem Logistikroboter. Sie können die Stollen oder den Käse dann automatisch hin- und herfahren. Die Sorge, sie könnten den Menschen ablösen, sei jedoch unbegründet. „Logistik ohne Menschen wird es nicht geben“, betont Häger – und vergleicht: „Ein Roboter schafft rund zehn Paletten pro Stunde, ein Mensch 30.“ Es gehe darum, die Lagerarbeiter zu entlasten.

Mit der Erweiterung entstehen etwa zehn neue Arbeitsplätze. Derzeit sind 201 Beschäftigte bei Dachser in Radeburg angestellt, wovon jeweils die Hälfte im Lager sowie in der Disposition und Spedition arbeitet. Im August haben fünf Auszubildende ihre Lehre begonnen: vier zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung, einer als Fachkraft für Lagerlogistik. Insgesamt lernen damit am Standort 22 Azubis und Studierende.
Bis zu 200 Lkw täglich an den Laderampen
„Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist es wichtiger denn je, den jungen Leuten nach ihrem erfolgreichen Abschluss eine Perspektive im Unternehmen zu geben“, sagt Häger. „Bei Dachser kann man es schaffen: vom Lehrling zur Führungskraft.“
Das Unternehmen bildet zudem Berufskraftfahrer aus, wobei diese dann bei Subunternehmern für Dachser arbeiten. 150 bis 200 Lkw täglich verkehren in Radeburg für Dachser im Nahverkehr. Von hier aus werden Märkte in Sachsen, Thüringen, Süd-Brandenburg und einigen Orten Sachsen-Anhalts beliefert.
Es gebe auch im Fernverkehr keine Leerfahrten, betont Häger. Vielmehr treffen sich die Trucks sozusagen auf halber Strecke, tauschen ihre Auflieger aus – und die Fahrer sind morgens wieder zu Hause. „Auf den Rastplätzen an der Autobahn werden sie über Nacht nie einen Dachser-Lkw sehen“, meint Häger.
Man achte sehr auf gute Arbeitsbedingungen und ein angenehmes Betriebsklima. So wurde unlängst die Kantine für rund 70.000 Euro modernisiert. Das Mittagessen wird von der Firma mit 2,50 Euro gestützt, sodass ein Cordon bleu 4,40 Euro kostet. Die belegten Brötchen gibt es ab 2,90 Euro. „Davon profitieren auch die Fahrer“, sagt Häger.
In der Gesundheitswoche werden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kostenlose Untersuchungen vor Ort angeboten, sportlich ist Dachser sowieso aktiv. Zur Teamchallenge in Dresden waren sie mit 27 Läuferinnen und Läufern am Start. Und im Großraumbüro für die Disponenten stehen etliche Pokale von den internationalen Fußballturnieren des Unternehmens. „Da darf ich sogar mitmachen“, meint Häger und lacht.
Dabei spielt der 59-Jährige sonst Eishockey. Früher in Kempten und jetzt zweimal in der Woche abends bei den Dresdner Altlöwen, der Traditionsmannschaft der Eislöwen. Nach deren Aufstieg in die DEL hat Dachser sein Sponsoring erweitert und erhält im Gegenzug ein Kontingent an VIP-Tickets. „Die kommen gut an bei Kollegen und Geschäftskunden“, sagt Häger.
Mit den Investitionen steigt Dachser in Radeburg, was die Größe betrifft, jedenfalls ebenso in die erste Liga auf wie die Eislöwen. Und der General-Manager ist mächtig stolz auf sein Team und den Standort.