Niesky. Die Oberlausitz ist ein idealer Standort für ein Testzentrum für Schienenfahrzeuge, sagt Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panther. Damit bringt er das Resultat einer Studie auf den Punkt. Sie wurde vom Freistaat im Frühjahr 2024 an ein sächsisches Planungsbüro in Auftrag gegeben.
Mit der Standortprüfung ist das Staatsministerium für Wirtschaft seinem Ziel ein großes Stück näher gekommen: dem Aufbau eines hochmodernen Eisenbahntestzentrums in der Lausitz.
Tests für europäische Bahnindustrie
Im Rahmen der Studie wurden 53 Trassierungsvarianten geprüft und auf technische, ökologische und raumplanerische Machbarkeit untersucht. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden drei Potenzialräume detailliert analysiert.
Zwei davon wurden schließlich zu einem sogenannten „Tetis-Variantenraum“ zusammengeführt, in dem ein Testzentrum grundsätzlich machbar ist.
Niesky ist wieder im Gespräch
Dieser Variantenraum liegt im Kreis Görlitz. Konkret zwischen der Staatsgrenze zu Polen, der Bundesstraße 115, der Autobahn sowie dem Truppenübungsplatz „Oberlausitz“, also östlich einer Linie von Kodersdorf über Niesky bis Rietschen.
Wie das Staatsministerium mitteilt, berücksichtigt die sorgfältige Prüfung neben technischen Voraussetzungen auch eine Vielzahl an Umweltbelangen wie Schutzgebiete, den Erhalt geschützter Biotope und Waldflächen, den Trinkwasser- und Hochwasserschutz sowie den Schutz von Brutgebieten und seltenen Böden.
Damit ist auch Niesky und sein Umland wieder im Gespräch. In einer vor fünf Jahren von der Zukunftswerkstatt Lausitz erarbeiteten Potenzialanalyse war das Gebiet nördlich von Niesky bereits für ein Testzentrum für Eisenbahntechnik (Tetis) favorisiert worden.
Nach Bekanntgabe führte das Vorhaben zu bis heute anhaltenden Protesten aus der Bürgerschaft in den betroffenen Gemeinden und der Stadt Niesky. Das trug mit dazu bei, dass der Freistaat eine vertiefte Standortprüfung in Auftrag gab, die nun vorliegt. Sie resultierte aus der Empfehlung der TU Chemnitz, die zwei Jahre zuvor Bedingungen und Wege für ein solches Zentrum analysierte.
In dem Tetis-Variantenraum sind 36 Trassierungsoptionen untersucht worden, so das Ministerium. Diese decken unterschiedlichste Anforderungen ab, wie etwa Geschwindigkeiten bis zu Tempo 300.
Schwierige Suche nach Investoren
Ob und wie genau die Projektidee tatsächlich zur Umsetzung gelangt, hängt maßgeblich von den Anforderungen eines Investors ab. „Die befragten Fahrzeughersteller, Betreiber und Prüfdienstleister äußerten sehr unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich Streckendesign, Geschwindigkeit und gewünschter Prüfszenarien“, sagt ein Ministeriumssprecher.
Diese Vielfalt macht deutlich, dass nur ein konkreter Investor mit klaren Vorstellungen einen Testring in die Oberlausitz bringen kann. Doch genau an dem fehlt es bis heute.
SZ