Dresden. Diese Ingenieure kennen sich mit automatisierten Produktionsanlagen für winzige Steckverbindungen aus – aber auch mit großen Plänen für die nächste Halle im Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee. Beim Dresdner Hightech-Unternehmen Xenon Automatisierungstechnik hat das Richtfest für das achte Gebäude stattgefunden. Davor war ein Ringtausch unter Nachbarn nötig.
Wer mit den Geschäftsführern Tobias Reissmann und Kay Truxa durch die Produktionshallen laufen darf, entlang gelber Linien und blauer Kästen mit Metallteilen, der hat bald den Wunsch nach einem Übersichtsplan.
Xenon beschäftigt 470 Menschen
Xenon mit seinen 470 Angestellten ist zwar ein mittelständisches Unternehmen und kein Konzern, aber die großen Montagehallen 4a und 4c mit ihren Oberlichtdächern lassen den Laien staunen. Nun baut Xenon auch noch eine Halle G und gibt dafür eine andere ab. Was ist der Plan?
Tobias Reissmann sagt, in den vergangenen Jahren habe Xenon schon „sehr viel Montagefläche gebaut“. Nun sei es an der Zeit, auch die Logistik zu verbessern. Zu groß sei die Entfernung zwischen den verstreuten Firmenteilen im Gewerbegebiet. „Es ist besser, alles an einem Platz zu haben.“ Auch wenn die neue Logistikhalle nur ein paar Hundert Meter näher liege als die bisherige: „Wir halbieren damit den Logistik-Aufwand“, sagt Sebastian Popp, Direktor für Produktion und Einkauf.

Quelle: Matthias Rietschel
Der Anlagenbauer Xenon war 1994 das erste Unternehmen in diesem Gewerbegebiet – einem Standort, der zuvor von Resten von Wismut-Bergbau, Reifenwerk und Werkstätten der russischen Armee gereinigt werden musste. Im Lauf der Jahre kaufte Seniorchef Eberhard Reissmann immer mal Grundstücke dazu und gab kleinere wieder ab. Zwischendurch wurden auch Hallen gemietet.
Jahrelang über neue Halle nachgedacht
Viele kleine Firmen haben sich inzwischen in der Nachbarschaft angesiedelt, oft mit 50 bis 100 Mitarbeitern. Der Sanitär- und Heizungsbetrieb Eberhard Rink gegenüber gehört zu den Betrieben, mit denen Xenon zusammenarbeitet. Reissmann betont, seit 30 Jahren mit denselben sächsischen Firmen zu kooperieren. Architekt Rainer Ehlich und die Baufirma Consass würden regelmäßig beauftragt.
Der Mittelstand beschäftigt sich permanent damit, besser zu werden. – Tobias Reissmann, Geschäftsführer Xenon Automatisierungstechnik
In die neue Halle investiert Xenon 3,5 Millionen Euro. Ist das schon eine Folge des Wachstumsprogramms der neuen Bundesregierung, mit den versprochenen besseren Abschreibungsbedingungen für Investitionen? Tobias Reissmann verneint. Er freue sich über Initiativen, die Wirtschaft anzukurbeln. Doch ein Mittelständler wie Xenon beschäftige sich permanent damit, besser zu werden, und warte nicht auf bessere Förderbedingungen.
Seit etwa vier Jahren sei über die neue Halle nachgedacht worden, sagt der Geschäftsführer. „Wir haben eine hohe Exportquote und stehen in hartem Wettbewerb.“ Da sei es ständig nötig, produktiver und effizienter zu werden. „Der Mittelstand denkt so.“
Hoffnung: Zauderer holen Investitionen nach
Dass viele andere Unternehmer sich mit Investitionen zurückhalten, weiß Tobias Reissmann natürlich. „Das trifft uns auch, weil wir ja Produktionsausrüstung herstellen.“ Doch Xenon könne mit Konjunkturzyklen umgehen. „Üblicherweise werden die Investitionen nachgeholt.“
Im vorigen Jahr hat Xenon einen Rekord-Umsatz verbucht: 88 Millionen Euro. Reissmann begründet es damit, dass der Anlagenhersteller „sehr international“ aufgestellt ist und nicht nur von einer Branche abhängt. Die wichtige Autobranche habe zwar eine schwere Zeit, aber Xenons Technologie sei stark auf Zukunftschancen wie das autonome Fahren ausgerichtet. Wenn Sensoren für Robotaxis benötigt würden, könne Xenon die Produktionstechnik liefern.

Quelle: Matthias Rietschel
In den Montagehallen von Xenon sieht der Besucher Aluminiumgestelle, darin kleinteilige Technik zum Bestücken und Zusammensetzen von Metall- und Kunststoffteilen. Fürs Foto führt Geschäftsführer Kay Truxa zu einer Anlage, die Hochfrequenzsteckverbinder herstellen kann. Die kleinen Stecker gehören zu Kamerasystemen fürs autonome Fahren und zu Abstandssensoren.
Zu den Kunden von Xenon zählen der Mikrochip-Hersteller Infineon und Autozulieferer wie Continental, Schaeffler und Rosenberger. Auch der Solartechnik-Produzent Meyer-Burger mit Werk in Freiberg war ein Xenon-Kunde. Reissmann bedauert das Aus der Produktion dort, sieht aber sein Geschäft mit der Solarenergie-Branche nicht beendet: Beim Ausbau der erneuerbaren Energie und der Netze werde Leistungselektronik benötigt, zu deren Produktion gehörten automatisierte Anlagen von Xenon.

Quelle: Matthias Rietschel
Xenon rüstet auch Medizintechnik-Hersteller aus und hat früh das neue Geschäftsfeld Wasserstoff für sich entdeckt: Mit dem Dresdner Hersteller Sunfire wurden Montageprozesse entwickelt, um die Brennstoffzellen-Stapel präzise „mit Lagekorrektur“ zusammenzusetzen.
Am Sitz Dresden hat Xenon rund 325 Beschäftigte, in China 90 und in Mexiko 55. „Die Auslandsstandorte wachsen besonders schnell“, freut sich Reissmann. Von dort aus bedient Xenon Kunden in Übersee – nicht nur im Service, sondern auch mit Entwicklung und Produktion. Doch der Neubau in Dresden zeigte Vertrauen in den Standort Deutschland.
SZ