Von Nora Miethke
Mit einem Elektrowagen BMW i3 holte der deutsche Botschafter in Singapur, Ulrich A. Sante, den sächsischen Ministerpräsidenten am Flughafen ab. „Ein E-Auto mit Standarte, das habe ich bisher noch nie gesehen. Was für ein spektakulärer Beginn“, freute sich denn auch Michael Kretschmer auf dem Abendempfang des Botschafters.
Sachsen und Singapur verbindet eine langjährige Beziehung, politisch, in der Wirtschaft wie in der Wissenschaft. Sachsens früherer Ministerpräsident Stanislaw Tillich pflegte engen Kontakt zu Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong und sein Name öffnet auch nach seinem Rücktritt dort noch viele Türen. Den Kontakt will sein Nachfolger nicht abreißen lassen. So führt Kretschmers einzige Fernreise außerhalb Europas im Wahljahr nach Singapur. Ziel der Reise ist die Pflege bestehender Kooperationen. Denn was in Singapur auf früheren Reisen vereinbart wurde, wurde auch umgesetzt, betont Kretschmer.
Wie zum Beispiel die Kinderbiennale. Sie wurde beim letzten Besuch der Sachsen 2016 zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen und der National Gallery beschlossen und ist gerade in Dresden erfolgreich zu Ende gegangen mit mehr als 100 000 Besuchern. Auch der Ministerpräsident hatte sie privat mit seinen Söhnen besucht. Er wusste also gut Bescheid, wofür er sich bei seinem kurzen Besuch in der National Gallery bedankte. Dort findet in diesem Jahr die zweite Kinderbiennale statt.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen von Bildung und Forschung. Der Zeitplan ist eng getaktet. Früh am Morgen informiert sich Kretschmer im Gespräch mit Bildungsminister Ong Ye Kung über die Fortschritte des Stadtstaats beim digitalen Lernen und lernt, dass es nicht so sehr auf die Ausstattung der Schulen mit Laptops ankommt, sondern vielmehr auf die richtigen Methoden, logisches Denken zu vermitteln.
In der deutsch-europäischen Schule GESS trifft er mittags auf Sachsen, die ihm zu Hause fehlen wie zum Beispiel die Medienpädagogin Nancy Hollmann. Sie stammt aus Hohenstein-Ernsthal und berät seit sechs Jahren die Lehrer an der Schule im Einsatz digitaler Geräte und Lehrmethoden.
An der Nanyang Technischen Universität wirbt der Ministerpräsident nachmittags für gemeinsame Doktorandenprogramme, lässt sich beim Fraunhofer Institut Singapore erklären wie er die Sachsen-Story als Virtuell-Reality-Story erzählen kann, bevor er zum Treffen mit dem Premierminister eilt – unter Ausschluss der Presse. Er habe in den Gesprächen mit Premier Lee Hsien Loong, sowie mit dem Handels- und dem Bildungsminister für mehr Studentenaustausch geworben.
"Wir brauchen in Sachsen mehr internationale Studenten aus Hochtechnologieländern wie Singapur und ich glaube, in der Wissenschaft lässt sich der Austausch anschieben“, betont Kretschmer. „Wenn man hier etwas will, dann heißt es auch, es wird gemacht“, fasst er den Haupteindruck des Tages zusammen und entschwindet ins Gastspiel des Semporopernballetts „Impressing the Czar“.