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„Wer einmal probiert hat, findet’s Bombe“ – Immer mehr Eisdielen setzen auf Veganes

Laut deutsch-italienischem Branchenverband steigt die Nachfrage nach veganem Eis. Das liege jedoch nicht daran, dass es mehr Veganer gibt. SZ hat sich an den Eistheken in Görlitz und Umland umgeschaut: Wo gibt’s Veggie in die Waffel?

Lesedauer: 4 Minuten

Marc Hörcher

Görlitz. Erdbeere, Mango oder Schwarze Johannisbeere − was darf es sein? Elke Gaida hat jetzt das Sortiment an ihrer Eistheke erweitert. Die Besonderheit: All diese Sorten sind vegan. Damit reagiert die 51-jährige Inhaberin des Cafés „La Creperie & Softeis“ in Vierkirchen auf Kundennachfragen. Ist die Nachfrage nach Veganem im Görlitzer Umland etwa so groß, dass den Kunden sogar der Eishunger vermehrt danach steht? Nein, das zwar nicht, sagt Gaida.

Sie habe die Sorten, die zu hundert Prozent Frucht enthalten, deswegen ins Programm genommen, weil immer wieder nach laktosefreiem Eis gefragt werde. Laktoseintolerante Menschen können das Milch-Softeis, welches sie seit fünf Jahren verkauft, nicht essen. So richtig aus den Händen gerissen wird ihr das neue Angebot aber bislang noch nicht. „Es läuft eher schleppend an“, sagt sie. Aber: „Wer die Fruchtsorten einmal probiert hat, findet sie Bombe.“

Zwar nicht vegan, aber auch im Trend: Die Mitarbeiterinnen des Eiscafes La Gondola präsentieren eine Schüssel Dubai-Eis.
Zwar nicht vegan, aber auch im Trend: Die Mitarbeiterinnen des Eiscafes La Gondola präsentieren eine Schüssel Dubai-Eis.
Quelle: Martin Schneider

Dass es insgesamt eine steigende Nachfrage nach veganem Eis gibt, ist eine Entwicklung, die der Dachverband der italienischen Eisdielen bereits in der vergangenen Saison wahrnahm. Hierzu zitiert die Rheinische Post die Generalsekretärin des Dachverbandes der italienischen Eisdielen „Uniteis“, Annalisa Carnio. Das vegane Eis sei nicht nur deswegen so gefragt, „weil sich mehr Menschen vegan ernähren, sondern auch durch eine zunehmende Laktoseintoleranz. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.“

Im Café Flair laufen vegane Fruchtsorten gut

Selbst in Görlitz ist der Trend zum veganen Speiseeis mittlerweile angekommen, weiß Gianfranco De Vecchi, Inhaber des italienischen Eiscafés La Gondola am Postplatz. „Wie soll ich das sagen? Die Leute gucken immer nach neuen Trends − und vegan ist ein solcher Trend, schon seit einigen Jahren“, sagt er. Unter seinen veganen Sorten laufe Bitterschokolade am besten, aber auch die veganen Fruchteis-Sorten seien gefragt.

Enrico Walkstein steht vor seinem „Café Flair“ in der Brüderstraße. Er betreibt es seit fast drei Jahrzehnten. Nicht nur sein Eis-Angebot ist sehr beliebt.
Enrico Walkstein steht vor seinem „Café Flair“ in der Brüderstraße. Er betreibt es seit fast drei Jahrzehnten. Nicht nur sein Eis-Angebot ist sehr beliebt.
Quelle: Paul Glaser/glaserfotografie.de

Enrico Walkstein, Inhaber des „Café Flair“ an der Brüderstraße, stellt hingegen keinen Hype auf sein veganes Eis-Angebot fest. „Ja, wir haben veganes Eis, aber es wird von unseren Kunden nicht speziell danach gefragt.“ Aktuell laufen im „Flair“, die veganen Fruchtsorten Zitrone, Heidelbeere und Wassermelone ganz gut. Ob die Kunden sie kaufen, weil sie sich vegan oder laktosefrei ernähren oder weil sie einfach Lust auf eine fruchtige Erfrischung haben, vermag Walkstein nicht zu sagen.

Sein Café ist generell bei Görlitzern beliebt. Der Inhaber und sein Team halten schon seit fast drei Jahrzehnten an diesem Standort durch. Vor zwei Jahren wählten SZ-Leser das Café Flair beim „Sachsens Beste“-Voting in der Kategorie beliebtestes Eis der Stadt auf Sächsische.de auf Platz 3, mit beachtlichen 10 Prozent der damals abgegebenen rund 2.000 Stimmen.

Kamila Lech-Gajda, Inhaberin des Restaurants in der „Dreiradenmühle“, zu welcher der Eiscontainer an der Altstadtbrücke in Zgorzelec gehört.
Kamila Lech-Gajda, Inhaberin des Restaurants in der „Dreiradenmühle“, zu welcher der Eiscontainer an der Altstadtbrücke in Zgorzelec gehört.
Quelle: Martin Schneider

Rund 450 Meter und eine Landesgrenze weiter befindet sich ein im Vergleich dazu noch relativ junges Eis-Angebot. Der Eis-Container „Sweet Border – Lodziarnia“, ein Anhängsel der benachbarten Dreiradenmühle in Zgorzelec direkt an der Altstadtbrücke, öffnete im Sommer 2023. Dessen Verkäuferinnen haben täglich immer eine vegane Sorte im Angebot, sagen sie. Es ist stets Sorbet, und ja, sie könne den Trend bestätigen, dass Kunden, die keine laktosehaltigen Speisen vertragen oder essen wollen, immer mehr danach fragen, sagt eine Mitarbeiterin, die seit Eröffnung des Eiscontainers dort beschäftigt ist. Auch glutenfreie Snacks seien mittlerweile verstärkt nachgefragt.

Ähnlich ist es im Salat-Bowl-Imbiss „Bauchgefühl“ am Görlitzer Postplatz. Auch wenn dort Eis nicht das Hauptgeschäft ist, versucht Inhaber PeterMutscher den Kunden im Sommer ein süßes Dessert anzubieten. „Zunächst hatten wir Eisbecher der Firma Ben & Jerrys, aber die liefen nicht so gut wie gedacht“, sagt Mutscher. Deswegen steht mittlerweile, relativ präsent im Kundenraum, eine Eismaschine der Firma „Swip“.

Die Leute gucken immer nach neuen Trends − und vegan ist ein solcher Trend, schon seit einigen Jahren. – Gianfranco De Vecchi, Inhaber La Gondola

Sechs Sorbet-Sorten lassen sich an dieser Maschine „ziehen“, es handelt sich um ein Convenience-Produkt, bei der kleine Becher aus der Kühltruhe entnommen und an der Maschine verarbeitet werden. Vier der sechs Sorten sind vegan. Laut Mutscher laufe das Eis besser als die Ben-und-Jerry-Produkte − nicht nur, weil vegane Alternativen enthalten sind, sondern auch, weil sie fett- und zuckerärmer seien.

Das „Bauchgefühl“ hat sich das Animieren zu einer gesünderen Ernährung auf die Fahnen geschrieben, von daher passe das Swip-Eis gut ins Ladenkonzept. Und auch optisch mache die Maschine etwas her, falle vielen Kunden sofort ins Auge, die sie dann ausprobieren möchten.

Ist veganes Eis eher Großstadt-Thema?

René Steinert, Inhaber der „Fahr Bar“ in Rothenburg, welche das ungewöhnliche Konzept kombiniert, Eiscafé und Fahrradwerkstatt zugleich zu sein, hält veganes Eis hingegen eher für ein Großstadt-Thema. Immerhin sechs seiner 28 Sorten sind dennoch vegan, erzählt er. Dauerbrenner bei seinem Veggie-Eis: „Saurer Apfel und Wassermelone. Die haben wir seit vergangenem Jahr im Angebot und seither nicht ausgewechselt, weil sie so gut laufen.“

SZ

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