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Wie eine der größten Dresdner Firmen auf Trumps Zölle reagiert

Ein sauberer Betrieb mit eigenem Pool: Bei DAS Environmental Expert entstehen Reinigungsanlagen für die Mikrochip-Industrie. Was die Dresdner in Übersee erleben.

Lesedauer: 3 Minuten

Georg Moeritz

Dresden. Der Sommer kann kommen für die 500 Dresdner Mitarbeiter der Umwelttechnikfirma DAS Environmental Expert (DAS EE): Wasser läuft in breitem Schwall in den Elfmeter-Pool neben dem Beachvolleyballfeld. Das Becken zwischen den Fabrikhallen und der Betriebskantine auf der Leubnitzer Höhe darf benutzt werden. Dort erprobt das Unternehmen zugleich eine Reinigungstechnik. „Rein biologisch, mit Mikroorganismen“, sagt Mirko Heinze, Leiter der Wasserbehandlung.

Das Dresdner Unternehmen mit Niederlassungen auf drei Kontinenten kennt sich mit der Reinigung von Industrie-Abwasser aus. Hauptgeschäftsfeld von DAS EE sind aber Abgasreiniger für Mikrochipfabriken, von Dresden bis Taiwan. Inhaber und Geschäftsführer René Reichardt berichtet, zu diesem Zweck sei die Firma 1991 „von Papa gegründet“ worden, in einer Art Garage. Heute arbeiten weltweit 950 Menschen für den Familienbetrieb.

Dresdner haben weltweit sieben Niederlassungen

Eine der sieben Niederlassungen des Dresdner Unternehmens steht in den USA. Daher muss sich Reichardt jetzt mit den neuen Zöllen von US-Präsident Donald Trump beschäftigen.

Beim Firmenbesuch von Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) am Donnerstag berichtet der Firmenchef, dass die Zollmehrkosten für seine exportierten Anlagen zunächst von den Kunden in den USA bezahlt würden. Doch wenn künftig neue Teile aus der Dresdner Fabrik an die Niederlassung in den USA geliefert würden, habe sein Unternehmen Mehrkosten zu tragen.

Badebecken für Mitarbeiter: Der Elfmeterpool auf dem Firmengelände auf der Leubnitzer Höhe dient auch zum Test der biologischen Wasserreinigung.
Badebecken für Mitarbeiter: Der Elfmeterpool auf dem Firmengelände auf der Leubnitzer Höhe dient auch zum Test der biologischen Wasserreinigung.
Quelle: Matthias Rietschel

Die Einfuhrzölle Trumps „erhöhen automatisch unseren Preis“, sagt Manager Heinze. Die Zollpolitik der USA zwinge deutsche Firmen wie DAS EE außerdem, nach neuen Lieferanten zu suchen. Wenn er Pumpen oder Gebläse für ein Abwasserprojekt in den USA kaufen wolle, sollten die Produkte künftig möglichst dort hergestellt sein.

Zusätzliche Konkurrenz durch US-Hersteller erwartet Firmenchef Reichardt trotz der Handelshemmnisse nicht. „Anlagen, wie wir sie bauen, werden in den USA nicht hergestellt“, sagt er. Sein Dresdner Unternehmen gehöre zu den zwei bis drei Marktführern bei Abgasreinigungsanlagen für die Chip-Industrie. Wer in den USA eine Chipfabrik baue, müsse solche Anlagen importieren.

Rückzug aus Südamerika, nicht aus den USA

Minister Panter sagt, der „Handelskrieg“ werde Deutschland auf viele Arten treffen. Sowohl die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA wie mit China würden erschwert. Doch grundsätzlich zeige „die Erfolgsgeschichte“ des Dresdner Unternehmens, wie ein Lieferant der Chipfabriken gemeinsam mit der Branche wachse. „Ein tolles Beispiel dafür, wie sich eine Industrie entwickelt“, sagte Panter.

Reichardt hat nicht vor, sich aus den USA zurückzuziehen. Im Gegenteil: „Die Branche ist im Aufwärtstrend, es wird viel investiert“, sagt er. „Wir haben gut zu tun.“ Statt aus Nordamerika ziehe sich DAS EE aus Südamerika zurück: Die beiden Niederlassungen in Argentinien und Peru wurden aufgegeben.

Die Branche ist im Aufwärtstrend, es wird viel investiert. – René Reichardt, Geschäftsführer DAS Environmental Expert

„Nach zehn Jahren haben wir dort die Reißleine gezogen“, sagt der Firmenchef. Südamerika sei „politisch sehr instabil“, das Geschäft dort sei „nie richtig wirtschaftlich“ gewesen. Die Servicestandorte dort seien nicht geschlossen worden, sondern würden von ehemaligen Beschäftigten weitergeführt.

Der größte Absatzmarkt für DAS EE ist ohnehin Asien. Laut jüngstem Geschäftsbericht für 2023 wurden rund 70 Prozent des Umsatzes dort erwirtschaftet, 19 Prozent in den USA. In Taiwan und China stünden „unzählige Mikrochipfabriken“, sagt Reichardt, der Vorstandsmitglied im sächsischen Branchenverband Silicon Saxony ist. Dresden als größter europäischer Standort der Halbleiterbranche sei „nur ein kleiner Standort“.

Firmenchef René Reichardt war 2023 
Sachsens „Unternehmer des Jahres“. Er hat den Dresdner Betrieb erweitert und erwägt schon die nächste Vergrößerung auf einem Nachbargrundstück.
Firmenchef René Reichardt war 2023 Sachsens „Unternehmer des Jahres“. Er hat den Dresdner Betrieb erweitert und erwägt schon die nächste Vergrößerung auf einem Nachbargrundstück.
Quelle: Matthias Rietschel

„Jede Chipfabrik soll unser Kunde werden“, dieses Ziel hat sich Reichardt gesetzt. Die meisten seien es schon. Rund 1500 Anlagen hat das Dresdner Unternehmen voriges Jahr ausgeliefert. Der Umsatz stieg von 115 auf rund 170 Millionen Euro. Vor drei Jahren hat DAS EE angebaut, schon haben die Chefs das nächste Grundstück in Blick.

Ein Erfolgsgeheimnis der Dresdner liegt laut Reichardt darin, genau auf Anforderungen der Industriebetriebe einzugehen. Die meisten Konkurrenten böten nur ein oder zwei Standardprodukte. DAS EE baue „zum Leidwesen unserer Entwickler und Konstrukteure“ spezialisierte Reinigungsanlagen.

Plakate von Dynamo Dresden in der Produktionshalle

Beim Gang durch eine hohe helle Produktionshalle öffnet der Firmenchef dem Minister Metallschränke mit Reinigungstechnik, mit Rohren und Pumpen. Mitarbeiter mit großem Firmenaufdruck „DAS“ auf grauer Dienstkleidung stehen auf Leitern, montieren etwas zwischen einem Drähtegewirr.

Der Rundgang führt vorbei an Kisten mit Rohren und Manschetten, ein Schubladenschrank ist sauber beschriftet: Winkelschleifer, Rohrbiegezangen, Staubsaugerzubehör. In den Bürogängen sind Blumenfotos aufgehängt, in der Produktionshalle Dynamo-Dresden-Plakate.

Reichardt erwartet für dieses Jahr einen ähnlich hohen Umsatz wie im vorigen. Das Wachstum der Dresdner Chipfabriken helfe auch DAS EE. „Bei den Kunden vor der Haustür können wir unsere Technologie erproben.“ Danach werde sie weltweit eingesetzt. Viele Staaten legten Wert auf Umwelttechnologie, darunter Korea und Taiwan, Japan und Singapur.

SZ

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