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600 Millionen Euro Förderung für Wasserstoffprojekte in Sachsen

Bundeswirtschaftsminister Habeck und Amtskollegen aus den Ländern geben offiziellen Startschuss für Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur. Sachsen erhofft sich einen "Vorsprung Ost".

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht die Auftaktveranstaltung zur Umsetzung von IPCEI HY2INFRA
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen, M), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, übergibt Zuwendungsbescheide für 23 Projekte der IPCEI Hy2Infra Welle © dpa

Von Nora Miethke

Bund und Länder investieren insgesamt 4,6 Milliarden Euro in den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur. Am Montag wurden im Bundeswirtschaftsministerium die Förderschecks für 23 Wasserstoffvorhaben feierlich überreicht, die im Rahmen des europäischen Gemeinschaftsprojekts „IPCEI Wasserstoff“ gefördert werden. In Sachsen werden die zwei Projekte „Doing Hydrogen“ und „Go-Green Octopus Mitteldeutschland“ des Leipziger Fernleitungsnetzbetreibers Ontras Gastransport GmbH mit insgesamt rund 600 Millionen Förderung unterstützt.

Ontras selbst wird private Investitionen in ähnlicher Höhe beisteuern, um im Rahmen beider Projekte insgesamt rund 920 Kilometer Wasserstoffleitungen zu bauen und in Betrieb zu nehmen. 548 Kilometer sollen neu gebaut, der Rest umgewidmet werden. Diese Pipelines stellen die infrastrukturelle Anbindung Sachsens und Ostdeutschlands an Wasserstoffprojekte in West- und Osteuropa sowie an der Ost- und Nordsee sicher. Damit kann Wasserstoff erstmals in großen Mengen über weite Strecken transportiert werden, um zum Beispiel Stahlwerke, Chemieanlagen und Kraftwerke mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Der Freistaat beteiligt sich an der Förderung des Projekts „Go-Green Octopus Mitteldeutschland“ mit 5,6 Millionen Euro.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig war bei der Übergabe der Fördermittelbescheide in Berlin mit dabei. Nach dem Aufbau Ost, der schon einige Jahre abgeschlossen sei, biete der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft die Chance zu einem „Vorsprung Ost“, betonte der SPD-Politiker auf der Bühne des Ludwig-Erhard-Saals. Sachsen verfüge entlang der gesamten Wertschöpfungskette über Kompetenzen, angefangen bei den Infrastruktur-Unternehmen Ontras und VNG über den Elektrolyseur-Spezialist Sunfire in Dresden bis zu den Wasserstoff-Abnehmern in der Chemie und Grundstoffindustrie etwa im Meißner Industriebogen, so Dulig. Für ihn habe diese enorme Förderung auch eine mentale Funktion. „Sie kann den Menschen Sicherheit geben, dass Veränderung in ihrem Sinne gestaltet werden“, sagte der sächsische Wirtschaftsminister. Amtskollegen aus anderen Bundesländern drückten es etwas anders aus. „Dieser Tag soll zeigen, wir kümmern uns. Politik und Wirtschaft arbeiten zusammen, damit der Hochlauf der Wasserstoffversorgung gelingt“, sagte etwa Mona Neubauer, Wirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen.

Deutschland baut am größten Wasserstoffnetz der Welt

Für Bernd Protze, Geschäftsführer der VNG Gasspeicher GmbH in Leipzig, soll dieser Tag vor allem das Signal senden, dass die Energieversorgung über Wasserstoff für die Kunden bezahlbar wird. Er nahm einen Förderbescheid von rund 60 Millionen Euro für die Ertüchtigung und den Betrieb eines Kavernenspeichers mit einem Speichervolumen von 50 Millionen Normkubikmeter in Sachsen-Anhalt entgegen. Die Idee ist, einen Teil eines bestehenden Erdgasspeichers umzurüsten auf Wasserstoff. Das Projekt sei noch in einem frühen Stadium, so Protze. Derzeit sei man im Gespräch mit Kunden, um den Leistungsbedarf an Energie aus Wasserstoff festzustellen. „Wir entwickeln maßgeschneiderte Projekte aus Kundenperspektive, damit sie am Ende bezahlbar sind“, betonte der Leipziger Gastechnik-Experte.

Die geförderten Projekte sind wesentlicher Bestandteil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes. Dieses soll mit rund 10.000 Kilometer Länge das größte und leistungsfähigste Wasserstoffnetz der Welt werden. Ein Teil der 4,6 Milliarden Euro dafür stammt aus einem Fördertopf der Europäischen Union. Die Unternehmen selbst investieren zusätzlich 3,3 Milliarden Euro. Insgesamt kommt man laut Bundeswirtschaftsministerium so auf ein Investitionsvolumen von etwa 7,9 Milliarden Euro bis 2030.

„So ein Investitionsvolumen zu verkünden, habe ich nicht häufig“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er hofft, dass dieser Anschub nun eine „kräftige Auftragswelle“ in der deutschen Wirtschaft auslöst. Und in Richtung EU-Kommission zielte die Kritik: „Vier Jahre Notifizierung für die Projektanträge ist zwei Jahre zu lang“, so Habeck. Die Bundesregierung musste sich die Projektskizzen und Förderanträge durch die EU-Kommission genehmigen lassen. Dieser Prozess dauerte vier Jahre.

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