Von Heike Garten
Schwepnitz. Große Rollen eingepackter Dachbahnen in riesigen Hochregallagern und auf einer großen Freifläche. Rechts und links davon Produktionsgebäude auf einem Gesamtareal von etwa zehn Hektar: Am Donnerstag wurde in Schwepnitz eine neue Produktionshalle der Firma Bauder eingeweiht – die modernste Europas nach Aussagen des Unternehmens. Bauder ist einer der führenden Hersteller für Dachsysteme in Europa. Am Standort in Schwepnitz werden Kunststoff-Dachabdichtungsbahnen produziert.
Die neue Halle ist inzwischen schon die dritte, die die Firma Bauder in Schwepnitz errichtet hat. „Schwepnitz ist ein guter Standort für uns“, so Mark Bauder, einer der Geschäftsführer des Stuttgarter Familienunternehmens. Im Jahr 2000 übernahm die Firma das Unternehmen Thermplast in Bernsdorf. Schnell stieß man an die Kapazitätsgrenzen, suchten neue Flächen und fand sie in Schwepnitz. 2009 wurde das Werk in Schwepnitz eröffnet, jetzt also eine weitere Produktionsstätte am gleichen Standort. Spatenstich dafür war im Januar 2021.

Neben der Herstellung von Dachbahnen investierte Bauder auch in ein Technikum, in dem vor allem Handwerkern die Anwendung der Produkte erläutert wird, Mitarbeiter und andere Interessenten geschult werden und in dem auch geforscht wird. Die Labor- und Entwicklungsabteilung beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema der Nachhaltigkeit. So werden schon jetzt Abfallstoffe der Produktion recycelt und in diese wieder mit aufgenommen.
Ziel des Unternehmens ist es, das Werk selbst mit Strom zu versorgen. Alle Dächer der Neubauten verfügen über eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtleistung von 1.000 Kilowatt-Peak oder ein Gründach. Das Bürogebäude ist mit einem Solargründach ausgestattet. Allerdings wurde die Fotovoltaikanlage noch nicht in Betrieb genommen, da es noch Klärungsbedarf bezüglich der eigenen Nutzung des Stroms und der Einspeisung gibt. Aktuell werden die Produktionsanlagen mit Strom aus dem öffentlichen Netz betrieben.

Mit dem neuen Werk erhöht sich die Zahl der Bauder-Mitarbeiter in Schwepnitz und Bernsdorf zusammen auf 160; in Schwepnitz selbst sind 115 beschäftigt. Geschäftsführer Mark Bauder betont in dem Zusammenhang, dass die Mitarbeiter eine „unschlagbare Kompetenz besitzen“, ohne die die stetig wachsenden Produktionszahlen und auch der herausfordernde Bau nicht möglich wären.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) durchschnitt gemeinsam mit der Schwepnitzer Bürgermeisterin Elke Röthig (parteilos), der Beigeordnete des Landkreises Bautzen Romy Reinisch, dem Werksleiter Andreas Pohontsch und Mark Bauder das symbolische Band am Eingang in die neue Produktionsanlage. „Das Unternehmen setzt Innovationen um, auch beim Thema Energiewende“, so Kretschmer. Es sei wichtig, dass mit der Energiewende und dem Ausstieg aus der Braunkohle Investitionen im ländlichen Raum getätigt werden und dass Menschen eine neue Beschäftigung finden. Außerdem fließe damit auch Geld in die Region.
Die Schwepnitzer Bürgermeisterin wie auch der Geschäftsführer machten in dem Zusammenhang aber auch Probleme aufmerksam: die Notwendigkeit einer besseren Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sowie des Ausbaus der B97 als Hauptverkehrsader, die durch den Ort führt.

Aufgabe des Ministerpräsidenten war es an diesem Donnerstag aber nicht nur, eine Rede zu halten und das Band durchzuschneiden. Er wurde in das Dachdeckerhandwerk eingewiesen. Unter fachkundiger Anleitung, ohne Schlips und Jackett und mit hochgekrempelten Ärmeln verschweißte Michael Kretschmer kleine Stücke einer Dachabdeckung. „Er hat das nicht schlecht gemacht“, schätzte Thomas Streller, Fachbereichsleiter Kunststoff, ein.
Das Familienunternehmen Bauder hat seinen Hauptsitz in Stuttgart und wird jetzt in vierter Generation von den Brüdern Jan, Mark und Tim Bauder geführt. Neben Werken in Deutschland gibt es 16 Tochtergesellschaften im europäischen Ausland. Im vergangenen Jahr lag der Gesamtumsatz der Firma bei knapp 1,08 Milliarden Euro. Etwa 20 Prozent davon entfallen auf den Kunststoff-Bereich, der in Schwepnitz produziert wird. „Wenn in Euro künftig von Kunststoffabdeckungen gesprochen wird, dann wird auch der Ort Schwepnitz mit genannt“, so Mark Bauder.