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Siemens baut Stellen ab – auch in Leipzig droht Job-Verlust

Der Münchner Industrieriese Siemens will weltweit 6000 Jobs streichen. Veränderungen soll es auch in der E-Mobility-Sparte geben. Das trifft Leipzig.

Lesedauer: 2 Minuten

Andreas Dunte und Florian Reinke

Leipzig. Mit dem Trend zur Elektromobilität schuf Siemens in Leipzig eine eigene Fertigung für Ladesäulen – bis zu 250 Beschäftigte bauten in Spitzenzeiten am traditionsreichen Standort in Böhlitz-Ehrenberg die Schnelllader vom Typ Sicharge D. Das soll nun vorbei sein.

Wie am Dienstag bekannt geworden ist, richtet der Konzern sein Geschäft mit Ladelösungen neu aus. In dem Bereich wird es einen Job-Abbau geben: Insgesamt sind rund 450 Stellen betroffen, davon rund 250 in Deutschland, teilt der Konzern mit.

Ladesäulen-Geschäft wandert nach Portugal

Bei Siemens in Leipzig heißt es, dass das Geschäft mit den Ladesäulen europaweit in das Werk in Corroios (Portugal) konzentriert werden soll.

Was das für den Leipziger Standort und Beschäftigten genau bedeutet, könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen, erklärt eine Sprecherin. Eine Schließung des Werks sei aber nicht geplant.

Betriebsbedingte Kündigungen soll es laut Siemens indes nicht geben. Betroffene Mitarbeiter werden demnach eine Weiterbildung und Umschulung angeboten, und auch die interne Jobvermittlung soll zum Zuge kommen.

Sorgen in der Belegschaft

Bereits im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass Siemens sein Geschäft mit Ladelösungen ausgliedern möchte. Schon damals sorgte sich die Belegschaft wegen eines Stellenabbaus. Wie es nun von Siemens hieß, soll der Ausgliederungsprozess weiterlaufen, die Partnersuche läuft.

Das Werk in Corroios in Portugal ist nach Siemens-Angaben Hauptfertigungsstandort für alle Produktlinien innerhalb des Geschäfts mit Ladesäulen, einschließlich der Säulen vom Typ Sicharge. Der portugiesische Standort biete ausreichend Flexibilität und Wachstumsperspektiven, sobald der Markt wieder an Fahrt gewinnt.

Wie es von Siemens heißt, will sich das Unternehmen künftig verstärkt auf die Entwicklung und den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für Depots, Flotten und das Laden unterwegs konzentrieren. Außerdem sei beabsichtigt, das Geschäft regionaler aufzustellen, um die Märkte mit teils unterschiedlichen Ladestandards zielgerichteter und schneller bedienen zu können.

Als Grund nennt der Konzern die schwierige Situation in der Branche. So bestehe im Markt zurzeit „ein starker Preisdruck und ein begrenztes Wachstumspotenzial für Ladesäulen im unteren Leistungsbereich“. Der Stellenabbau soll nach Unternehmensangaben bis Ende des Geschäftsjahres 2025 abgeschlossen sein.

IG Metall ist alarmiert

Bei der IG Metall in Leipzig ist man alarmiert. Der Betrieb in Böhlitz-Ehrenberg sei nicht nur Fertigungsstätte – am sächsischen Standort seien auch Forschung und Entwicklung ansässig, so Leipzigs IG-Metall-Chef Steffen Reißig. Man werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen, kündigt er an.

Nicht allein das Ladegeschäft ist von Einschnitten betroffen. Insgesamt will Siemens weltweit rund 6000 Jobs abbauen, 2850 davon in Deutschland. Besonders trifft es die zuletzt schwächelnde Sparte Digital Industries – speziell das dazu gehörende Automatisierungsgeschäft. Dieses hat seit Längerem mit Problemen zu kämpfen.

Siemens stark im Leipziger Westen vertreten

Der Standort im Westen von Leipzig hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Neben der Fertigung von Ladesäulen produziert Siemens in einem eigenständigen Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft Niederspannungsschaltanlagen.

2013 sollte dieser Betrieb – wie jetzt der für Ladesäulen – ebenfalls nach Portugal verlagert werden. Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall verhinderten das und legten dem Konzern ein Gegenkonzept vor. Ein Abbau von Arbeitsplätzen war zwar unumgänglich, der Großteil der Produktion sowie Forschung und Entwicklung und damit anspruchsvolle Ingenieurleistungen blieben aber in Böhlitz-Ehrenberg erhalten.

Das Werk für Niederspannungsschaltanlagen ist nach früheren Angaben gut ausgelastet. Unter anderem stellt es Kabelbäume und Kupferelemente für Ladesäulen her. Eine ebenfalls auf dem Gelände angesiedelte eigenständige Firma fertigt Gehäuseteile sowie die Verpackung für die Säulen.

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