Leipzig/Dresden. Aus Dresden hebt bereits keine Ryanair-Maschine mehr ab, nun ist in dieser Woche auch in Leipzig/Halle Schluss: Die irische Billigfluggesellschaft kehrt Sachsen den Rücken zu.
Im Interview erklärt der für Deutschland zuständige Manager Marcel Meyer, warum die Airline am Rückzug festhält – und was sich für ein Comeback ändern muss.
Herr Meyer, Ryanair hat angekündigt, die Verbindung Leipzig-London einzustellen, auch aus Dresden gibt es keine Ryanair-Flüge auf Mallorca mehr. Warum haben Sie es sich nicht noch einmal anders überlegt?
Leider muss es dazu kommen. Der letzte Flug von Leipzig nach London geht am 29. März, und zum Beginn des Sommerflugplans am 1. April werden alle Flüge mit sofortiger Wicklung eingestellt. Der Grund sind die hohen Kosten an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden.
Welche Kosten meinen Sie konkret?
Neben der staatlichen Luftverkehrssteuer ab 15,53 Euro pro Passagier und der Flugsicherungsgebühr fallen in Leipzig und Dresden exorbitante Sicherheits- und Flughafengebühren an, etwa für Start- und Landung, die Bodendienste oder Dienste wie Säuberung.
Zur Person
Marcel Meyer (29) ist als Country-Manager bei Ryanair seit November 2024 für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig. Er verantwortet damit die Ryanair-Kommunikation in der DACH-Region. Zuvor war Meyer in der Pharmabranche tätig.
Was bedeutet das für Ryanair?
Wir müssen unsere Ressourcen effizient einsetzen. Länder wie Schweden und Ungarn haben die Luftverkehrssteuer abgeschafft, dort expandieren wir stark. Und auch deutsche Flughäfen wie Weeze (NRW) oder Karlsruhe/Baden-Baden sind deutlich günstiger.
Die sächsischen Flughäfen sollen Ihnen bei den Kosten durchaus entgegengekommen sein. Warum waren Sie nicht zu Zugeständnissen bereit?
Wir schätzen die Bemühungen sehr. Gerade der Osten Deutschlands liegt uns am Herzen, da es dort wenig Konnektivität gibt. Aber am Ende zählen die Zahlen. Softfaktoren oder Marketing können die hohen Kosten nicht ausgleichen.

Quelle: Ryanair
Fest steht: Keine Ryanair-Verbindung ab Leipzig/Halle und Dresden im Sommer
Aber verkennen Sie nicht, dass auch die Flughäfen Grenzen haben – beihilferechtlich und wirtschaftlich? Schließlich müssen sie darauf achten, wirtschaftlich zu agieren und die Infrastruktur zu erhalten.
Die Frage ist gerechtfertigt, aber trotzdem muss jeder Flughafen schauen, wie er attraktiver werden kann. Lassen Sie es mich klar sagen: Wir vertreten hier unsere Interessen als Wirtschaftsunternehmen. Wir sind an über 230 Flughäfen in 37 Ländern aktiv. Warum sollten wir uns mit Leipzig oder Dresden herumschlagen, die gerade mal eine Ryanair-Verbindung haben, wenn wir andernorts profitabler arbeiten können?
Im italienischen Bergamo haben wir beispielsweise unzählige Flugzeuge stationiert und konnten hier in der Vergangenheit unseren Wachstumsplan realisieren.
Wann könnte Ryanair nach Leipzig oder Dresden zurückkehren?
Wir führen Gespräche mit den Flughäfen – so wie mit anderen Airports in Europa auch. Eine Entscheidung fällt aber erst bei einem konkreten, attraktiven Angebot. Fest steht: Für den Sommer 2025 wird es keine Ryanair-Verbindungen in Dresden und Leipzig geben.
Wie stehen die Chancen ab Herbst?
Im Moment ist es extrem unwahrscheinlich, dass wir zeitnah nach Leipzig und Dresden zurückkehren. Deutschland bleibt insgesamt ein schwieriger Markt für uns, vor allem wegen der hohen staatlichen Gebühren.
Leipzig tut das durchaus weh, dass diese Verbindung nach London jetzt wegfällt. Wie zufrieden waren Sie mit der Auslastung der Strecke?
Wir kommentieren die konkrete Auslastung nicht, aber sie liegt europaweit bei 95 Prozent, und auch in Sachsen war sie solide. Die Einstellung der Verbindung hat primär nichts mit mangelnder Nachfrage zu tun, sondern mit den exorbitanten Standortkosten.
Wie gehen Sie an anderen deutschen Flughäfen vor?
Wir kürzen an mehreren Airports. Wir schließen die Operations in Dresden, Leipzig und Dortmund vollständig. Es gibt drastische Kürzungen am Flughafen Berlin-Brandenburg, wo sechs Routen und rund 20 Prozent der Kapazität wegfallen. Insgesamt gehen Deutschland im Sommer 1,8 Millionen Sitze verloren. Gleichzeitig stocken wir an kosteneffizienten Flughäfen wie Lübeck oder Karlsruhe auf.
Mehr Ryanair-Flüge in Lübeck
Was machen diese Flughäfen anders als Leipzig, Dresden und Berlin?
Lübeck beispielsweise arbeitet extrem kosteneffizient, etwa bei Personal- und Sicherheitsmanagement. Daher konnte der Flughafen ein kompetitives Angebot unterbreiten.
Lassen Sie uns auf die Preise schauen. Ist die Zeit der Billig-Flüge vorbei?
Die Zeit der Billigflüge geht bei uns weiter. Natürlich gibt es auch bei uns geringe bis moderate Ticketpreiserhöhungen im einstelligen Prozentbereich. Doch am Ende des Tages sind wir mit Abstand die kosteneffizienteste Airline. Es wird auch weiterhin Flüge für 14,99 Euro geben.
Nicht alle bedauern, dass Ryanair die Airports Leipzig und Dresden verlässt. Kritiker sagen, Ihre günstigen Ticketpreise gingen zulasten der Beschäftigten.
Hier ist festzuhalten: Wir sind in den Gewerkschaften vertreten und zahlen hierzulande nach Tarifvertrag.
Ein weiterer Kritikpunkt lautet: Mit Ryanair zu fliegen, ähnele einer Verkaufsveranstaltung. Warum verkaufen Sie auf Ihren Flügen Snacks und Produkte so offensiv?
Die Zusatzverkäufe an Bord sind eine wichtige Einnahmequelle für das Unternehmen und gehörten schon immer zur Strategie. Wir sind aber in erster Linie dafür bekannt, günstige Flüge bereitzustellen, und darauf liegt auch unser Fokus.