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Warum Elektrifizierung wichtig ist

Auf der Bahnstrecke zwischen Dresden, Bautzen und Görlitz soll es bald mit Strom rollen. Aus vielen Gründen.

Lesedauer: 2 Minuten

Bautzen. Auch wenn Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) seit seinem Amtsantritt häufig im Auto sitzt, hat er doch eine Zugstrecke sozusagen zur Chefsache erklärt: die Strecke zwischen Dresden, Bautzen und Görlitz. Die insgesamt 103 Kilometer sollen so schnell wie möglich elektrifiziert werden, hatte Kretschmer jüngst in Bautzen erklärt. Und das ist gleich aus mehreren Gründen wichtig:

Überlastete Autobahn Richtung Polen braucht eine starke Gleis-Alternative 

Die Autobahn 4 zwischen Dresden-Nord und Görlitz ist in beiden Richtungen regelmäßig verstopft. Und genauso regelmäßig wird deshalb über einen dreispurigen Ausbau diskutiert. Das wäre zum einen teuer, zum anderen würde es sicher nicht ausreichen, um den Schwerlastverkehr tatsächlich in erträgliche Bahnen zu lenken. Eine starke, parallele Gleis-Alternative wäre deshalb wichtig. Hier hat Sachsen aber generell Nachholbedarf. Aktuell gibt es nur eine einzige grenzüberschreitende elektrifizierte Strecke nach Polen oder Tschechien: Ausschließlich die Strecke zwischen Dresden und Prag kann von elektrisch betriebenen Zügen genutzt werden.

Die Industrie wird langfristig stärker auf den Lieferweg übers Gleis setzen 

Im Moment rollen die meisten Lieferungen für Industrie und Gewerbe noch per Schwerlast-Lkw. Das wird sich unter dem Druck der Energiewende sicher in Richtung Zug verschieben, es braucht also elektrifizierte Strecken. Und entlang der Verbindung zwischen Dresden und Görlitz gibt es etliche große Industriestandorte – wie Radeberg mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland oder auch Bautzen mit großen Firmen wie Bombardier. Als hier zum Beispiel im Frühjahr für rund acht Millionen Euro eine der modernsten Hochtechnologie-Produktionshallen Europas eingeweiht wurde, machte Bombardier-Chef Michael Fohrer deutlich, wie wichtig eine elektrifizierte Bahnstrecke zwischen den Firmenstandorten Bautzen und Görlitz ist. Über sie soll der Transport der in Görlitz gefertigten Wagenkästen nach Bautzen effizienter werden, wo Innenausbau und Fertigstellung erfolgen.

Moderne Infrastruktur erschließt auch die Region zwischen den Metropolen

Die Arbeitswelt wird sich wandeln. Immer mehr Menschen werden via Computer von zu Hause aus arbeiten können, sagen Experten. Das macht auch das sogenannte flache Land für viele wieder attraktiver, da sie nicht mehr der Arbeit „hinterher reisen“ müssen, also nicht mehr in die großen Städte mit ihren Industrieansiedlungen ziehen. Umso wichtiger wird es, den ländlichen Raum mit moderner Infrastruktur zu erschließen – und ihn nicht abzuhängen.

Eine wichtige Entscheidung könnte bereits im Herbst fallen 

Wann die ersten Masten für die Elektrifizierung zwischen Radeberg, Bischofswerda, Bautzen und Görlitz gesetzt werden, ist derzeit noch offen. „Wir machen Druck“, verspricht Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). In den nächsten Wochen könnte ein Termin zumindest greifbarer werden, als noch vor gut zwei Jahren. Damals hatte die Bundesregierung den Ausbau der Strecke Dresden-Görlitz unter „potenzieller Bedarf“ in den Bundesverkehrswegeplan eingeordnet. Derzeit wird die Wichtigkeit von Strecken erneut bewertet. Eine Bekanntgabe der Ergebnisse ist zum dritten Quartal vorgesehen, so steht es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Schon im Juni 2015 hatten Freistaat und Deutsche Bahn AG dabei eine Planungsvereinbarung abgeschlossen, „die Grundlagenermittlung konnte 2016 abgeschlossen werden“, so Kathleen Brühl, Sprecherin im sächsischen Wirtschaftsministerium. Die Planungskosten von drei Millionen Euro hat Sachsen bereits übernommen. Derzeit erfolgt die Fortführung der Planungen, auch diese rund sieben Millionen Euro stemmt der Freistaat.

 

von Jens Fritzsche

Bildquelle: Uwe Soeder

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