Leipzig. Vor sechs Jahren wurden erstmals die Ausbaupläne am Flughafen Leipzig/Halle vorgestellt. Nach vier Jahren Prüfung, begleitet von zahlreichen Protesten in der Bevölkerung und Demonstrationen, hat die zuständige Landesdirektion den Ausbau genehmigt. Das Vorhaben umfasse die Erweiterung und Umgestaltung im Südosten der bestehenden Flughafenanlage, teilte die Landesdirektion mit. Bei dem Projekt soll der Vorfeldbereich um 39 Hektar innerhalb des Flughafenareals erweitert werden, um bestehende Engpässe zu beseitigen und die Abfertigungskapazitäten an das erwartete Sendungsaufkommen bis 2032 anzupassen.
Geplant sind demnach neue Enteisungspositionen, eine Schneedeponie und moderne Entwässerungsanlagen. In der Nähe der Frachtterminals sollen weitere Standplätze für Flugzeuge entstehen. Ferner werden über neue Rollwege Anschlüsse an das bestehende Start- und Landebahnsystem sowie Hochbauflächen geschaffen.
Betreiber: Beste Wachstumsperspektiven für die kommenden Jahrzehnte
Der Beschluss sei zukunftsweisend, sagte Götz Ahmelmann, Vorstandschef der Mitteldeutschen Flughafen AG. „Er eröffnet unserem Flughafen, allen Beschäftigten und damit der gesamten Logistik- und Wirtschaftsregion Mitteldeutschland beste Wachstumsperspektiven für die kommenden Jahrzehnte.“
Im Planfeststellungsverfahren waren laut Landesdirektion mehr als 8.000 Einwendungen und Stellungnahmen von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Trägern öffentlicher Belange geprüft und bewertet worden. Die Einwendungen betrafen vor allem Bedenken hinsichtlich des Lärmschutzes, der Auswirkungen auf den globalen Klimaschutz sowie der Notwendigkeit des Ausbaus. Daher enthält der Beschluss einige Auflagen.
Einige Auflagen im Beschluss
So müssen Grundstücke, die besonders vom Lärm betroffen sind, auf Wunsch der Eigentümer von der Flughafen Leipzig/Halle GmbH übernommen werden. Für die Stromversorgung der Flugzeuge auf dem erweiterten Vorfeld sind geräuscharme Aggregate zu verwenden. Zudem muss die Niederschlagsentwässerung verbessert und die Gewässerverträglichkeit der Ableitung in den Kalten Born sichergestellt werden. Außerdem müssen Eingriffe in Natur- und Landschaft ausgeglichen werden – dazu zählen unter anderem Schutzmaßnahmen für Zauneidechsen und Kiebitze. Zudem muss der Flughafenbetreiber die Kosten für Schallschutz übernehmen.
Zweitgrößter Frachtflughafen mit Nachtflugerlaubnis
Der Flughafen Leipzig/Halle an der Grenze von Sachsen und Sachsen-Anhalt ist inzwischen der zweitgrößte Frachtairport in Deutschland. Für Frachtmaschinen gibt es eine Nachtflugerlaubnis. Die Mitteldeutsche Flughafen AG als Betreiber will 500 Millionen Euro investieren. Das Versandunternehmen DHL Express plant am Airport die Erweiterung seines Logistik-Drehkreuzes.
Kritiker: Entscheidung war absehbar und ist falsch
Ausbau-Gegner hatten das Vorhaben angesichts der Klimakrise als völlig aus der Zeit gefallen kritisiert. So bewertete die Linksfraktion im sächsischen Landtag die Entscheidung als absehbar und falsch. „Sie schadet der ortsansässigen Bevölkerung, die unter noch mehr Lärm leiden wird. Sie schadet dem Klima, weil die Zahl der Flugbewegungen wächst“, betonte Marco Böhme, Sprecher der Linksfraktion für Klimaschutz und Mobilität.
Beschluss kann noch angefochten werden
Nach Angaben der Landesdirektion ist eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss möglich. Diese hätte aber keine aufschiebende Wirkung. Der Bau kann also beginnen“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. In einem Eilverfahren könne das Verwaltungsgericht aber einen vorübergehenden Baustopp bis zur Entscheidung des Hauptsacheverfahrens anordnen. (dpa)