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Belantis-Neustart oder leeres Versprechen? Das plant der neue Investor in Leipzigs Freizeitpark

Der neue Eigentümer von Ostdeutschlands größtem Freizeitpark verfolgt große Pläne – und hat eine Ankündigung. Kommt jetzt wirklich der Durchbruch? Experten haben eine klare Antwort.

Lesedauer: 3 Minuten

Florian Reinke

Leipzig. Als Dennis Brokop seinen Belantis-Besuch vor einigen Jahren mit der Kamera festhielt, fand er deutliche Worte. Belantis, lautete das Fazit des Park-Enthusiasten, sei ein solider Freizeitpark mit „vielen guten Ansätzen“. Doch es müsse endlich wieder „in etwas Großes investiert“ werden. Darauf allerdings warten viele bis heute, auch seine Worte verhallten. Nun aber gerät etwas in Bewegung, wie auch Brokop, Betreiber eines großen YouTube-Kanals, mit Interesse beobachtet.

Seit gut einer Woche gehört die Event Park GmbH, die Belantis betreibt, zum französischen Konzern Compagnie des Alpes (CdA). Gegenüber dieser Zeitung macht der neue Eigentümer unmissverständlich klar: Die Jahre des Stillstands sollen vorbei sein. „Die Gruppe plant, in den Park zu investieren“, heißt es von der Konzernspitze entschlossen.

Fahrgäste auf einer Achterbahn: Der neue Belantis-Eigentümer plant Investitionen
Fahrgäste auf einer Achterbahn: Der neue Belantis-Eigentümer plant Investitionen
Quelle: André Kempner

Neuer Belantis-Eigentümer kündigt Entwicklungsplan an

Die Franzosen präsentieren bereits einen groben Zeitplan: Der Rest des Jahres soll zunächst der Einarbeitung dienen. „Danach werden wir in neue Attraktionen investieren“, verspricht der neue Eigentümer. „Wir haben verschiedene Ideen, wie wir den Park als führenden Freizeitpark in Mitteldeutschland weiterführen können.“ Der Fokus liege weiterhin auf Familien. Mit dieser Strategie strebt CdA 900.000 Gäste pro Jahr an – eine Verdreifachung der Besucherzahl von 300.000 Gästen aus den vergangenen Jahren.

Welche konkreten Attraktionen geplant sind, lässt man in der Pariser Zentrale noch offen. Doch für Beobachter stimmt die Richtung. Dennis Brokop, der den YouTube-Kanal „RideReviews“ betreibt, spricht von einem „positiven Zeichen für Belantis und die Region rund um Leipzig“. Auf Nachfrage betont er: „Ich erhoffe mir und erwarte eine positive Entwicklung und vor allem Investitionen in den Park.“

„Belantis hat den Anschluss verloren“

Dass Ostdeutschlands größter Freizeitpark jetzt einen klaren Plan braucht, steht für Branchenkenner fest. „Bei Belantis muss etwas passieren“, sagt Fabian Richter, Inhaber des Beratungsunternehmens „Freizeitpark Consulting“. Neuheiten seien in der Branche nun mal das Wichtigste, doch bei Belantis sei zu wenig passiert. „Nach der Pandemie haben sich die anderen deutschen Freizeitparks weiterentwickelt“, erklärt er. Sein Befund: „Da wirkt es bei Belantis eher wie ein Rückschritt. Der Park hat im Vergleich den Anschluss verloren.“

Laut dem neuen Eigentümer erzielte Belantis 2024 einen Umsatz in Höhe von 11 Millionen Euro. Für einen Park dieser Größenordnung sei das nicht viel, urteilt Richter. „Da muss man sich schon fragen, ob sie überhaupt ihre Kosten decken können.“

Belantis-Übernahme für 22 Millionen Euro

Wichtige Kennzahlen wie das operative Ergebnis (Ebit) oder den Nettogewinn hält das Belantis-Management auf Anfrage zurück. Allerdings betont eine Parksprecherin: „Wir können bestätigen, dass Belantis im Jahr 2024 sowie in allen Jahren davor profitabel war und einen positiven Jahresüberschuss erzielt hat.“ Die CdA zahlte schließlich 22 Millionen Euro für den Leipziger Freizeitpark. Zum Vergleich: Der vorherige Eigentümer Parques Reunidos hatte vor sieben Jahren laut Medienberichten 26,5 Millionen Euro bezahlt.

Branchenberater Richter bezeichnet den jetzt im Vergleich niedrigeren Kaufpreis als gerechtfertigt. „Man muss sehen, dass die Besucherzahlen eher stagnierten und die Fahrgeschäfte über die Jahre einen Wertverlust hatten“, sagt er.

Bei Belantis muss etwas passieren. – Fabian Richter, Unternehmensberater

Der vorherige Eigentümer Parques Reunidos hatte im Park während seiner siebenjährigen Führung kaum sichtbare Veränderungen herbeigeführt. Brancheninsider vermuten, dass der Konzern seine Ressourcen lieber in Standorte mit höherem Gewinnpotenzial investiert hat. Auf Anfrage teilt das spanische Unternehmen mit: „Der Verkauf von Belantis ist eine strategische Entscheidung, von der alle Seiten profitieren.“ Für Parques Reunidos ermögliche dieser, Investitionen „auf die Parks mit der stärksten Leistung und dem größten Potenzial“ zu konzentrieren. Gleichzeitig betont man die Vorteile für den Leipziger Park: „Als einziger Park von CdA in Deutschland wird Belantis eine klare Priorität in ihrem Portfolio sein.“

Sind die Versprechen diesmal mehr als leere Worte?

Und doch weckt die jetzige Situation Erinnerungen an 2018, als die Spanier Belantis übernommen und ebenfalls Investitionen in Aussicht gestellt hatten. Könnte die Anfangseuphorie auch dieses Mal wieder verfliegen? Das halten Branchenkenner wie Stefan Andter für unwahrscheinlich.

Der Buchautor und Betreiber des Blogs „Freizeitpark Traveller“ sieht gute Voraussetzungen: „Dank der Expertise und finanziellen Stärke des französischen Konzerns ist es wahrscheinlich, dass neue Attraktionen und moderne Fahrgeschäfte in den Park investiert werden.“

Neuer Belantis-Eigentümer betreibt erfolgreiche Parks

Der Blick auf die bisherige Konzerngeschichte nährt diese Hoffnung. Laut Andter hat sich die Compagnie des Alpes in den vergangenen Jahren zu einem erfolgreichen Player im europäischen Freizeitparkmarkt entwickelt. „Die Parks sind bekannt für ihre gut thematisierten Attraktionen und ihre stetigen Investitionen in neue Fahrgeschäfte und Erlebnisse.“

Als Vorzeigebeispiel bezeichnet er den Parc Astérix in der Nähe von Paris, der mit einer „einzigartige Mischung aus humorvollen Themen und innovativen Achterbahnen“ Besuchermassen anziehe. Auch Unternehmensberater Fabian Richter ist zuversichtlich„CdA ist kein Konzern, der den Park nur kauft, um ihn einige Jahre später zu verkaufen.“

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