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Jeder dritte Sachse will den Job wechseln

Die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation nimmt aber zu – und so die Bindung an das Unternehmen. 35 Prozent wollen bis zur Rente bei ihrem Arbeitgeber bleiben. Nur in drei Bundesländern fällt diese Bestandsaufnahme besser aus.

Lesedauer: 2 Minuten

Michael Rothe

Dresden. Die Bereitschaft, den Job zu wechseln, hat in Sachsen deutlich nachgelassen. Das geht aus einer Untersuchung im Auftrag des beruflichen Netzwerks Xing hervor. Demnach können sich nur noch 34 Prozent der Beschäftigten vorstellen, ihren Arbeitgeber zu wechseln – und wenige planen das noch in diesem Jahr. Vor einem Jahr waren Arbeitsfrust und Wechselwilligkeit nirgends größer gewesen als im Freistaat. Damals konnte sich fast jeder Zweite und kurzfristig jeder Zehnte einen Arbeitgeberwechsel vorstellen.

Insgesamt sind 87 Prozent der Befragten in Sachsen mit ihrer beruflichen Situation sehr oder eher zufrieden. Nur in Thüringen, Bayern und Hamburg fällt diese Bestandsaufnahme besser aus. Die Analyse gehört zu einer seit 2012 erstellten Langzeitstudie des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter gut 3400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Hauptgründe für Wechsel: Stress und zu wenig Geld

Demnach ist die Wechselbereitschaft in Deutschland mit 36 Prozent etwas geringer als vor einem Jahr – auch bei den damals noch deutlich entschlosseneren 18- bis 29-Jährigen. Im Freistaat können sich 35 Prozent der Beschäftigten vorstellen, bis zur Rente beim derzeitigen Unternehmen zu bleiben. Das entspricht in etwa dem deutschen Mittel.

Laut Xing gibt es viele und individuelle Gründe für einen Jobwechsel. Allen voran: zu viel Stress und zu wenig Gehalt. Danach folgen Unzufriedenheit mit den Vorgesetzten, der strategischen Ausrichtung des Unternehmens und den Arbeitsaufgaben sowie zu wenig Aufstiegschancen. Auch Sinnerfüllung, Attraktivität des Firmenstandorts, Wochenend- und Feiertagsarbeit werden hinterfragt. Nur wenige achten hingegen darauf, ob das Unternehmen einen Betriebsrat hat.

In schwierigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Stabilität. – Thomas Kindle, Managing Direktor von Xing

Xing verweist auf eine Fehlertoleranz, weil die Länder unterschiedlich stark vertreten sind. Für Sachsen liegen 160 Meldungen vor, im Osten mit Abstand die meisten. Trotz eines kriselnden Arbeitsmarktes blieben Beschäftigte grundsätzlich optimistisch, was ihre eigene Situation angeht, sagt Thomas Kindler, Managing Direktor von Xing. „In schwierigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Stabilität.“

Sachsen auf dem Weg zu guter Arbeit – wie es sich schon die letzte Landesregierung als Ziel in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hatte? Zumindest bestätigt der am vergangenen Wochenende veröffentlichte Index des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), dass die Arbeitsqualität im Freistaat nunmehr „nahezu gleichauf zum gesamtdeutschen Durchschnitt“ ist, erstmals seit Beginn der Erhebungen 2016. Diesmal waren bundesweit 6266 und im Freistaat 1000 Beschäftigte telefonisch befragt worden.

DGB: Keiner muss schlechte Arbeit aushalten

Demnach haben sich der wachsende Einfluss auf Arbeitszeitgestaltung und darauf, eigene Ideen in die Arbeit einzubringen, positiv ausgewirkt. Für Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Dirk Panter (SPD) ist der DGB-Index „ein wichtiger Gradmesser“. Gute Arbeitsbedingungen seien „Grundlage für ein langes und erfülltes Berufsleben, welches sich die Beschäftigten wünschen“, so der Minister.

„Fachkräfte sind nur mit guten Arbeitsbedingungen zu gewinnen und zu halten“, sagt DGB-Landeschef Markus Schlimbach. Niemand müsse schlechte Konditionen aushalten. „Dass fast die Hälfte der Beschäftigten – im Gesundheits- und Sozialwesen sogar fast zwei Drittel – angeben, ihre Tätigkeit nicht bis zur Rente durchhalten zu können, ist ein deutliches Warnsignal“, so der Gewerkschafter. Belastungen durch Lärm, Zeitdruck, Konflikte und körperlich schwere Arbeit seien trotz Verbesserungen immer noch mehr verbreitet als sonst in Ost- und Gesamtdeutschland – auch wegen häufiger Nacht- und Wochenendarbeit.

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