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Blick ins Herz

Im Krankenhaus Riesa wird Technik im Wert von dreieinhalb Millionen Euro eingebaut – nicht nur für Herzpatienten.

Lesedauer: 2 Minuten

Noch ist die kostbare Technik in Schutzfolie verpackt. Zwischen einem drehbaren großen Flachbildschirm und einer halbkreisförmigen Apparatur, dem sogenannten C-Bogen, verlaufen dicke Bündel bunter Kabel auf dem Boden.

Koffer mit Spezialwerkzeugen stehen aufgeklappt an der Wand, Monteure klettern auf Leitern und wälzen dicke Ordner mit Planungsunterlagen. Im neuen Anbau des Riesaer Krankenhauses herrscht seit Tagen besonderer Hochbetrieb – wird jetzt doch das Herzstück des Hauses eingebaut.

Experten der Firma Philips installieren zwei neue Linksherzkatheter, mit denen etwa Herzinfarktpatienten nicht nur untersucht, sondern auch behandelt werden können.

„Mit der neuen Technik verringert sich die Strahlenbelastung für Ärzte wie Patienten extrem“, sagt Projektleiter Jens Fechert. Der Ingenieur ist bei Philips für die Region Sachsen, Thüringen und Nordbayern zuständig und betreut aktuell die Montage der beiden neuen Linksherzkathetermessplätze. 

Mitte des Monats kommt dann noch ein Gerät für die Angiographie dazu – die Untersuchung von Blutgefäßen. Die Technik liefert ihre Bilder auf den riesigen Monitor, der von der Decke hängt. Den kann dann der Arzt beobachten, während der Patient vor ihm auf dem Tisch liegt. 

Die Bedienung läuft per Fingerdruck über einen i-Pad-ähnlichen Bildschirm samt einer Maus. Eine normale Tastatur fällt aus: Hier drinnen muss später alles steril sein, bevor voraussichtlich im Juni der erste Patient hier untersucht wird.

Gleich nebenan, nur wenige Türen weiter, wurden bereits die neue Röntgentechnik und der neue Computertomograph installiert. Beide sieht man ebenfalls noch in Schutzfolien eingepackt. Mehrere Mediziner der Elblandkliniken haben die Anlagen schon mit erkennbarer Vorfreude inspiziert. 

Rund dreieinhalb Millionen Euro investiert das kreiseigene Unternehmen allein in die bildgebende Medizintechnik am Standort Riesa – und bekommt damit Geräte auf dem neuesten technischen Stand. Deshalb werden die Mediziner und das Funktionspersonal in der ersten Zeit auch noch durch Experten vom Hersteller unterstützt, um sich an den neuen Anlagen einzuarbeiten. Allein schon die Montage samt Inbetriebnahme nimmt derzeit zweieinhalb Wochen pro System in Anspruch.

Grundsätzlich bleibt das Funktionsprinzip beim Linksherzkatheter allerdings dasselbe: Meist wird der Katheter, der für den Laien lediglich wie ein dünner Draht aussieht, über das Handgelenk oder die Leiste des Patienten eingeführt.

Der wird bis ins Herz vorgeschoben, wo sich mit seiner Hilfe etwa Stents setzen oder Verengungen aufweiten lassen. Gleichzeitig werden hochauflösende digitale Bilder vom Herzen geliefert, die der Mediziner live auf dem Bildschirm betrachten kann. „Das Gerät verbindet Diagnose und Therapie“, sagt Jens Fechert, der aus der Gegend von Chemnitz stammt.

Mit ihm sind ein für die Region zuständiger Techniker von Philips nach Riesa gekommen – und ein Mitarbeiter direkt aus der Fabrik in Holland, so ist das bei der Montage derart komplexer Technik üblich.

Ab dem Sommer verfügen die Elblandkliniken in Riesa dann über zwei Linksherzkatheter. Bislang gab es nur einen. Das soll aber nicht vorrangig die Zahl der Patienten erhöhen, sondern für eine Redundanz sorgen: So kann die geplante Untersuchung eines Patienten weiter laufen, auch wenn zwischendurch ein neuer Patient mit Verdacht auf Herzinfarkt in der Notaufnahme landet.

Ein weiterer Vorteil für die Patienten: Im Neubau ist die wichtigste Diagnosetechnik rund um die neue Notaufnahme auf einer Ebene verteilt, sodass es von A nach B auf kurzen Wegen geht – und ohne Fahrstuhl.

 

Von Christoph Scharf

Foto: © Sebastian Schultz

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