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Blick ins Leipziger ICE-Werk: Wenn ein Zug auf Schönheitskur geht

Das Werk zur Wartung der Züge gibt es seit 15 Jahren. Doch die marode Infrastruktur der Deutschen Bahn sorgt auch hier für Herausforderungen: Die häufigen Verspätungen im Fernverkehr treffen die Abläufe im Werk immer wieder.

Lesedauer: 3 Minuten

Leipzig. Leipzig, unweit des Hauptbahnhofs, in der 200 Meter langen Halle des ICE-Werkes auf dem Gelände des früheren Berliner Bahnhofs in der Rackwitzer Straße. Eingefahren ist der ICE-T 1524. Seit 6 Uhr steht der Zug auf einem der beiden 182 Meter langen Gleise.

Auf mehreren Ebenen arbeiten Frauen und Männer der Frühschicht ein vorgegebenes Programm ab. Pro Tag werden je nach Anforderung in Leipzig bis zu 15 Züge kontrolliert und instandgehalten.

Die Bahn ist derzeit nicht gut unterwegs – Klaus Adamsen-Buttkus, Leiter des ICE-Werkes Leipzig

Tim Liebau und Julian Wolleberger stehen in einer Grube vor dem Zug, warten Bugklappenkinematik und Scharfenbergkupplung. Einige Meter weiter im Inneren des Zuges prüft eine Mitarbeiterin die Schließautomatik der Türen. Rund 24 Stunden wird der Zug für den Routine-Check sowie außerplanmäßige Arbeiten hier halten, dann seine Fahrt fortsetzen.

ICE-Werk in Leipzig hat 300 Beschäftigte

Bundesweit gibt es acht Standorte mit ICE-Werken. Die Deutsche Bahn (DB) beschäftigt in Berlin, Dortmund, Frankfurt/M., Hamburg, Hannover sowie Leipzig, Köln und München über 5530 Mitarbeitende. Derzeit errichtet die DB in Cottbus ein weiteres ICE-Werk, „denn je mehr ICE die DB auf die Schiene bringt, desto mehr Werke braucht sie, um die Züge fachgerecht zu warten und instand zu halten“, so Sprecher Jörg Bönisch.

Klaus Adamsen-Buttkus, Leiter des ICE-Werks Leipzig.
Klaus Adamsen-Buttkus, Leiter des ICE-Werks Leipzig.
Quelle: Wolfgang Sens

Im Leipziger Werk, das es seit 15 Jahren gibt, sind es 300 Beschäftigte, darunter 25 Auszubildende. Im Dezember 2009 hat die DB das ICE-Werk inklusive Krananlage, Dacharbeitsbühnen sowie einem Gebäude mit einer Unterflur-Radsatzdrehbank in Betrieb genommen. Rund um die Uhr werden hier ICE-T der Baureihen (BR) 411 (siebenteilig) und 415 (fünfteilig) sowie lokbespannte Intercity gewartet.

Leipzig: In der Zugbehandlungsanlage werden die ICE gesäubert.
Leipzig: In der Zugbehandlungsanlage werden die ICE gesäubert.
Quelle: Wolfgang Sens

Seit 2015/16 gehören auch die doppelstöckigen IC 2, eine technisch anspruchsvolle Zuggattung, dazu. In der 200 Meter langen Halle auf dem Gelände des früheren Berliner Bahnhofs tauschen die Mitarbeiter unter anderem Fahrmotoren aus, überprüfen und warten Radsätze, Türen, Toiletten sowie Klimaanlagen oder setzen sie instand.

Verspätungen im Fernverkehr beeinflussen Abläufe im ICE-Werk

Der ICE-T war diesmal pünktlich. Das ist nicht immer so. Die häufigen Verspätungen im Fernverkehr treffen die Abläufe im Werk immer wieder: „Auch wir würden davon profitieren, wenn die Züge pünktlich fahren“, sagt der Leiter des ICE-Werks, Klaus Adamsen-Buttkus. Um dem Anspruch gerecht zu werden, jeden Zug zur entsprechenden Frist mit null Fehlern aufs Gleis zu schicken, ist eine sorgfältige Vorausplanung notwendig. Und die bedinge, dass Züge rechtzeitig im Werk eintreffen.

Auch deshalb setzt das Leipziger ICE-Werk auf mehr Verlässlichkeit im Schienenverkehr, um die Züge wieder pünktlich an den Bahnsteigen des Leipziger Hauptbahnhofs bereitzustellen.

Leipzig: Schienenfahrzeugschlosser Norman Lewandrowski bei der Kontrolle der Fahrgestelle eines ICE-T.
Leipzig: Schienenfahrzeugschlosser Norman Lewandrowski bei der Kontrolle der Fahrgestelle eines ICE-T.
Quelle: Wolfgang Sens

Zugbehandlungsanlage in Leipzig ist seit 2018 in Betrieb

Technik ist das eine, Sauberkeit das andere. Mit der Umgestaltung der Bahnanlagen im Eisenbahnknoten Leipzig ist in Sichtweite des ICE-Werks eine moderne Zugbehandlungsanlage mit zwei etwa 420 Meter langen Reinigungsbahnsteigen entstanden. Ende 2018 wurde sie in Betrieb genommen. ICE- und Intercity-Züge werden hier auf vier Gleisen innen gereinigt, Abwässer entsorgt, Anlagen mit Frischwasser aufgefüllt.

„Die Sauberkeit der Wagen gehört zu unserem Service, das ist schwere Handarbeit“, macht Stefan Winkler, Leiter der DB Services GmbH deutlich, was sein Team rund um die Uhr leistet. Sechs bis acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind pro Zug zwischen ein und vier Stunden im Einsatz. Bei langen Strecken werden auch zwischendurch Müll gesammelt und Abfallbehälter entleert.

Bis 2027 will die Deutsche Bahn wieder in der Spur sein

15 Jahre Werk – ein Grund zum Feiern? Die Einschätzung, die Klaus Adamsen-Buttkus trifft, spricht dem derzeit sicher ein Stück weit entgegen. „Die Bahn ist im Moment nicht gut unterwegs“, räumt der Werksleiter ein. Grund dafür sei auch die veraltete und störanfällige sowie überlastete Netzinfrastruktur, die aufgrund jahrelanger Versäumnisse keinesfalls optimal sei.

Bis 2027 will die Deutsche Bahn wieder in der Spur sein, die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge auf 75 bis 80 Prozent steigern. Mit dem Sanierungsprogramm S3 soll die Netzinfrastruktur umfassend modernisiert werden.

Drei Prioritäten und ein enger Zeitrahmen sind gesetzt: Sanierung der Infrastruktur inklusive Bahnhöfe und Serviceeinrichtungen, Bahnbetrieb und Pünktlichkeit stabilisieren und Wirtschaftlichkeit stärken. Ziel, so Adamsen-Buttkus sei es, möglichst bald wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Instandhaltungswerken wie in Leipzig kommt in puncto Qualität der Züge dabei eine Schlüsselrolle zu.

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