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Brauhaus am Waldschlösschen halbiert die Rechnung: „Die Preise könnten immer so bleiben“

Das Brauhaus am Waldschlösschen hat am Samstag zur Eröffnungssause geladen. Dass der Wirt die Rechnung halbierte, reizte viele Gäste. Manche kamen aber auch wegen der fehlenden Ä-Striche. Ein Besuch.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht Frank Kretschmer, Konrad Hendel, Angie Dietze und Manfred Milde im Brauhaus am Waldschlösschen
Sie gehören schon fast zum Inventar: Frank Kretschmer (v.l.), Konrad Hendel, Angie Dietze und Manfred Milde treffen sich immer sonntags im Brauhaus am Waldschlösschen. Die Eröffnungsfeier wollten die Stammgäste am Samstag nicht verpassen. Quelle: Christian Juppe

Juliane Just

Dresden. An einem Samstagmittag alle Plätze vollzukriegen, davon träumt wohl so ziemlich jeder Wirt. Benjamin Hamm vom Brauhaus Waldschlösschen hat das an diesem Samstag geschafft – und zwar mehrfach. Zur offiziellen Eröffnungsfeier wurde das Traditionslokal nahezu überbucht. 370 Reservierungen sind es am Samstag in mehreren Zeitfenstern.

Ein Platz ergattert hat sich eine Gruppe direkt am Eingang. Dass sie heute hier sind, ist kein Zufall: Seit über zehn Jahren treffen sie sich immer sonntags im Brauhaus am Waldschlösschen. „Eigentlich sitzen wir immer da drüben am Kachelofen“, sagt Konrad Hendel. Vor Jahren lernten sich die Dresdner hier kennen. Die Gruppe ist mal größer, mal kleiner, aber immer da.

Prost! Für die vier Stammgäste gehört der Besuch im Brauhaus am Waldschlösschen jeden Sonntag dazu. Dass es keine Livemusik mehr gibt, bedauern sie sehr.
Quelle: Christian Juppe

Denn früher, schwärmen sie, war sonntags von 12 bis 16 Uhr im Brauhaus immer Live-Musik. Seither treffen sie sich hier – und wenn es wieder holprig wurde in der Geschichte des Traditionslokals, sind sie ins Watzke am Goldenen Reiter ausgewichen. Inzwischen gibt es keine Live-Musik mehr, aber sie sind geblieben. „Wir reden über Gott und die Welt und sind froh, dass wir uns haben“, sagt Angie Dietze, die einzige Frau in der Runde.

Ansturm zur Eröffnung vom Brauhaus in Dresden

Und der halbe Preis, den die Wirte zur Eröffnung angekündigt hatten, war der auch ein Anlass für ihren Besuch? „Wir bezahlen jeden Sonntag den vollen Preis, das macht’s jetzt auch nicht mehr aus.“ Für viele andere Gäste allerdings war das der ausschlaggebende Punkt, weiß Wirt Benjamin Hamm. „Mit dieser Ankündigung ging hier alles durch die Decke, so schnell konnte ich gar nicht gucken.“

Überhaupt sei die Eröffnung des Brauhauses äußerst gut bei den Dresdnern angekommen. Seit zwei Wochen ist geöffnet, die Feier habe man bewusst zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. „Damit hatten wir noch Zeit, ein paar Verbesserungen vorzunehmen“, so Hamm. Beispielsweise wurden die Abläufe für die Mitarbeiter im Service und jenen in der Küche optimiert.

Für die große Eröffnungsfeier stand das komplette Team parat – zwölf Servicekräfte und zehn Mitarbeiter in der Küche. Das war auch nötig, denn bereits 13 Uhr war das Brauhaus bis auf den letzten Platz belegt. Laura, Anna und Felix konnten keinen Platz ergattern, bestellten sich aber kurzerhand ein Bier, das sie im Außenbereich tranken.

„Wir sind wegen des selbstgebrauten Biers hier“

Das war am Samstag nichts für Frostbeulen, aber das Traditionslokal versuchte mit mehreren Buden im Oktoberfest-Stil für gute Laune zu sorgen. Die Drei versuchen sich an einem Nagel, der mit einem hohlen Hammer in einen Baumstamm eingeschlagen wird – zumindest, bis die Biere da sind. Ein Dunkles, ein Helles und ein Zwickel haben sie sich ausgesucht.

Zugegeben, dass der Hammer hohl war, war ziemlich gemein. Trotzdem hatten Felix, Anna (l.) und Laura Spaß.
Quelle: Christian Juppe

„Wir sind wegen des selbstgebrauten Biers hier“, sagt Felix. Es gebe nicht viele davon in Dresden. Außerdem sei das Waldschlösschen eine alte Institution und sie hätten es nie hierher geschafft, obwohl alle drei zum Studieren hergezogen sind und seit sieben Jahren Wahldresdner sind. Beim ersten Schluck nicken die Craftbeer-Kenner zufrieden.

Das wird vor allem Holger Stark freuen, der eine Institution in Sachen Bier ist. Der langjährige Brauhaus-Braumeister braut seit 1997 seit der ersten Stunde der Gastronomie hier Bier, hat alle Höhen und Tiefen des Hauses mitgemacht. Nach der Corona-Pandemie, die für leere Säle sorgte, schloss das Brauhaus 2021 für Umbaumaßnahmen.

Holprige Jahre für Brauhaus am Waldschlösschen

Ein Jahr später wurde das Waldschlösschen an einen privaten Investor verkauft. Die Flächen wurden von der Paulaner Brauerei angemietet, das Gastronomenpaar Kosiol übernahm als Franchise-Partner. Mit reichlicher Verspätung öffnete das Brauhaus im April 2022 mit diesem Duo. Aus Brauhaus wurde Bräuhaus – zwei Ä-Striche, die den Dresdnern gar nicht gefielen. Nach etwas mehr als einem Jahr stand das Traditionshaus wieder vor dem Aus.

Und da kam das Wenzel ins Spiel, bei dem wiederum der Mietvertrag für das Restaurant an der Königstraße auslief. Die Wirte sahen eine Chance, schlossen das Wenzel nach 26 Jahren und zogen mit Sack und Pack ans Waldschlösschen um. Alle Ä-Striche wurden weggekratzt, das Lokal findet zurück zu seinen sächsischen Wurzeln.

Und dass die Dresdner Tradition ganz ohne Ä-Striche wieder zurück ist, feiern auch zwei andere Paare. „Es ist schön, dass es hier wieder einen Neustart gibt“, sagt Petra Miersch, die ihren Mann sowie Schwager und Schwägerin im Gepäck hat. Ihr letzter Besuch sei Jahre her und sie seien neugierig gewesen, wie sich hier alles entwickelt habe.

Vor allem die halbierten Preise hatten Rainer Neumann, seine Frau Maria (r.), seinen Bruder Matthias und seine Schwägerin Petra zur Eröffnung im Brauhaus am Walschlösschen gelockt.
Quelle: Christian Juppe

Und dass der Wirt die Rechnung halbiert, hat das Interesse noch mehr erweckt. „Dann essen wir heute das Doppelte!“ Petra Miersch hat sich auf der üppigen Speisekarte für die halbe Ente entschieden. Statt 28,50 Euro zahlt sie heute 14,25 Euro. „Die Preise könnten immer so bleiben, aber das wäre utopisch.“

Mehr Infos

Das Brauhaus am Waldschlösschen hat sonntags bis donnerstags ind er Zeit von 11.30 bis 22 Uhr und freitags und samstags von 11.30 bis 23 Uhr geöffnet.

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