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Büro-Leerstand wächst: Nur 70 Mietverträge in Leipzig abgeschlossen

Wegen der Wirtschaftsflaute steigen die Büro-Leerstände in Leipzig. Im ersten Halbjahr völlig verebbt sind Investitionen in Hotels und Logistik. Ein Fachmarktzentrum in Plagwitz wechselte den Besitzer.

Lesedauer: 4 Minuten

Jens Rometsch

Leipzig. Lediglich 70 Mietverträge für Büroflächen wurden im ersten Halbjahr 2025 in Leipzig abgeschlossen. Insgesamt ging es dabei um 37.100 Quadratmeter, laut Fachleuten ein äußerst schwaches Ergebnis.

Das Minus gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 betrug 39 Prozent, erläutert Anja Schuhmann, Niederlassungsleiterin beim Immobilienvermittler JLL. Im langfristigen Vergleich habe der aktuelle Wert sogar um 43 Prozent unter dem Durchschnitt gelegen.

Corona-Krise noch gut überstanden

Laut der Fachfrau erlebten die meisten anderen Metropolen in Deutschland schon während der Coronapandemie einen solchen Einbruch. „Hingegen hatte sich der Leipziger Büromarkt lange Zeit widerstandskräftig gezeigt und stabil entwickelt. Jetzt ist die in einigen Branchen zu spürende allgemeine Verunsicherung aber offenbar auch bei vielen Unternehmen in Leipzig angekommen.“

Vor allem Großabschlüsse blieben im ersten Halbjahr Mangelware. Ausnahmen bildeten nur drei neue Mietverträge, die zugleich als Hoffnungsträger für eine wirtschaftliche Wiederbelebung gedeutet werden könnten, hieß es bei JLL weiter.

Zu den Hoffnungsträgern des schwächelnden Büromarktes in Leipzig gehören die Neubauten der Vollack-Gruppe auf der Alten Messe. Sie sind schon komplett vermietet. Beim Richtfest dabei waren (von links): Frank Bornemann, Reinhard Blaurock, Ronny Schulz, Ulrich Henneke, Clemens Schülke, Kai Thalmann und Klaus Teizer.
Zu den Hoffnungsträgern des schwächelnden Büromarktes in Leipzig gehören die Neubauten der Vollack-Gruppe auf der Alten Messe. Sie sind schon komplett vermietet. Beim Richtfest dabei waren (von links): Frank Bornemann, Reinhard Blaurock, Ronny Schulz, Ulrich Henneke, Clemens Schülke, Kai Thalmann und Klaus Teizer.
Quelle: Martin Freitag

So sicherte sich die Kommune über ihr Tochterunternehmen LGH Leipziger Gewerbehof etwa 3100 Quadratmeter Büro- und Laborflächen auf der Alten Messe. Das Besondere daran: Weil der Bedarf so groß ist, mietet die städtische LGH diese Flächen in einem privaten Bauvorhaben der Vollack-Gruppe an der Puschstraße 8. Das heißt „CLL CityLab Leipzig“ und besteht aus zwei Neubauten mit insgesamt 8600 Quadratmetern.

Jetzt ist die in einigen Branchen zu spürende allgemeine Verunsicherung aber offenbar auch bei vielen Unternehmen in Leipzig angekommen. – Anja Schuhmann, Niederlassungsleiterin beim Immobilienvermittler JLL

LGH-Geschäftsführer Kai Thalmann sagte der LVZ, es gebe derzeit viel Nachfrage von jungen oder von Wachstumsunternehmen, die in der Region Flächen mit chemischen oder physikalischen Laboren suchen. „Das hängt stark mit dem Aufbau des Großforschungszentrums in Delitzsch zusammen.“

Nachfrage durch Großforschungszentrum

Mit ihren eigenen Immobilien wie BioCity und BioCube könne die LGH dem Bedarf zeitnah nicht gerecht werden. „Selbst die 3000 Quadratmeter, die bei uns ab August durch den Umzug der Firma c-LEcta in ihren eigenen Neubau frei werden, sind im Grunde schon wieder alle vergeben.“

Trotzdem wollten das Leipziger Wirtschaftsdezernat und der Stadtrat die Chancen nutzen, die sich aus Ansiedlungen der zum Teil auch internationalen Forschungsfirmen ergeben könnten. „Deshalb setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Vollack. Für die Ausstattung der Labore in einem Teil des Neubaus haben wir gemeinsam ein Konzept erstellt“, erläuterte Thalmann.

Ein neues Büro- und Laborgebäude (rechts) auf der Alten Messe bezieht ab August die Leipziger Biotech-Firma c-LEcta.
Ein neues Büro- und Laborgebäude (rechts) auf der Alten Messe bezieht ab August die Leipziger Biotech-Firma c-LEcta.
Quelle: Jens Rometsch

Konkret gehe es um das südliche der zwei Häuser, gelegen direkt neben dem Eventpalast Halle 16. „Noch dieses Jahr übernehmen wir dort Büros. 2026 folgen die Labore, um sie den jungen Firmen zur Verfügung zu stellen.“ Der Mietvertrag mit Vollack laufe zunächst für zehn Jahre.

2600 Quadratmeter Büros hat die Leipziger Mobilitätsfirma Nextbike im frisch sanierten Josephkonsum an der Karl-Heine-Straße 46 angemietet. Dazu berichtete die LVZ bereits vor einigen Tagen. Einen Vertrag über ebenfalls 2600 Quadratmeter unterschrieben zudem die Euro-Schulen Leipzig. Deren Leiterin Anne Töffling sagte der LVZ, dass damit beide Leipziger Standorte noch in diesem Jahr in der Atriumstraße 3 zusammengefasst werden können.

Euro-Schulen und Akademie vereint

In diesem Bürohaus sei schon länger die Euro-Akademie Leipzig ansässig – sie biete den Erwerb verschiedener Abschlüsse (Berufsfachschule und Fachoberschule) an. Im Herbst solle der andere, schulische Zweig des Bildungsträgers (für Sprach- und Integrationskurse) aus der Rosa-Luxemburg-Straße an denselben Standort ziehen. „Damit sind wir vereint und können effektiver arbeiten.“

Die Euro-Schulen Leipzig ziehen im Herbst 2025 um in dieses Bürohaus an der Atriumstraße 3. Seit wenigen Tagen ist dort auch das Leipziger Verwaltungsgericht ansässig.
Die Euro-Schulen Leipzig ziehen im Herbst 2025 um in dieses Bürohaus an der Atriumstraße 3. Seit wenigen Tagen ist dort auch das Leipziger Verwaltungsgericht ansässig.
Quelle: Andre Kempner

Insgesamt wuchs der Büro-Leerstand in Leipzig gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf 198.000 Quadratmeter. Das berichtete Stefan Sachse, Geschäftsführer und Niederlassungsleiter beim Immobilienvermittler BNP Paribas Real Estate.

Das liege immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Ungenutzt blieben vor allem ältere Objekte, die das letzte Mal vor der Jahrtausendwende saniert wurden. Indes erfreuten sich Neubau-Vorhaben einer überdurchschnittlich hohen Vorvermietungsquote.

Rewe- und Baumarkt verkauft

Trotzdem sei die Zahl der im Bau befindlichen Büroflächen in Leipzig zuletzt deutlich gesunken. Laut Sachse fiel auch das Interesse von Investoren an solchen Vorhaben selten so schwach aus wie in den letzten sechs Monaten. „Büro-Objekte kamen nicht mal auf eine Handvoll registrierter Verkaufsabschlüsse. Für Logistik und Hotel konnten noch gar keine Transaktionen registriert werden.“

Auch das City-Hochhaus am Leipziger Augustusplatz sucht gerade Mieter für Büro-Flächen.
Auch das City-Hochhaus am Leipziger Augustusplatz sucht gerade Mieter für Büro-Flächen.
Quelle: Jens Rometsch

Der größte Verkauf eines Gewerbeobjektes galt im ersten Halbjahr 2025 dem Fachmarktzentrum am Rewe-Markt in der Zschocherschen Straße. Dabei veräußerte im Mai die CGRE AG (gehört Bauunternehmer Christoph Gröner) den Supermarkt, Läden, einen Discounter, Getränke – und Baumarkt an den Einzelhändler Rewe Group.

Nach Angaben der CGRE AG betraf der Deal ein Fünftel der Flächen der „Plagwitzer Höfe“. Der Erlös sei vor allem zum Bezahlen von Verbindlichkeiten eingesetzt worden. Gemäß anderer Quellen betrug der Preis rund 40 Millionen Euro.

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