Dresden/Leipzig. Die Büromieten in Sachsens Metropolen legen deutlich zu. Das geht aus jüngsten Zahlen des Immobiliendienstleisters Colliers hervor. In Leipzig liegt die Spitzenmiete derzeit bei 21 Euro pro Quadratmeter, zwei Euro oder fast elf Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Durchschnittsmiete stieg von 12,10 auf 13 Euro.
In Dresden kletterten die Top-Mieten von 21,50 auf 22,70 Euro. Im Mittel waren mit 13,60 Euro etwa 30 Cent mehr zu zahlen. Colliers erfasst den Gesamtmarkt, nicht nur selbst begleitete Abschlüsse. Der Konzern ist mit weltweit 19.000 Beratern in 68 Ländern und vier Milliarden Euro Jahresumsatz ein weltweit führender Immobiliendienstleister.
Der Markt in Leipzig war den Angaben zufolge von Großabschlüssen geprägt, aber auch von rückläufigem Geschäft. Dort wurden insgesamt 124.400 Quadratmeter Bürofläche umgesetzt, fünf Prozent weniger als im zehnjährigen Mittel.
Firmen halten sich in unsicheren Zeiten zurück
„Aufgrund der anhaltenden konjunkturellen Schwäche zeigen sich die Unternehmen zurückhaltender, und Entscheidungsprozesse dauern länger“, sagt Isabelle Ritter, Senior Consultant bei Colliers. Jeweils ein Drittel des Geschäfts sei mit Mietverträgen über 2000 bis 5000 Quadratmeter oder darüber hinaus erzielt worden. Diese Gewichtung sei für den Leipziger Büromarkt eher unüblich, berichtet die leitende Beraterin. In den Vorjahren habe es vor allem kleine bis mittlere Abschlüsse gegeben.
Der größte Deal war demnach die Anmietung des Gasversorgers VNG in der einstigen Telekom-Verwaltung nahe dem Johannisplatz mit über 10.000 Quadratmetern. Im revitalisierten NEO (ehemals Karstadt) in der City wurden rund 6500 Quadratmeter an die Energiebörse EEX vermittelt.
In Dresden wurden im vergangenen Jahr 89.100 Quadratmeter vermarktet – fast ein Viertel weniger, aber noch im langjährigen Durchschnitt. In der Landeshauptstadt ist die Nachfrage im kleinteiligen Segment bis 500 Quadratmeter der Umsatzanker. Im Gegensatz zu Leipzig fehlten dort zuletzt Großtransaktionen. Die größte Anmietung gab es im Network-Hub, einem Office- und Mobilitätszentrum direkt am Hauptbahnhof, mit rund 4000 Quadratmetern.
In Dresden mangelt es an Neubauten
Leipzigs Flächenumsatz ist wegen des rund eine Million Quadratmeter höheren Bestands generell höher als in Dresden, erklärt Peggy Thoma von Colliers. Sachsens größte Metropole sei geprägt durch Dienstleister und freie Wirtschaft, die Landeshauptstadt hingegen durch Nachfrage der öffentlichen Hand sowie als Wissenschafts- und Forschungsstandort, so die Direktorin für Bürovermietung.
In Dresden mangelt es nach deren Ansicht an Neubauten. Die wenigen Projekte der letzten Jahre seien langfristig voll vermietet. Die Ansprüche der Mieter stiegen, um Mitarbeitende zu rekrutieren und zu einer Rückkehr ins Büro zu ermutigen. Durch Homeoffice sinke deren Auslastung. Vor allem große Unternehmen, IT-Firmen und Krankenkassen würden ihre Flächen reduzieren. Andererseits steige die Bereitschaft, höhere Mieten für zeitgemäße, umwelt- und sozialgerechte Büroflächen zu zahlen, so Thoma.
Leerstand legt leicht zu
Der Leerstand ist in Leipzig erstmals seit Jahren wieder leicht gestiegen, die Quote mit 4,7 Prozent aber nur gut halb so hoch wie in Berlin, Düsseldorf oder Frankfurt am Main. Derzeit stehen rund 190.000 Quadratmeter zur kurzfristigen Anmietung zur Verfügung. Für Dresden liegen keine Angaben vor.
Die Verfügbarkeit von Büroraum bleibt nach Ansicht der Experten knapp, Spitzenmieten könnten daher erneut zulegen. Angesichts der erwarteten, nur geringen wirtschaftlichen Erholung würden viele Nutzer weiter vorsichtig agieren, so die Prognose.
SZ