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Bundeskanzler Merz besucht Globalfoundries in Dresden

Der US-Chiphersteller will seine Dresdner Fabrik für eine Milliarde Euro ausbauen und sich stärker als Lieferant auf die Verteidigungsindustrie konzentrieren. Doch es fehlt noch eine wichtige Erlaubnis.

Lesedauer: 3 Minuten

Nora Miethke

Am kommenden Dienstag, 28. Oktober, besucht Bundeskanzler Friedrich Merz den Chiphersteller Globalfoundries. Der Termin kommt auf Vorschlag des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (beide CDU) zustande. Er soll dem US-Unternehmen Gelegenheit geben, seine Ausbaupläne vorzustellen. Globalfoundries-Konzernchef Tim Breen reist extra an, um den Kanzler zu empfangen.

Globalfoundries will rund eine Milliarde Euro in den Ausbau seiner Dresdner Fabrik investieren. Damit soll die Produktionskapazität von derzeit rund 950.000 Wafern im Jahr auf 1,1 Millionen ab dem Jahr 2027 steigen. Wie viele zusätzliche Arbeitsplätze damit verbunden sind, da hält sich das Unternehmen bislang bedeckt. Details sollen erst in Anwesenheit von Friedrich Merz bekannt gegeben werden. Derzeit hat Globalfoundries über 3000 Beschäftigte und 170 Azubis. Der Chiphersteller kann mit einer Förderung von mehreren hundert Millionen Euro rechnen. Noch fehlt die Beihilfegenehmigung der EU-Kommission. Dennoch hat die Bundesregierung im Juni den vorzeitigen Baubeginn auf eigenes Risiko erlaubt.

Baustellenvorbereitung läuft schon

„Aktuell läuft bereits die Baustellenvorbereitung, wozu zum Beispiel die Beräumung der umzubauenden Flächen oder der Abriss eines kleineren Altgebäudes zählen“, heißt es auf Nachfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung. Auch die Automatisierungsplanung sowie die Beschaffung von Automatisierungsequipment sind schon angelaufen. Mit knapp 60.000 Quadratmetern Reinraum ist Globalfoundries Dresden nach eigenen Angaben schon jetzt eine der größten Chipfabriken in Europa und der größte Auftragsfertiger („Foundry“) in Deutschland.

Mehr Chips für Verteidigungstechnologien

Friedrich Merz soll sich in Brüssel für eine rasche Genehmigung einsetzen, denn Globalfoundries will das produzieren, was Europa jetzt dringend braucht – Mikrochips für moderne Verteidigungstechnologien. Auf einer Veranstaltung der Silicon Saxony-Alumni in den Technischen Sammlungen kündigte Standortleiter Manfred Horstmann kürzlich an: „Wir werden noch weiter in den Markt für Sicherheitsprodukte und kritische Infrastrukturen gehen und dort unsere in Dresden industrialisierte 22 FTX-Technologie anbieten“. Sie ermöglicht kosteneffiziente Speicherlösungen mit geringem Stromverbrauch. Der US-Chiphersteller will die Luft- und Raumfahrtindustrie beliefern mit Chips für Satelliten. „Unsere Technologie hat es schon in den Weltraum geschafft“, betonte Horstmann in Dresden.

Manfred Horstmann, Standortleiter von Globalfoundries in Dresden, sieht sein Unternehmen im Vorteil: Es kann fast alle Schritte der Wertschöpfungskette in der Chipproduktion in Europa machen.
Manfred Horstmann, Standortleiter von Globalfoundries in Dresden, sieht sein Unternehmen im Vorteil: Es kann fast alle Schritte der Wertschöpfungskette in der Chipproduktion in Europa machen.
Quelle: Globalfoundries

Er sieht es als großen Vorteil, das Globalfoundries „einer der wenigen, wahrscheinlich sogar der einzige Anbieter“ sei, der alle Schritte der Wertschöpfungskette in Europa machen könne. Diese fängt beim Chipdesign an und reicht über die Masken, die Waferfertigung bis zum sogenannten Packaging, also dem Einpacken des nackten Siliziumplättchens in ein Gehäuse, damit es später auf einer Leiterplatte verwendet werden kann. Das ist sicherheitspolitisch relevant und in Zeiten von Handelskonflikten mit den USA und China ein Trumpf. Nach eigenen Angaben laufen schon Gespräche mit potentiellen Kunden.

„Unsere Technologie hat es schon in den Weltraum geschafft.“ – Dr. Manfred Horstmann, Geschäftsführer von Globalfoundries Dresden

Sinkendes Vertrauen in Chip-Versorgung aus den USA und Taiwan

Deutschlands Versorgung mit Halbleitern könnte aufgrund der geopolitischen Krisen stark gefährdet sein. Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom unter rund 500 Unternehmen, in denen intensiv mit Halbleitern gearbeitet wird, zeigt: 92 Prozent der Firmen halten insbesondere die Drohungen Chinas gegenüber Taiwan für besorgniserregend. Und nur noch 37 Prozent vertrauen den USA hinsichtlich der weiteren Versorgung mit Chips. „Halbleiter stehen im Mittelpunkt internationaler Wirtschaftskonflikte“, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Studie.

Der US-Konzern, der jahrelang mit dem Bundeswirtschaftsministerium um Subventionen gerungen hat, weil er sich durch die Förderung des Konkurrenten TSMC benachteiligt fühlt, könnte für die Politik ein noch wichtigerer Partner werden. Nun muss nur noch grünes Licht aus Brüssel kommen. Wie ein hoher politischer Besuch abzulaufen hat, da kennt sich Globalfoundries aus. Auch schon die Amtsvorgänger von Friedrich Merz – Gerhard Schröder und Angela Merkel – hatten bei dem Chiphersteller in Dresden eine Visite gemacht.

SZ

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