Florian Reinke und Bastian Raabe
Leipzig/Taucha. Die Etagen stehen leer, die Kunden bleiben weg: Die Filiale von Möbel Kraft am Standort Leipzig/Taucha ist Geschichte. Der Umbau läuft, wie sich vor Ort beobachten lässt. Das ehemalige Möbelhaus ist teils eingerüstet. Die Gebäudefront fehlt, was den Blick auf die Rolltreppen im Inneren freigibt. Auch die große Parkfläche auf dem Vorplatz ist aufgerissen und am von der Autobahn sichtbaren Schild fehlen die Werbetafeln.
Wie geht es jetzt weiter am Standort? Die Unternehmensgruppe Krieger, die hinter Möbel Kraft steckt, investiert 20 Millionen Euro in den Umbau des Standortes, und es lässt sich bereits sagen: Wenig bleibt so, wie es war. „Der Abverkauf ist durch, und jetzt wird alles neu gemacht“, sagt Krieger-Geschäftsführerin Edda Metz dieser Zeitung. Die Rede ist von einer Umflaggung und einem Umbau.
Parkplatz, Eingang und Verkaufsflächen werden umgebaut
Konkret heißt das: Ein neues Höffner-Tor wird künftig Kunden begrüßen – außen gibt es mehr Grün, in den Verkaufsräumen einen modernen Auftritt. „Drinnen wird alles neu gemacht“, sagt Krieger-Chefin Metz. Dazu gehört die Umgestaltung der Verkaufsflächen auf allen Etagen vom Erdgeschoss bis in das dritte Obergeschoss sowie des Restaurantbereiches. Das teilt das Landratsamt Nordsachsen mit, das den Bauantrag bearbeitet. Auch der Außenbereich mit den Parkplätzen soll umgebaut werden. Kein rein kosmetischer Umbau also – sondern ein großer Relaunch.
Für Krieger ist das auch eine Rückkehr zur eigenen Geschichte: Vor 20 Jahren befand sich am Standort ein Höffner, dann erfolgte die Umwandlung zu Möbel Kraft — und jetzt kommt erneut Höffner.
Der Abverkauf ist durch, und jetzt wird alles neu gemacht. – Edda Metz, Geschäftsführerin Krieger Gruppe
Nicht allein in Taucha verschwindet die Marke Möbel Kraft: In Berlin-Wedding hat der Händler ebenfalls seine Filiale geschlossen. Auch hier erfolgt der Markenwechsel in Höffner. Und in Dresden soll eine neue Höffner-Filiale neben dem Kaufpark Nickern entstehen. Das bisherige Möbel-Kraft-Haus in Dresden-Altfranken soll dafür abgerissen werden.
„Vollständig verschwinden wird die Marke Möbel Kraft nicht“, sagt Krieger-Chefin Metz, und doch etabliere man mancherorts jetzt die Marke Höffner. „Höffner ist unsere starke Marke, daher ist es sinnvoll, das zu tun“, erklärt sie. Mit 26 Einrichtungshäusern in Deutschland zählt der Händler zu einem der größten in der deutschen Möbelbranche.

Quelle: Bastian Raabe
Der millionenschwere Umbau unmittelbar an der Stadtgrenze zwischen Leipzig und Taucha wird in der Möbelbranche mit Interesse verfolgt. Denn er kommt in einer für die Branche stürmischen Zeit: Nach einem Umsatz-Rekord 2022 brachen die Erlöse um sechs Prozent auf 23,9 Milliarden Euro im Jahr 2024 ein – die Möbelindustrie steckt in der Krise. Auch 2025 bleibt keine Zeit zum Durchatmen: Im ersten Halbjahr sank der Umsatz der Möbelindustrie laut Verband der Deutschen Möbelindustrie um etwa 5,1 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Warum der Einbruch? Kurz gesagt: Es wird zu wenig gebaut, die Käufer sparen, und die Branche kämpft mit billiger Konkurrenz aus China.
Ausbau für mehr Online-Verkauf
Zugleich ändert sich das Spielfeld. Wer nicht stationär shoppen will, bestellt Online – was sich in steigenden Umsätzen im E-Commerce zeigt. Wer nicht ins Hintertreffen geraten will, muss sich also neu aufstellen: Gesucht sind kombinierte Geschäftsmodelle aus Laden- und Onlinegeschäft. Es ist ein Anpassungsdruck, dem große und kapitalstarke Händler besser standhalten können. Sie können investieren, Flächen umgestalten und Logistik ausbauen.
Genau das tut Krieger auch westlich von Leipzig: Am Shoppingcenter Nova in Günthersdorf wird ein Hochregallager erweitert; die Baustelle dürfte vielen Autofahrern auf der A9 bereits auffallen. Geschäftsführerin Metz spricht von „Investitionen in die Zukunft“ – auch im Bewusstsein, dass der Onlinevertrieb für den Möbelhandel wichtiger wird.
Gut möglich, dass der Kampf um Kunden in der Region zudem bald in eine neue Phase tritt: Konkurrent XXXLutz treibt seine Expansion voran und will einen großen Markt im Leipziger Westen auf dem alten Praktiker-Gelände errichten. Der Austausch mit der Stadt Leipzig zum Projekt laufe, hieß es zuletzt vom Unternehmen. Diesen Abstimmungen wolle man nichts vorwegnehmen.
Für Kundinnen und Kunden heißt das: Das gewohnte Möbelgesicht verändert sich. Höffner zieht in Taucha ein, Regale werden neu sortiert — und wer Möbel shoppen will, erlebt einen Markt, der sich rasch verändert. Bis zur Neueröffnung bleiben knapp vier Monate: Ende Februar soll der Möbelverkauf im neuen Höffner-Haus starten.


