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Das geschieht gerade rund um Zinnwald Lithium in der Region

Eine wöchentliche Sprechstunde für Bürgersorgen, gut vernetzte Bürgerinitiativen - und dann gibt es noch Ralf.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht das Haus eines Steinbruchs.
Diese Sprühereien fand Steinbruchbesitzer Hendrik Schwarz auf seinem Betriebsgelände in Bärenstein im Juni 2024. Quelle: Hendrik Schwarz

Altenberg. Seit September zeigt Zinnwald-Lithium (ZL) Präsenz in der Region: Seit Juni diesen Jahres lautet die Adresse des Firmensitzes Zinnwalder Straße 15 – fürs Handelsregister genauso wie in Natura, wo unter dieser Adresse die Halle für das Bohrkernarchiv des Bergbauunternehmens zu finden ist.

Zugänglich ist es auch: Jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr gibt es eine Sprechstunde, in der Bürger ihre Fragen loswerden können: „Neben den persönlichen Gesprächen mit unseren Spezialisten ist vor allem der Austausch für uns wichtig.“, schreibt ZL-Geschäftsführer Marko Uhlig. „Ich wünsche mir, dass sich das Besucherzentrum als Treffpunkt und Anlaufstelle für Informationen aus erster Hand etabliert.“

Vor Ort gäbe es auch Schautafeln, Gesteinsproben und Anschauungsmaterial zum modernen Bergbau und den Aufbereitungsprozessen. Uhlig beteuert, dass es ihm nicht nur ums Erklären der anstehenden Bergbauarbeiten gehe, sondern auch darum, das Feedback der Besucher aktiv einzuholen. Wer möchte, kann Vorteile, Nachteile und persönliche Themen auch verschriftlicht in den Briefkasten an der Halle stecken oder per Mail senden.

Zinnwald Lithium bringt Veränderungen

Das ist das Angebot eines Unternehmens, das in der Region quasi mit Argusaugen beobachtet wird. Stichwort Verkehr, Stichwort Natur: Dass der geplante Lithiumabbau in Zinnwald Veränderungen im Lebensumfeld mit sich bringen wird, ist sicher. Die Frage ist nur, wie und wo genau – denn was den Standort der Aufbereitungsanlage betrifft, sei die ZL am „Planen, planen, planen, aber es ist noch nichts vorstellungsreif.“

Nur die Zinnwalder haben Gewissheit, dass bei ihnen das Lithium abgebaut wird. Von den Ergebnissen der Erkundungsbohrungen schließt ZL darauf, dass rund 430.000 Tonnen Lithium in einem Flöz unter dem Ort lagern. Allerdings stellt ZL auf seiner Webseite klar dar, wie sich das Unternehmen den weiteren Transport des Erzes vorstellt: Durch den knapp vier Kilometer langen Entwässerungsstollen, dessen Bau die Treuhand nach der Schließung des VEB Zinnerz Altenberg finanzierte, um die aufgegebenen Stollen und Schächte Untertage zu sichern. 20 Millionen Euro, rechnet ZL vor, würde es kosten, heutzutage solch einen Stollen zu bauen. Naheliegend ist es, die vorhandene Infrastruktur nutzen zu wollen.

Austausch auch mit tschechischer Seite

Das Problem: Der Stollen endet an der Spülkippe im Tal der kleinen Biela nahe Bärenstein. Hier steht nahezu alles unter Naturschutz, der Rest sind ebenfalls geschützte Flora-Fauna-Habitate und Berg-Mähwiesen. Vielleicht deshalb, vielleicht auch wegen des kniffligen Weitertransports, überraschte ZL die Liebenauer im März diesen Jahres mit Plänen für eine „Aufbereitungsanlage Zinnwald Lithium“ in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Seitdem gibt es neben der Bürgerinitiative Bärenstein und der Interessengemeinschaft Zinnwald gegen den geplanten Lithiumabbau noch eine BI in Liebenau. Sie sind gut vernetzt – nach eigener Aussage auch mit tschechischen BIs, die sich auf ihrer Seite des Erzgebirgskamms gegen den Lithiumabbau formiert haben.

Aufruf zur Sachbeschädigung im Steinbruch

Und jetzt gibt es auch noch Ralf: Diese rot gesprühten Buchstaben fand Hendrik Schwarz auf den Bürocontainern seines Bärensteiner Steinbruchs, dazu die Wörter „Objekt wartet auf Brandstifter“. Ein klarer Aufruf zur Sachbeschädigung also. „Der Polizeidirektion Dresden, Staatsschutz ermittelt in insgesamt drei Fällen. Der erste ist am 20. Juni 2024 bekannt geworden“, schreibt die Polizei dazu auf Anfrage von saechische.de: „Der Staatsschutz ermittelt unter anderem wegen Sachbeschädigung und Bedrohung. Zudem werden die entsprechenden Gebiete verstärkt bestreift.“

Hendrik Schwarz hatte seinen Steinbruch im Laufe der langen Vorplanungen von ZL einst als Standort oder Teilstück für eine Aufbereitungsanlage angeboten. Ob es dazu kommt, weiß noch keiner. Doch offensichtlich wird er dafür angefeindet, denn „Ralf“ hat eine Vorgeschichte: Nachdem es bereits im Frühjahr 2024 eine Sprühaktion am Mundloch des Entwässerungsstollens gab, schrieb die BI Bärenstein auf ihrer Homepage: „Setzt bitte ein Zeichen, das ersichtlich macht, wer für die Aktion verantwortlich ist“ und schlug „Ralf“ für „Radikale Anti Lithium Fraktion“ vor.

Fachtag zum Lithiumabbau in Lauenstein

„Das war ein Scherz“, sagt BI-Mitglied Malte Eismann dazu. „Wir hatten schon damals geschrieben, dass wir uns von solchen Aktionen distanzieren.“ Um Missverständnissen vorzubeugen, nahm die BI das ganze Statement schnell wieder von der Homepage. Die Bärensteiner BI stehe auch nicht im Fokus ihrer Ermittlungen, teilt die Polizei mit.

Einen Termin mit allen Beteiligten hat jetzt die Grüne Liga Osterzgebirge geplant: Am 20. November soll es im Schloss Lauenstein einen ganzen Tag um „Lithium und die Verkehrs- und Energiewende“ gehen – „Eine Annäherung an das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln“. „Wir haben Experten aus verschiedenen Feldern eingeladen“, sagt Jana Petzold von der Servicestelle für Bildung und nachhaltige Entwicklung. Darunter Vertreter von ZL, vom alten Zinnerz und vom Naturschutz.

SZ

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