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Verwandter von bekanntem Görlitzer Fleischermeister übernimmt das Bürgerstübl

Christian Büttner setzt auf gute deutsche Küche und bietet sogar Bratwurst aus der Fleischerei Nitsche an. In seinem neuen Team aber arbeiten internationale Profis zusammen.

Lesedauer: 4 Minuten

Ingo Kramer

Görlitz. Christian Büttner ist begeistert: Himmelfahrt hatte er den Biergarten des Restaurants Bürgerstübl in der Görlitzer Neißstraße 27 den ersten Tag geöffnet – und von 11 bis 20 Uhr war gut was los: „Wir haben 70 Essen und 300 bis 400 Getränke verkauft“, freut sich der 37-Jährige, der das Restaurant künftig betreiben wird.

Über Himmelfahrt und Pfingsten testet er für je vier Tage den Biergartenbetrieb und hat mit der „Bierhalle“ in der alten Hausdurchfahrt auch eine Schlechtwetteroption. Ab 15. Juni will er dann richtig eröffnen, also sowohl Restaurant als auch Biergarten. Damit endet für das jahrhundertealte Traditionslokal eine mehrjährige Durststrecke, in der es weit mehr geschlossen als geöffnet war.

Fleischermeister Klaus Nitsche ist mein Opa-Ersatz, mit ihm will ich noch Zeit verbringen. – Christian Büttner, Bürgerstübl-Inhaber

„Wir wollen gute deutsche Küche anbieten, aber auch eine Spezialitätenkarte mit internationalen Einflüssen, etwa aus der peruanischen Küche“, sagt der neue Pächter. Das Bürgerstübl soll künftig für alle Görlitzer da sein – und für Touristen sowie größere Feiergesellschaften.

Christian Büttner wurde 1987 in Ostberlin geboren und hat die ersten 20 Jahre seines Lebens in Berlin verbracht. Seine Wurzeln aber hat er woanders: „Mein Vater ist Dresdner, meine Mutter Görlitzerin.“ Genauer gesagt, entstammt seine Mutter der Familie der bekannten Fleischerei Nitsche in der Südstadt, deren Bratwurst es künftig auch im Bürgerstübl gibt.

Die Familie sei der Grund, warum er vor zweieinhalb Jahren mit seiner chilenischen Frau, zwei Kindern und Hund nach Görlitz gezogen ist: „Fleischermeister Klaus Nitsche ist mein Opa-Ersatz, mit ihm will ich noch Zeit verbringen.“

Christian Büttner und Martin Urban (v.l.) pachten seit Februar das Hotel „Zum Hothertor“ in Görlitz von Gunnar Buchwald (r.), der es in den vergangenen 17 Jahren betrieben hatte.
Christian Büttner und Martin Urban (v.l.) pachten seit Februar das Hotel „Zum Hothertor“ in Görlitz von Gunnar Buchwald (r.), der es in den vergangenen 17 Jahren betrieben hatte.
Quelle: Martin Schneider

Doch Büttner ist nicht einfach von Berlin nach Görlitz gezogen, sondern hat zwischendrin auf der ganzen Welt gelebt. In Bochum hat er acht Jahre lang Sportwissenschaften studiert, in Australien hat er in der Gastronomie gearbeitet und dort auch seine Frau kennengelernt, die ihn später in ihr Heimatland gelockt hat: „Ich habe für vier Jahre in Chile gelebt.“

Das Thema ‚Gastgeber sein‘ hat mich schon immer fasziniert, ich will mit Menschen arbeiten. -Christian Büttner, Bürgerstübl-Inhaber

In Görlitz ist er beruflich breit aufgestellt. „Angefangen habe ich mit dem Betreiben von Ferienwohnungen, sechs Stück sind es mittlerweile“, sagt er. Seit Februar ist er – gemeinsam mit Martin Urban – neuer Betreiber des Hotels „Zum Hothertor“. Und jetzt kommt das Bürgerstübl hinzu. Zudem hat er noch einen Job, „um die Familie zu ernähren“: Er ist in Teilzeit bei einem Konzern angestellt im Vertrieb von Webseiten für kleine und mittelständische Unternehmen. Damit verdient er Geld.

Noch wird im Bürgerstübl Kleidung ausgestellt

Die anderen drei Standbeine sind das, worauf er richtig Lust hat: „Das Thema ‚Gastgeber sein‘ hat mich schon immer fasziniert, ich will mit Menschen arbeiten.“ Dass das nun im Bürgerstübl klappt, war eine extrem spontane Entscheidung: Noch bis Pfingsten nutzt die Modedesignerin Sabine Wagner den vorderen Gastraum, um ihre Kleidung auszustellen.

„Vor drei Wochen war ich drinnen und da entstand die Idee, die Gaststätte zu übernehmen.“ Die Architektur und das Mobiliar gefallen ihm, der Charme des Alten: „Es muss nicht immer alles neu sein.“

Von da an ging es ganz schnell, mit seiner Vermieterin Maria Laux ist er inzwischen schon per „Du“. Zudem hat er in Windeseile ein internationales Spitzenteam zusammengestellt. Sebastian Gonnsen ist der Chefkoch. Der 50-Jährige stammt aus Hessen, hat in Frankfurt am Main gelernt, später in London und Hamburg gekocht – und zuletzt im Skiort Ischgl bei Sternekoch Benjamin Parth. Seit zwei Wochen lebt Gonnsen in Görlitz. „Mich hat einerseits die Historie des Lokals gereizt, andererseits die Chance, mit Jansen Bowden zusammenzuarbeiten“, sagt Gonnsen.

Das Restaurant "Bürgerstübl" auf der Neißstraße stand jahrelang leer. Jetzt ist es wieder belebt.
Das Restaurant „Bürgerstübl“ auf der Neißstraße stand jahrelang leer. Jetzt ist es wieder belebt.
Quelle: Martin Schneider

Bowden ist US-Amerikaner aus Austin/Texas, ein extrovertierter Typ. „Ich kenne ihn schon seit 20 Jahren“, sagt Gonnsen. Bowden kommt am 7. Juni das erste Mal nach Görlitz. Büttner stellt ihn als Restaurantleiter an. Selbst will Büttner aber auch ab und an im Bürgerstübl mit anpacken: „Ich werde im Service aushelfen.“ Es sei ihm wichtig, für die Gäste da zu sein und zu erfahren, was sie wollen, erklärt er. Gleich am Himmelfahrtstag habe er viele Leute gefragt, was sie sich wünschen. Die Hauptantwort: „gute deutsche Küche“.

Die soll es nun tatsächlich geben. Derzeit ist Büttner dabei, das Team zu komplettieren: „Ich suche noch eine erfahrene Küchenhilfe, einen Hilfskoch und Servicepersonal.“ Zudem feilt er noch an den Öffnungszeiten. Zu Pfingsten soll ab 11.30 Uhr durchgängig geöffnet sein (Freitag erst ab 17 Uhr). Und später, wenn das Bürgerstübl regulär offen ist, mindestens am Wochenende ganztägig. Unter der Woche ganztägig oder nur abends. Montag und Dienstag werden voraussichtlich Ruhetage sein.

Maria Laux ist ganz angetan von ihrem neuen Pächter. Sie hat im zweiten Hinterhof Hopfen angepflanzt, der schnell hochwachsen und ein grünes Dach bilden soll. Dann gäbe es sogar zwei schattige Hinterhöfe: den jetzt schon beliebten Kastanienhof mit dem uralten Kastanienbaum – und den zusätzlichen Hopfenhof.

SZ

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