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Das ist der kleinste Campingplatz Sachsens

Das Ferienobjekt im Pirnaer Ortsteil Jessen hat nur drei Stellplätze, aber internationale Gäste aus fast 100 Ländern. Und die Betreiber planen Neues.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht eine Familie.
Isa und Hans John betreiben mit viel Engagement das Ferienobjekt Altjessen 57. Alexandra Allnoch (Mitte) ist Mitarbeiterin. © Karl-Ludwig Oberthür

Von Mareike Huisinga

Etwas versteckt liegt der Campingplatz mitten im Herzen von Jessen, aber er hat etwas Besonderes. „Laut ADAC sind wir mit unseren drei Plätzen für Zelte oder für Wohnmobile der kleinste Campingplatz in Sachsen“, sagt Hans John. Er ist Mitinhaber des Ferienobjektes Altjessen 57, zu dem nicht nur der Campingplatz gehört, sondern auch Ferienwohnungen, eine kleine Pension sowie ein angesagtes Lokal.

Mini-Campingplatz bei Pirna: Die Welt zu Gast in Jessen

Trotz der etwas abgelegenen Lage ist der Standort bei Urlaubern überaus beliebt. Stolz zeigt Hans John die lange Liste der Länder, aus denen die Gäste bisher den Weg nach Jessen fanden. Fast 100 Nationen sind darauf zu finden. Unter anderem kommen die Urlauber aus Peru, Iran, Namibia, Estland, Schweden Russland und Mexiko. „Das ist wirklich Wahnsinn. Als wir angefangen haben, hätten wir nie mit solch einem großen Erfolg und einer solchen Nachfrage gerechnet“, blickt Hans John zurück. Demnächst möchte er den Betrieb vergrößern und zwei sogenannte Campingfässer im Garten zusätzlich aufstellen, in denen jeweils zwei Personen bequem übernachten können. 

Der Anfang: Aus Garage wird Pensionszimmer

Angefangen hatte alles mit der Pension. Neben dem Wohnhaus befindet sich ein kleines separates Haus, in dem damals eine Garage und eine Werkstatt untergebracht waren. Die Garage ließ die Familie John zu einem Doppelzimmer für die Pension ausbauen. Schnell kamen zwei Ferienwohnungen dazu. Zwar war die Anlage zunächst ein Geheimtipp, allerdings sprach es sich immer mehr herum, dass man in Jessen gut Urlaub machen konnte. 

2019 fragte ein Freund von Hans John nach, ob er sich mit seiner Familie für einige Tage einquartieren könnte. Jedoch war damals alles belegt. Hans John wollte nicht absagen und räumte mit seiner Frau kurzerhand die eigene Wohnung im Haupthaus, um Platz für den Kumpel zu machen. Man kam auf den Geschmack. „Seitdem übernachten wir in unserem Wohnmobil, das auch auf unserem Grundstück steht, im Sommer wie im Winter. Es ist unser Schlafzimmer. So haben wir eine Fewo mehr“, sagt der Pirnaer mit einem Schmunzeln. 

Später kam der offizielle Campingplatz mit den drei Stellflächen dazu. Was man von der Straße aus nicht sieht, ist der Außenpool mit einem großen Sandspielplatz für die kleineren Gäste sowie der idyllische Fischteich. „Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Hans John. 

Jessener Campingplatz hat eigenes Festzelt

Auf dem Gelände finden zusätzlich Veranstaltungen statt. Erst zu Himmelfahrt war das extra dafür aufgebaute Zelt rappelvoll. Nicht viel weniger Gäste kommen zu den traditionellen Sommerfesten sowie zum Herbstfest. Und auch bei der Silvesterfeier lässt man es in Altjessen 57 so richtig krachen. 

Ärger wegen der Lautstärke mit den Nachbarn? „Nein, wir haben keine Schwierigkeiten. Im Gegenteil. Die Nachbarn kommen ebenfalls zu unseren Veranstaltungen und außerdem werden in unserem Gastzimmer oft Familienfeste der Jessener gefeiert. Es passt“, meint der Gastwirt. Überhaupt sei sein Familienunternehmen gut in dem Dorf integriert. „Zum Beispiel sponsern wir auch den Reit- und Fahrverein Pirna-Jessen“, fügt der 62-Jährige hinzu. 

In der Gasthausküche der Oma aufgewachsen

Hans John ist quasi von Fach, allerdings nicht aus der Region. Er wuchs im Erzgebirge auf, in dem Gasthof seiner Großeltern in der Nähe von Affalter. „Schon damals war ich am liebsten bei meiner Oma in der großen Küche, habe mich aber auch immer gerne mit den Gästen unterhalten“, blickt Hans John zurück. 

Nach dem Schulabschluss lernte er allerdings Elektromechaniker. „Kurz vor der politischen Wende hatte ich die Faxen dicke vom Kabelschächte-Aufschlitzen bei Eiseskälte“, sagt er. Da kam ihm die Annonce eines Hamburger Unternehmens, das Kaufleute suchte, gerade recht. Kurzentschlossen zog er in die Hansestadt und absolvierte dort ein BWL-Studium. Nebenbei arbeitete er für eine Versicherung.

Über Umwege kam Hans John 2004 nach Sachsen zurück, um in Dresden unter anderem im Personalwesen zu arbeiten. 

Familiäre Atmosphäre in Jessener Campingplatz

Im Herbst 2010 hatte er die Idee, den Malerweg entlangzulaufen und startete dafür aus Dresden. Halt machte er in Altjessen, um auf einer Hofauffahrt im Freien zu frühstücken. Dieser Stopp sollte sein Leben komplett verändern. Denn Isa, seine zukünftige Frau, sah den Wanderer aus ihrem Fenster in der Nummer 57 und lud ihn spontan zu einem Kaffee ein. Daraus wurde schließlich eine Hochzeit. „Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Hans John, der später von Dresden zu seiner Liebsten nach Jessen zog. 

2014 schließlich kam die Familie auf die Idee, das Anwesen zu einem Ferienobjekt auszubauen. „Schließlich bin ich ja auch mit Gastronomie aufgewachsen; so war es nur folgerichtig“, meint Hans John. Er überlegt einen Moment und sagt dann: „Jeden Tag neue Menschen kennenlernen zu dürfen, ist für mich etwas Wunderschönes.“ 

Vermutlich wird das ebenso umgekehrt geschätzt. Denn aufgrund der familiären Atmosphäre sind zahlreiche Gäste zu Freunden geworden. „Erst vor Kurzem wurden wir von Freunden aus Sizilien, die bei uns in Jessen früher Urlaub gemacht hatten, nach Italien eingeladen“, berichtet der Unternehmer.

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