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„Das ist schon cool“: Brauerin aus dem Dresdner Watzke ist Sachsens Hopfenprinzessin

Elsa Raukas ist die erste Brauerin im Dresdner Brauhaus Watzke - und jetzt auch die erste Hopfenprinzessin. Warum ihr das zuerst Angst machte und wie ihr eigenes Bier schmeckt.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Elsa Raukas, die erste Brauerin im Dresdner Watzke.
Elsa Raukas ist die erste Brauerin im Dresdner Watzke - und jetzt auch Hopfenprinzessin. © Marion Doering

Von Dirk Hein

Dresden. Das Diadem funkelt und liegt spürbar schwer in der Hand, doch noch fremdelt Elsa Raukas etwas mit Krone und Schärpe, die sie als Hopfenprinzessin der Anbauregion Elbe-Saale auszeichnet.

„Ich wollte nie Prinzessin werden“

„Es fühlt sich komisch an, als Kind wollte ich nie Prinzessin werden, ich habe eher mit Autos gespielt. Ich mag nicht so im Mittelpunkt stehen“, gesteht die 23-Jährige – und ahnt doch, dass sie im Dresdner „Watzke“ dies zumindest in den kommenden zwei Jahren immer häufiger sein wird.

Die junge Estin ist dabei erst seit vier Jahren in Deutschland und Österreich beheimatet, hat in Bayern angefangen, ihre Ausbildung zur Brauerin zu absolvieren, wechselte im vergangenen Jahr der Liebe wegen nach Dresden und damit ins Watzke. Dort ist sie mit Beendigung der Ausbildung die erste Brauerin in der Geschichte des Ball- und Brauhauses überhaupt und obendrein nun auch noch Hopfenprinzessin.

„Wir sind stolz wie Bolle auf Elsa“, sagt Braumeister Jens Berndt, der auf die Frage nach den Besonderheiten einer Brauerin zuerst ins Zögern gerät. „In erster Linie ist es ein Handwerk. Wenn ich die Elsa betrachte – die kann genauso gut anpacken wie Männer, die kann genauso den 25-Kilo-Sack hochheben.“

Dennoch ist mit der ersten Frau an den Kesseln im Watzke doch auch etwas anders geworden. „Sie hat Frische in unseren Männer-Beruf gebracht“, sagt Braumeister Berndt.

Gemeint ist das in mehrfacher Hinsicht: Elsa Raukas lebt seit 2020 in Deutschland und Österreich, jobbte in Hotels in Tirol und Südtirol, startete dann ihre Ausbildung in einer bayrischen Brauerei und steht jetzt im Watzke allein schon wegen ihres Akzentes, einer unbeschreiblichen Mischung aus Bayrisch und ihrer Heimatsprache, ein bisschen im Mittelpunkt.

2.200 Liter „Gesellinnensud“ sind ausverkauft

Als „frisch“ beschreibt Braumeister Berndt auch das erste eigene Bier der jungen Brauerin, ihren Gesellinnensud „Eesti Õlu“. Das bezeichnet ein estnisches Helles, was bayrische und estnische Brautraditionen kombiniert, wobei der estnische Einfluss überwogen hat. Elsa Raukas hat dafür Malze und Hopfen selber ausgesucht. Die fruchtige, grasige und krautige Note des Bieres verbindet die 23-Jährige mit ihrer Heimat.

2.200 Liter von dem Bier wurden im Watzke gebraut. Drei Wochen später war alles ausgetrunken. „Das Bier hat den Leuten geschmeckt“, sagt der Watzke-Braumeister. Vor allem Frauen hat die junge Brauerin damit abgesprochen. Jetzt überlegen die Watzke-Chefs, das Bier als ein Monat-Bier in den Kalander für 2025 aufzunehmen.

Ausschlaggebend für Elsa Raukas Krönung zur Hopfenprinzessin war übrigens ein erster Bericht über die damals noch Auszubildende auf Sächsiche.de. Der wurde von den Brauern der Region aufmerksam gelesen, auch vom 1. Vorsitzenden im Hopfenpflanzerverband Elbe-Saale, Reiner Joachim. Der kam im Watzke vorbei und überzeugte Elsa von der Bewerbung. Mitte August wurde die junge Brauerin dann beim Hopfenball in Rosswein von den Hopfenbauern der Elbe-Saale-Region feierlich zur Hopfenprinzessin gekürt.

Raus aus der Komfortzone und rauf auf die Bühne

„Mein erster Gedanke war eigentlich: Nein, das will ich nicht, ich müsste raus aus meiner Komfortzone“, erinnert sich die 23-Jährige, die noch immer sagt: „Ich bin nicht so extrovertiert und selbstbewusst. Als Prinzessin fühle ich mich aufgeregt ängstlich, es ist aber schon cool.“ Mit dabei ist also auch viel Stolz. „Neben der Weinkönigin bin ich jetzt das ‚kleine Gesicht‘ des Anbaugebietes. Ich will unser Bier bewerben, das Watzke vertreten.“

Das geschieht ganz klassisch, zum Beispiel auf der Braumesse in Nürnberg, auf der Elsa Raukas drei Tage vor Ort sein wird, auf Hopfenrundfahrten und Werksbesichtigungen. Die junge Estin hat aber auch ihre Heimat im Blick. „In Estland wächst kein Hopfen, daher wird dieser aus Deutschland bezogen. Mit meiner Rolle repräsentiere ich auch Estland.“ Über Freunde und Kontakte in ihrer Heimat will sie dort für Hopfen und Biere aus ihrer neuen Wahlheimat werben.

Auch im Watzke wird die Hopfenprinzessin neue Aufgaben bekommen. Zum ersten Schlagerball im Ballsaal des Brauhauses wird sie mit in der Jury zur Wahl der Ballkönigin sitzen. „Wenn ein Fassbieranstich ansteht, wird sie dabei sein“, sagt Braumeister Berndt.

Die nächsten Jahre will die junge Frau weiter im Watzke arbeiten, später vielleicht Braumeisterin werden und vielleicht auch in ihre Heimat zurückkehren. „Mal sehen, was so kommt. Als Prinzessin stehen mir nun ja alle Wege offen“, scherzt sie und mit Blick auf ihre Krone dann auch ein ganz klein wenig stolz.

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