Noch haben die Elbe Flugzeugwerke keine Entscheidung getroffen, wie es weitergeht. Aber die Anzeichen verdichten sich, dass es mit dem Verwerten schrottreifer Flieger in Rothenburg nichts wird.
Von Frank-Uwe Michel
Seitdem die Elbe Flugzeugwerke (EFW) in Rothenburg das Projekt Flugzeugrecycling begonnen haben, keimt Hoffnung – nicht nur in der Neißestadt. Zu oft schon wurde die in der Vergangenheit enttäuscht. Mit chinesischen Automobilträumen oder Rosenzuchtprojekten. Nichts davon wurde Wirklichkeit.
Mit dem Engagement der Dresdener Flugzeugspezialisten ist Seriosität eingekehrt in die Standortentwicklung am Airport am Rande der Stadt. Das muss nicht unbedingt mit Erfolgsmeldungen verbunden sein. Aber es verheißt, dass die Zukunft ohne Luftschlösser vorangetrieben wird. Ohne Blasen, die allzu schnell zerplatzen. Damit dies nicht passiert, lässt man sich Zeit. Denn noch immer liegt kein offizielles Ergebnis vor, was das Verwerten der beiden zerlegten Schrott-Flieger betrifft.
Der erste war Ende 2020 eingeschwebt. Bis ins Frühjahr 2021 hinein wurde er auseinandergenommen. Sortiert nach Teilen, Baugruppen und Materialien. Mit dem Ziel, alle noch gebrauchsfähigen Dinge zu vermarkten. Weil das aber keine zufriedenstellenden Erkenntnisse brachte, kam im November 2021 Flieger Nr. 2. Auch bei ihm hieß es vordergründig: Erkenntnisse sammeln und Kunden akquirieren, die gebrauchte Flugzeugteile verarbeiten wollen. Dies zog sich bis in den März 2022 hin.
Finanziell weit von Erwartungen entfernt
Inzwischen hat nicht mehr Andreas Sperl bei EFW das Sagen, seit April 2022 sitzt der Spanier Jordi Boto auf dem Chefsessel des Konzerns. Er will offenbar ganz genau prüfen lassen, ob sich das neue Geschäftsfeld in Rothenburg lohnt oder nicht. Bei einer SZ-Anfrage im August hatte Sprecherin Anke Lemke mitgeteilt, dass die Untersuchungen noch liefen, Ergebnisse gebe es deshalb nicht. Erst im Herbst solle es konkreter werden.

Inzwischen steht der Winter vor der Tür. An der Antwort der Elbe Flugzeugwerke hat sich nicht viel geändert: Das Recyclingprojekt werde weiterhin ausgewertet, abschließend entschieden sei noch nichts. Allerdings teilt Anke Lemke nach Rücksprache mit EFW-Chef Boto mit: Finanziell sei man weit von den eigenen Erwartungen entfernt. Hinzu kämen technische Herausforderungen, die sich während der Umsetzung ergeben hätten. Im nächsten Jahr werde das Thema mit den „Shareholdern“ – den Gesellschaftern – diskutiert. Darüber hinaus prüfe EFW, „ob sich andere Möglichkeiten des Engagements in Rothenburg ergeben könnten.“
Konkret dürfte das also heißen: Mit der Fortführung des Flugzeugrecyclings wird es eher nichts. Wenn es überhaupt weitergeführt werden sollte, dann wahrscheinlich nicht hier. Allerdings scheinen die Dresdner trotzdem weiter an dem Standort interessiert. Offenbar gibt es zur Zukunft des EFW-Engagements in der ersten Dezember-Hälfte ein klärendes Gespräch zwischen Geschäftsführer Jordi Boto und Landrat Stephan Meyer.
Was dies für die Bemühungen des Landkreises bedeutet, die Infrastrukturbedingungen vor Ort zu verbessern, ist ungewiss. Im August hatte Wirtschaftsdezernent und Flugplatz-Geschäftsführer Thomas Rublack mitgeteilt, dass die Voraussetzungen bereits stark verbessert wurden. So seien in extra aufgestellten Containern Büro- und Sozialräume geschaffen worden. Außerdem habe man die elektrische Anlage des Hangars angepasst. Rublack kündigte aufgrund beantragter Fördermittel weitere Investitionen und Sanierungsmaßnahmen für den Winter und das nächste Jahr an.