Die Dekra Automobil GmbH verstärkt von Bautzen aus ihr Engagement in Kamenz ganz erheblich. Bisher war man in einem kleinen Anbau am Autohaus Winter auf der Hohen Straße zugange, jetzt ist genau gegenüber innerhalb nur weniger Tage eine weithin sichtbare Containeranlage entstanden. Eine sogenannte „kleine Prüfstelle“, wie es offiziell heißt. Aber klein ist anders, jedenfalls für hiesige Verhältnisse.
Besonders erstaunlich ist, wie flink das durchaus auch stadtbildverändernde Ensemble am Bautzner Berg entstanden ist. Für ein paar Stunden musste am Mittwoch die Staatsstraße 100 gesperrt werden, dann stand der Kubus. Auf drei Tiefladern war das insgesamt 26 Tonnen schwere Fertigteil-Bauwerk seit Montagabend aus dem Münsterland herangekarrt worden. Der Kranfahrer der Firma Kunze aus Radeberg sorgte für die nötige Präzision – und ruckzuck waren die Bauteile zusammengesteckt und verschraubt.
Am Freitag voriger Woche wurde noch fleißig gewerkelt, wovon sich auch Jens Reifenstein von der Dekra Bautzen überzeugen konnte. Der Leiter der Fachabteilung Technische Prüfstelle packte hier und da auch selbst mit an. Die Kfz-Prüfer wollen mit ihrem Engagement näher an die Kundschaft – sowohl an die Autohäuser, als auch an die Autofahrer direkt. Die Investition in die Zukunft ist nicht zuletzt den immer höheren Anforderungen an die Prüfstände geschuldet. „Viele Autohäuser können sich die erheblichen Ausgaben in die Technik nicht mehr leisten“, sagt Reifenstein, der selbst auch als amtlich anerkannter Sachverständiger fungiert. Vor allem für die Prüfstände für Bremsen oder Scheinwerfer ist mittlerweile ein Präzision gefragt, die besondere Apparaturen verlangt. Und zum Ende des Jahres werden die Schrauben noch weiter angezogen. „Gerade auch, was den Abgastest betrifft“, sagt der Diplom-Ingenieur (FH).
Der Prüf-Kubus wird mit den modernsten Anlagen ausgestattet. Auch einer Scherenhebebühne, die längst die berühmten Werkstatt-Gruben abgelöst hat. Interessant ist, dass der Doppelcontainer gleich mit jeder Menge Interieur angeliefert wurde. Einschließlich Klimaanlage, Büroteil mit Schreibtisch, Schränken und sogar kleinem Küchenteil mit Mikrowelle. „Das gehört zu unserem Service“, bestätigt Steffen Trodler von der Firma Schunk Mobilraum GmbH aus Stadtlohn, die auf diverse Modul-Containerlösungen spezialisiert ist. Noch am Freitagnachmittag wolle man die komplette Prüftstelle bereits an den Auftraggeber übergeben haben, hieß es.
Allerdings wird die Inbetriebnahme des Prüf-Würfels, der für alle Pkw-Typen, Kräder und Anhänger geeignet ist, noch etwas dauern. „Eigentlich wollten wir am 1. April starten, aber noch fehlen die Anschlüsse für Wasser und Strom“, so Tomislav Brnic, der für den Dekra-Konzern von Stuttgart aus das Immobilienmanagement verantwortet. Man arbeite gemeinsam mit der Ewag an einer schnellen Lösung des Problems, bestätigt Jens Reifenstein. „Unbedingt noch vor Ostern wollen wir offiziell in Betrieb gehen.“ Bis dahin werden auch die Außenanlagen fertig sein, damit die Prüfstelle insgesamt ein Hingucker ist. Dazu gehören übrigens auch noch einige Anpflanzungen – als Ersatz für Sträucher, die dem Bauvorhaben weichen mussten.
Die Dekra in Kamenz wird zu den Öffnungszeiten natürlich von jedermann genutzt werden können. Hier gibt es die Prüfplakette für weitere zwei Jahre, wenn alles in Ordnung ist. Ansonsten wird auf die hiesigen Autowerkstätten verwiesen, die dann die Mängel abarbeiten. Natürlich gehen die insgesamt 50 Sachverständigen der Dekra Bautzen auch weiterhin direkt in die Autohäuser, wenn sie gerufen werden.
Von Frank Oehl
Foto: © René Plaul