Dass ein Mann wie er selbst Cremes benutzt, setzt sich in der jungen Generation mehr und mehr durch, so ganz selbstverständlich ist es aber noch nicht. Für den 40-Jährigen schon. Der studierte Lebensmittelchemiker ist Laborleiter bei der Phylak Sachsen GmbH in Burgneudorf. Das Unternehmen hat sich als Hersteller pflanzlicher Arzneimittel in Form sogenannter spagyrischer Essenzen einen Namen gemacht. Die werden nach einer alten, naturheilkundlichen Lehre gemischt. Jetzt ist man auf dem besten Wege, auch in der Naturkosmetik Fuß zu fassen. Mit der Orangencreme zum Beispiel. Dass es nicht aus jedem Tiegel gleich intensiv duftet, liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Natur der Sache. Die Creme ist ein Produkt aus natürlichen Rohstoffen. Dafür legt Alexander Sommer seine Hand ins Feuer.
Seit 2003 ist der Lohsaer bei der Phylak beschäftigt. Studiert hat er in Dresden. Auf der Suche nach einer spannenden beruflichen Herausforderung verschlug es ihn zunächst in die alten Bundesländer. Der Zufall wollte es, dass er diese dann aber doch in der Heimat – in Burgneudorf – fand. Er wurde als Innovationsassistent eingestellt. Da existierte die Phylak Sachsen GmbH sieben Jahre. Das ehemalige Wasserwerk gehörte einst der Gemeinde Spreetal, die das Gelände an den Mann bringen wollte. Es schien wie gemacht für Barbara und Balmahnaden Gopalsamy Naidu. Die gebürtige Hoyerswerdaerin und ihr aus Mauritius stammender Mann hatten sich beim Studium kennengelernt. Seit Ende der 1980erJahre lebt das Ehepaar in der Schweiz, wo sich der studierte Chemiker intensiv mit der Heilkraft von Pflanzen befasste. 1996 startete ihr Unternehmen in Burgneudorf mit wenigen Mitarbeitern in der Herstellung spagyrischer Essenzen. Als Alexander Sommer dort anfing, sollten die Analysemethoden im hauseigenen Labor der Qualitätskontrolle weiter ausgebaut werden. Das war die berufliche Herausforderung, die er sich gewünscht hatte. „Vier Jahre später war das Labor schon auf das Doppelte vergrößert“, sagt er. Inzwischen sind die Aufgaben nicht kleiner geworden. Als Laborleiter trägt er Verantwortung dafür, dass die verwendeten pflanzlichen Inhaltsstoffe den eigenen hohen Qualitätsansprüchen des Unternehmens genügen, und ebenso dafür, dass die Zusammensetzung der Produkte den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Zudem betreut Alexander Sommer zwei junge Leute in ihrer Ausbildung zu Pharmakanten.
Vertrieben werden die spagyrischen Arzneimittel in Apotheken in Deutschland wie auch in Österreich, Belgien, der Schweiz und den Niederlanden. 2010 kamen aus den Apotheken Anfragen, ob Phylak nicht eine Basiscreme entwickeln könnte, um auf dieser Grundlage spagyrische Essenzen auf die Haut auftragen zu können. Dr. Sebastian Hasdorf, bei Phylak für die Kosmetik und deren Qualitätskontrolle zuständig, nahm sich der Sache an und entwickelte mithilfe externer Beratung eine Rezeptur. Zwei Rosencremes, eine reichhaltigere und eine leichtere, kamen daraufhin in die Apotheken. Alsbald entstand die Idee, eine ganze Kosmetiklinie zu entwickeln. Allerdings, so waren die damaligen Bedenken, mag nicht jeder den Rosenduft. Deshalb gibt es inzwischen auch die Orangencreme – und ab September als ergänzende Produkte eine Körperlotion, einen Deobalsam und ein Naturparfüm. „Alle Produkte dieser Linie basieren auf Orangen- und Grapefruit-Öl und enthalten natürlich auch unsere spagyrischen Essenzen“, erklärt Alexander Sommer.
Bis eine Rezeptur für die Herstellung in größeren Mengen tauglich ist, sind viele Schritte notwendig. Beispielsweise um die gewünschte Konsistenz zu erhalten. Die Herstellung kann man sich wie mit einer überdimensionierten Küchenmaschine vorstellen. Von Hand werden die Inhaltsstoffe beigegeben, die Charge per Hand abgefüllt und auch die Cremedosen von Hand etikettiert. Es werden ausschließlich Glastiegelchen verwendet, in 50-Milliliter- und in Reisegröße. Aus ökologischen Gründen der Nachhaltigkeit verzichtet das Unternehmen auf jegliche Umverpackung. Mit Ausnahme des Deobalsams, weil nicht alle Kunden mit der Handhabung vertraut sind.
Mit der Produktion der Creme hat Alexander Sommer selbst kaum etwas zu tun, dafür umso mehr mit ihren Ausgangsstoffen. Die stammen überwiegend aus biologischem Anbau. Die meisten Verbraucher sind an die Düfte der Chemiepalette gewöhnt. Bei gleicher Dosierung der künstlichen Aromen riecht ein kosmetisches Produkt genau wie das andere. Nicht so bei Naturölen. Da sei jede Ernte anders. „Die Öle riechen selbst bei gleicher Dosierung mal intensiver und mal weniger stark und sie sehen auch nicht immer vollkommen gleich aus“, sagt er. Zudem sollen ja die kosmetischen Produkte für eine Weile lagerfähig sein. „Der Begriff Naturkosmetik ist nicht geschützt“, erklärt Alexander Sommer. Deshalb unterzieht sich die Phylak Sachsen GmbH freiwillig einem Zertifizierungsverfahren. Alle kosmetischen Produkte sind Natrue-zertifiziert. Das Label der 2007 gegründeten Organisation in Brüssel signalisiert den Verbrauchern, dass sie sich auf hochwertige Qualitätsprodukte verlassen können. Auch für die neue Orangenkosmetik steht vor Markteinführung die Zertifizierung. Wenn die geschafft ist, ist erst einmal die größte Last genommen. „Aber wir sind schon gespannt auf das Feedback der Kunden“, fügt Alexander Sommer hinzu. Für die Orangencreme jedenfalls gab es bislang nur positive Rückmeldungen: Dass sie wunderbar einzieht, sich deshalb gut als Make-up-Grundlage eignet und dass sie angenehm riecht.
Vertrieben werden die Produkte über den firmeneigenen Online-Shop und in Apotheken. Wenn die Serie komplett ist, sollen die Produkte dann auch im Einzelhandel erhältlich sein.
von Constanze Knappe
Bildquelle: Gernot Menzel